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Sophie Schmid

Sophie Schmid

Magische Realismen im Kontext von Gewalt in der modernen arabischen Literatur

Adresse
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin

Sophie Schmid hat einen B.A. in Islamwissenschaft und Ethnologie von der Universität Zürich und einen M.A. in Arabistik von der Freien Universität Berlin. Nach Abschluss des Studiums war sie in der politischen Bildung und Beratung tätig und arbeitete u.a. in Beirut, Libanon, und Amman, Jordanien. Im Oktober 2022 begann sie mit der Recherche für ihre Dissertation und wurde zunächst von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit als Promotionsstipendiatin gefördert. Seit Oktober 2023 ist sie Doktorandin an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule sowie dem Excellence Cluster Temporal Communities und arbeitet in dem Projekt “Magical Realisms and Speculative Literature” (Research Area 3: Future Perfect).    

Im Gegensatz zur klassischen arabischen Literatur sind die sogenannten „neuen Genres“ im arabischsprachigen Raum (wie etwa Science-Fiction, Fantasy oder Magischer Realismus) bislang kaum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden – weder in der arabischen noch in der englischsprachigen Wissenschaft. Darüber hinaus fehlen arabische Texte in vergleichenden Studien zum Magischen Realismus auf internationaler Ebene weitgehend. Vor diesem Hintregrund zielt diese Arbeit darauf ab, mittels eines komparativen Ansatzes einen Beitrag zur Untersuchung des Magischen Realismus allgemein sowie zur modernen arabischen Literatur zu leisten. Ein zusätzlicher Schwerpunkt wird auf einen untergeordneten Themenkomplex gelegt, der häufig mit dem Magischen Realismus in Verbindung gebracht wird: Gewalt bzw. Trauma. Ziel ist es, anhand verschiedener Werke der modernen arabischen Literatur von den 1970er Jahren bis heute zu untersuchen, wie und warum der Magische Realismus als Schreibtechnik im Kontext dieses Themas eingesetzt wird: In welchen Situationen tritt Magie auf, welche Formen nimmt sie an und welchen Zweck erfüllen diese in Bezug auf unterschiedliche Manifestationen von Gewalt und Trauma?

Dieses Vorhaben behandelt ein Genre und eine Schreibtechnik, für die das Zeitliche ein zentrales Element ist: Zeit ist in magisch-realistischen Texten immer essentiell – zum Beispiel, indem sie als historisches Archiv fungieren, das marginalisierte Perspektiven auf reale Ereignisse bewahrt, indem zeitliche Grenzen mithilfe von Zeitreisen überschritten werden, durch achronologische Erzähltechniken, mittels alternativer Geschichtsschreibungen oder indem fiktive Räume außerhalb der realen Zeit und des realen Raums geschaffen werden. Texte des Magischen Realismus befassen sich in der Regel mit mindestens einer der folgenden Fragen: Was war? Was hätte sein können? Was hätte sein sollen? Was kann sein? In Bezug auf das Thema Gewalt bzw. Trauma findet zwischen Zeitlichkeit und Magie eine vielschichtige und fruchtbare Interaktion statt, die sich vor allem der ständigen Suche nach der Darstellung eines Aspekts dessen widmet, was Charaktere und/oder Autoren für „die Wahrheit“ oder einen Teil derer halten.

Zu guter Letzt vermeidet ein thematischer Querschnittsansatz auch, die Werke einzelner Schriftsteller ausschließlich im Kontext ihrer Landesliteratur zu betrachten und dadurch ihre Eigenständigkeit als künstlerische Werke zu untergraben. Durch die Betrachtung von Texten aus verschiedenen Ländern und Kontexten aus einem großen und komplexen Sprachraum wird dieses Projekt dem transkulturellen und transtemporalen Charakter des Magischen Realismus gerecht und leistet einen Beitrag dazu, moderne arabische Texte als Teil der Weltliteratur zu verorten.



  • Schmid, Sophie, “Magical realism as a form of social and political discourse in Saudi Arabia: Where women turn to serpents and cats eat human tongues“, Deutsche Orient- Stiftung (DOS) (2017).  

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