Mechanische Grenzgänger: Maschinenmenschen und Textmaschinen – Untersuchungen zur Motivik und strukturellen Implikationen künstlichen Lebens in der Literatur
Ulrike Küchler studierte 2002-2008 Komparatistik, Philosophie und Amerikanistik in Potsdam und Tübingen. 2008 bis 2009 arbeitete sie als Teaching Assistant am Department of German Studies der Brown University und 2009 bis 2010 als wissenschaftliche Assistentin am Deutschen Seminar/ Internationale Literaturen der Eberhard Karls Universität Tübingen. Sie hielt Seminare zu künstlichem Leben in der Literatur, zu den Grundlagen der Internationalen Literaturen sowie zur Theorie und Motivik von Utopie und Dystopie. Sie ist und war redaktionell für verschiedene Zeitschriften tätig, darunter für die Internationale Zeitschrift für literarische Kultur arcadia, und hat sich auf unterschiedlichen Konferenzen mit Vorträgen und eigenen Panels beteiligt, u. a. der NeMLA 2010 Convention (Montréal) und der ACLA 2011 Convention (Vancouver). Ulrike Küchler ist Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Seit Oktober 2010 promoviert sie an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien.
Im Mittelpunkt des komparatistischen Dissertationsprojekts Mechanische Grenzgänger: Maschinenmenschen und Textmaschinen – Untersuchungen zur Motivik und strukturellen Implikationen künstlichen Lebens in der Literatur (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft) steht die Frage nach den Funktionen und der Inszenierung des Medialen in der Literatur zum künstlichen Menschen.
An der Schnittstelle zwischen künstlichem Mensch, Medialität und künstlerischen Darstellungsformen werden seit dem 18. Jahrhundert die Schöpfung von Mensch und Kunstwerk in Dialog mit den sie hervorbringenden Techniken gebracht: Automaten werden als Komposition (medialer) Prothesen aus Schreibmaschinen, Sprachmaschinen und Musikmaschinen inszeniert; künstliche Kreaturen entstehen in künstlerischen Experimenten aus phonographischen Klängen, photographischen Projektionen und filmischen Präsentationen in den Laboratorien von Kunst und Technik; synästhetische Erfahrungen multimedialer Räume lassen den Menschen und seine Wirklichkeit selbst zum Kunstwerk werden; künstliche Künstler und Rezipienten schließlich stellen die Frage nach der künstlichen Reproduzierbarkeit des Kunstwerks. Sowohl kanonische als auch weniger bekannte literarische Texte (von Jean Paul über Villiers de l’Isle Adam, Jewgeni Samjatin bis hin zu Richard Powers) reflektieren, kommentieren und transformieren damit die diskursive Konstruktion von Maschine und Mensch sowie von Kunst und Medium. Sie erzählen von der imaginativen Entgrenzung menschlicher Kompetenzen, die Maschinen und sprachliche Zeichen zum Leben erwecken, sie übertragen (neue) mediale Techniken in poietische Prinzipien und befragen zugleich die Beziehung des Menschen zu diesen medialen Neuerungen und darüber zu sich selbst.
Die Dissertation beschäftigt sich mit hybriden Figuren und Textformen, die Grenzgänger zwischen scheinbar disparaten Existenzformen sind und versteht sich selbst auf diesem durch intermediale und interdiskursive Bezüge gesäumten Weg sowohl methodisch als auch mit Blick auf das komparatistische Textkorpus nicht zuletzt auch selbst als Grenzgänger.