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Jahrestagung 2015: Gastfeindschaft? Aporien des Umgangs mit dem Anderen in Literatur und Literaturwissenschaft

10. bis 11. November 2015

ICI Berlin Institute for Cultural Inquiry

Gastfeindschaft? Aporien des Umgangs mit dem Anderen in Literatur und Literaturwissenschaft

„Besteht Gastfreundschaft darin, dem Ankömmling Fragen zu stellen? Oder beginnt die Gastfreundschaft damit, dass man empfängt ohne zu fragen?“ Jacques Derridas Überlegungen sind brisanter denn je. Wer gastfreundlich ist, öffnet einem Fremden die Tür – unter der Maßgabe, dass der Gast bestimmten Gesetzen oder Sitten nicht zuwider handle. Gleichzeitig bedeutet unbedingte Gastfreundschaft Derrida zufolge aber auch: Nicht zu wissen, wer der Gast ist, nicht, ob er „Gast ist und nicht Mörder“ – sich auf das absolut Andere einzulassen. Muss man Gastfreundschaft (hospitalité) und Feindschaft (hostilité) zusammen denken? Derrida schlägt dafür den Terminus hostipitalité vor – Gastfeindschaft.

Hält Literatur Möglichkeiten bereit, Aporien, die sich aus der Begegnung von Eigenem und Fremdem ergeben, zu überwinden? Etwa durch die Vorstellung anderer Formen von Gemeinschaft, durch die Dekonstruktion scheinbar klarer Grenzziehungen, durch Subversion der Unterscheidung zwischen Eigenem und Fremdem? Können in der Literatur Strategien des Zusammenlebens außerhalb eines juristischen Paradigmas verhandelt werden? Oder besteht das Potential von Literatur gerade darin, diese Aporien nicht auflösen zu wollen, sondern zuzuspitzen? 

„Er tut uns nichts, aber er ist uns lästig, das ist genug getan“, heißt es in einem kurzen, postum mit Gemeinschaft betitelten Text Kafkas. Indem wir vorschlagen, im Blick auf die Literatur dezidiert ästhetische Strategien von Exklusion, vorgetäuschter Legitimation und von selbstentlarvender Scheinargumentation zu untersuchen und zu diskutieren, wollen wir nach alternativen Formen des Umgangs mit Anderen fragen.

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