Die Kritik der Wörter: Geschlecht, Lust und Sprache in al-Shidyaqs 'al-Saq' (1855)
Christian Junge, 1978 in Nürnberg geboren, studierte Arabistik und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Berlin, Paris und Kairo. Sein Magisterstudium an der Freien Universität schloss er 2008 mit einer Arbeit über Metafiktion und Identität in der postmodernen ägyptischen Literatur ab. Von 2008 bis 2011 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Seminar für Semitistik und Arabistik der Freien Universität Berlin. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind früh- und spätmoderne arabische Literatur, ägyptische Literatur und Metafiktionsforschung. Christian Junge arbeitete darüber hinaus u.a. als Projektleiter der Internetplattform MIDAD-Junge arabische Autoren der Goethe-Institute Nahost/Nordafrika (2004) und als wissenschaftlicher Beirat und Moderator für das internationale literaturfestival berlin – Schwerpunkt Arabische Welt (2009) und Übersetzer für Lisan. Zeitschrift für arabische Literatur. Er ist Co-Koordinator der internationalen Sommerschulreihe "Arabische Philologien im Blickwechsel" und assoziiert mit "Language-Philology-Culture. Arab Cultural Semantics in Transition an der University of St. Andrews" (https://arts.st-andrews.ac.uk/arsem/). Seit 2011 ist Christian Junge an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule im Promotionsstudium „Literaturwissenschaftliche Studien“ immatrikuliert.
Mein Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der literarischen Sprachbetrachtung als Form der Gesellschaftskritik im 19. Jahrhundert. In der Nahḍa, der literarischen und kulturellen Erneuerungsbewegung der arabischen Welt von Mitte des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts, vollzieht sich ein „lexicographical turn“ (Bou Ali), eine neue Hinwendung zur arabischen Sprache unter den veränderten Vorzeichen der Zeit. Zu seinen wichtigsten Akteuren zählt Aḥmad Fāris aš-Šidyāq (ca.1805–1887), der sich in zahlreichen lexikographischen, pädagogischen und essayistischen Werken mit der arabischen Sprache und ihrer Rolle für die Nahḍa auseinandersetzt. Mit as-Sāq ʿalā s-sāq fī mā huwa l-Fāryāq (‚Bein über Bein – Über al-Fāryāqs Dasein‘) verfasst aš-Šidyāq ein epochales Werk, indem er Lexikographie literarisch inszeniert. Mein Dissertationsprojekt macht erstmals in der Forschung diese Inszenierung als weitreichende Gesellschaftskritik lesbar. Durch eine sprachwissenschaftliche bis wortspielerische ‚Kritik der Wörter‘, so meine These, erschafft as-Sāq aus der vormodernen Sprache einen Verhandlungsraum der Moderne. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Analyse von Geschlecht, Lust und Sprache.
(für Volltexte, siehe https://fu-berlin.academia.edu/ChristianJunge)
vor. 2015: „Why Length Matters: Poetics and Politics of Enumeration in al-Shidyāq’s as-Sāq (1855)“, in: A Life in Praise of Words. Aḥmad Fāris al-Shidyāq and the 19th Century. Nadia al-Bagdadi, Fawwaz al-Traboulsi und Barbara Winckler (Hrsg.), Wiesbaden: Reichert.
vor. 2015: „On Affect and Emotion as Dissent: The kifāya-Rhetoric in Pre-Revolutionary Egyptian Literature”, in: Commitment and Beyond: Locating the Political in Arabic Literature since the 1940s. Friederike Pannewick und Georges Khalil (Hrsg.), Wiesbaden: Reichert.
2014: „Hausboote auf dem Nil“, in: MYCAI-Mein Kairo, ein Stadtlesebuch zu Kairo, Eds. Jörg Armbruster und Suleman Taufiq, Stuttgart: esefeld & traub, 139–140.
2012: „Genug. Schluss. Jetzt reichts! Der Kifaya-Gestus in der ägyptischen Literatur der 2000er Jahre“, in: Lisan. Zeitschrift für arabische Literatur. 13/14, 128–137.
2011: „Emotions in Postmodernism and Beyond. Autobiographic Metafiction in two Novels of the 1990s (Nūrā Amīn and Muṣṭafā Dhikrī)”, in: From New Values to New Aesthetics: Turning Points in Modern Arabic Literature. Vol. II: Postmodernism and Thereafter, Stephan Guth und Gail Ramsay (Hrsg.), Wiesbaden: Harassowitz, 139–165.
2010: „I write, therefore I am. Metafiction as Self-Assertion in Mustafa Dhikri’s Much Ado About a Gothic Labyrinth”, in: Arabic Literature, Postmodern Perspectives, Angelika Neuwirth, Barbara Winckler und Andreas Pflitsch (Hrsg.), London: Saqi, 444–460.
2010: „Reading the Ruins. Repressed Memory and Multiple Identity in the Work of Sélim Nassib“, in: Arabic Literature, Postmodern Perspectives, Angelika Neuwirth, Barbara Winckler, Andreas Pflitsch, London (Hrsg.): London: Saqi, 287–301.
2009: „Vom Gedanken- zum Generationenroman: Mansoura Ezz Eldin”, in: INAMO-Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten, 15, 36.
2009: „Sechs Versuche, das Neue in der arabischen Literatur zu finden“, in: INAMO-Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten, 15, 62.
2004: „Die Lesart der Ruinen. Verdrängte Erinnerung und multiple Identität bei Sélim Nassib“, in: Arabische Literatur, postmodern, Angelika Neuwirth, Barbara Winckler, Andreas Pflitsch, München: text + kritik, 231–244.
Übersetzungen
2010: Tawfiq al-Hakim, „In der Blüte des Lebens“, in: Lisan – Zeitschrift für arabische Literatur, 10, 44–49.
2010: Mahmoud Shukayr, „Kurzgeschichten“, in: Lisan- Zeitschrift für arabische Literatur, 9, 96–99.
2009: Ali Badr, „Berlin ist eine Karte, in die die Geschichte alle Widersprüche der Welt eingeschrieben hat“, in: Lisan – Zeitschrift für arabische Literatur, 8, 8–11.
2007: Alawiyya Subh: „Ein Roman ist wie die Liebe: Er endet, wenn die Fantasie aufhört“, in: Lisan – Zeitschrift für arabische Literatur, 3, 53–57.
2006: Muhammad Sayyid: „Madbuli – Ikone und Gedächtnis der ägyptischen Literatur“, in: Lisan – Zeitschrift für arabische Literatur, 2, 148–153.