#4: Joshua Groß, Charlotte Krafft und Rudi Nuss
Ort: Literarisches Colloquium Berlin, Am Sandwerder 5, 14109 Berlin-Wannsee
Einführung und Moderation: Jutta Müller-Tamm, Simon Schleusener
Eintritt: Frei. Eine kostenlose Registrierung auf der Seite des LCB ist erforderlich. Achtung: Bitte beachten Sie die aktuellen Hygieneregeln auf der Seite des LCB. Aktuell gilt die 2G-Regelung. Als Nachweis müssen digital lesbare Impf- oder Genesenenzertifikate (digital oder auf Papier) vorgelegt werden. Die Vorlage eines Impfausweises ohne QR-Code oder ein aktueller Testnachweis reichen für den Besuch leider nicht mehr aus.
In zahlreichen Beispielen der jüngeren Literatur manifestiert sich ein komplexer Gegenwartsbezug und ein multidimensionaler Realitätsbegriff. So geht es vielen Autor:innen zwar um eine kritische Diagnose realer Verhältnisse, doch verfahren ihre Texte oftmals weder im negativen Modus einer traditionellen Idee von Kritik, noch operieren sie im Sinne einer realistischen Abbildästhetik. Stattdessen wird die Gegenwart spielerisch und genreüberschreitend auch auf ihre irrealen, fantastischen oder spekulativen Aspekte und Tendenzen hin befragt – und nicht selten ausgehend von der Imagination einer unbestimmten Zukunft. Gerade vor dem Hintergrund der digitalen Kultur wird so einerseits das Verhältnis von Fakt und Fiktion, Realem und Virtuellem, offline und online verkompliziert, andererseits aber auch dasjenige von Affirmation und Negation. Im Spannungsfeld von Wirklichem und Möglichem navigieren jene Texte mittels wechselnder Ton- und Affektlagen zwischen Überaffirmation und Melancholie, Optimismus und Pessimismus, Ironie und Post-Ironie.
In dieser vierten Veranstaltung der Reihe Stimmen der Kritik werden diese und ähnliche Phänomene in einem Dialog erkundet, der sich zwischen Literatur und Wissenschaft bewegt. In den Abend einführen wird Jutta Müller-Tamm. Danach lesen Joshua Groß, Charlotte Krafft und Rudi Nuss aus ihren Werken, um anschließend mit Simon Schleusener über die kritischen und poetischen Potentiale der Gegenwartsliteratur zu diskutieren.
Joshua Groß
Joshua Groß, geboren 1989 in Grünsberg, studierte Politikwissenschaft, Ökonomie und Ethik der Textkulturen. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Anna Seghers-Preis 2019, dem Hölderlin Förderpreis 2021, dem Literaturpreis der A und A Kulturstiftung 2021 sowie mit einem Aufenthaltsstipendium des Literarischen Colloquium Berlin 2021. Bei Matthes & Seitz erschienen Flexen in Miami (2020) und Entkommen (2021).
Bildquelle: Charlotte Krusche
Charlotte Krafft
Charlotte M. Krafft, 1991 in Berlin-Wedding geboren, studierte Historische Linguistik, Deutsche Literatur und Literarisches Schreiben in Berlin und Leipzig. Sie ist Gründungsmitglied der Literatur-Clique Rich Kids Of Literature und Entdeckerin der Hyperironie. Ihr erster Erzählband Die Palmen am Strand von Acapulco, sie nicken; Eine endlose Geschichte über den Tod in einer fremden Welt erschien 2020 im Korbinian Verlag.
Bildquelle: William Minke
Rudi Nuss
Rudi Nuss, geboren 1994, lebt im Internet. Wenn er mal in der echten Welt anzutreffen ist, hat er ein ganz komisches Gefühl. An der Freien Universität Berlin studiert er Komparatistik, arbeitet daneben beim wortbau e. V. zur Förderung junger Literatur und ist als Redakteur bei der Epilog – Magazin zur Gegenwartskultur tätig. Er war Preisträger des Treffens junger Autor*innen 2013 und 2015 sowie beim open mike 2016 und veröffentlichte u.a. in der BELLA triste, mikrotext und VICE. Für sein Romanprojekt Die Realität kommt erhielt er 2020 das Literaturstipendium des Berliner Senats.
Bildquelle: Dirk Skiba