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Forschungskolloquium IV: Stichwörter für die kritische Praxis

Um den Status von Literatur und Poetik neu zu verorten, wollen wir uns in diesem Forschungskolloquium mit den Begriffen beschäftigen, die unsere kritische, theoretische und poetologische Praxis leiten. Das Kolloquium steht im Zusammenhang mit einem Publikationsprojekt, in dem sich ausgewählte Autor:innen aus Wissenschaft, Kunst und Literatur jeweils einem für die eigene Arbeit relevanten Begriff widmen. Bei diesen Begriffen handelt es sich nicht um tradierte literaturwissenschaftliche Fachtermini (wie Metapher, Symbol oder Diegese), sondern um Begriffe, die vergleichsweise offen und anschlussfähig sind. Nicht selten haben sie einen subtilen oder unscheinbaren Charakter oder sind am Kreuzungspunkt verschiedener Disziplinen und Wissensfelder situiert. Auf je spezifische Weise werfen sie Fragen über das Lesen und Schreiben in der heutigen Gegenwart auf – einer Zeit, in der sich die Bedingungen dieser Tätigkeiten rapide zu wandeln scheinen. Ist es heute vielleicht notwendig, unser Begriffsinventar zu erweitern, d.h. neue oder randständige Begriffe zu verwenden? Und welche Begriffe eignen sich dazu, neu gedacht, reaktiviert oder wiederbelebt zu werden? Solchen und ähnlichen Fragen wollen wir uns in diesem Semester widmen.

Das Kolloquium bezieht die Autor:innen des Publikationsprojekts in die Lehrveranstaltung ein: in jeder Sitzung wird eine:r der Beiträger:innen seinen oder ihren ausgewählten Begriff vorstellen. Diskutiert wird u.a. über Unschärfe, Störung, Dialog, Influence, Ansteckung und Sinn.

Der erste Termin des Kolloquiums ist Donnerstag, der 21. April (16-18 Uhr c.t.). Die Sitzungen finden im Seminarraum der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien statt, zugleich ist die Teilnahme über Cisco WebEx möglich. Interessierte melden sich bitte unter der Emailadresse jan.lietz@fu-berlin.de an.

Hinweis: Einige der Sitzungen werden in englischer Sprache abgehalten

Programm

21.04. Auftaktsitzung ohne Gast

  • Gilles Deleuze & Félix Guattari: ‚Was ist ein Begriff?‘, in: Was ist Philosophie? Frankfurt am Main 2000, S. 21-41.
  • Hans Blumenberg: ‚Einleitung‘, in: Paradigmen zu einer Metaphorologie, Frankfurt am Main 1998, S. 7-13.
28.04. enfällt krankheitsbedingt

05.05. Juliane Vogel (Routine)

  • Stanford M. Lyman: „The Drama in the Routine: A Prolegomenon to a Praxiological Sociology“, in: Sociological Theory, Vol. 8, No. 2, 1990, S. 217-223.
  • Ernst Jandl: Aus der Fremde. Sprechoper in 7 Szenen. Darmstadt und Neuwied, S. 28-48 (3. Szene).
  • Samuel Beckett: Happy Days (Ausschnitt aus dem Ersten Akt).

12.05. Sonja Pyykkö (Confession)

  • Paul de Man: ‚Preface‘ und ‚Excuses (Confessions)‘, in: Allegories of Reading. Figural Language in Rousseau, Nietzsche, Rilke, and Proust, New Haven / London 1979, S. ix-xi und S. 278-301.

19.05. Cornelia Ortlieb (Unschärfe)

  • Cornelia Ortlieb: „Praktiken der Kritik bei Jacobi und Schleiermacher“, in: Jörg Dierken, Arnulf Scheliha, Sarah Schmidt [Hrsg.]: Reformation und Moderne. Pluralität – Subjektivität – Kritik. Akten des Internationalen Kongresses der Schleiermacher-Gesellschaft in Halle (Saale), März 2017, Berlin / Boston 2018, S. 733-748.

26.05. Fällt aus (Christi Himmelfahrt)

02.06. Ingo Schulze (Dialog)

  • Ingo Schulze: Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte… Frankfurt a.M. 2022, S.19-28, 33-38, 205-219 und 302.

09.06. Lars Koch (Störung)

  • Lars Koch: „Staging Disability (Christoph Schlingensief, Milo Rau)“, in: Häusler, Anna / Heyne, Elisabeth / Koch, Lars / Prokic, Tanja [Hrsg.]: Verletzen und Beleidigen. Versuche einer theatralen Kritik der Herabsetzung, Berlin 2020, S. 193-256.

16.06. Divya Dwivedi (Sinn)

  • Jacques Derrida: “The Law of Genre”, in: Critical Inquiry, Vol. 7, Nr. 1: On Narrative, Herbst 1980, S. 55-81.

Hintergrundlektüre:

  • Maurice Blanchot: “The Narrative Voice”, in: The Infinite Conversation, Minneapolis und London 1993, S. 379-387.
  • Jean-Luc Nancy, “One Day the Gods Withdrew” & “Reasons to Write”, in: Expectations: Philosophy, Literature, New York 2018, S. 25-42.

23.06. Monika Rinck (Ähnlichkeit)

  • Monika Rinck: Ähnlichkeit
  • Monika Rinck: Honigprotokolle. Gedichte, Berlin 2012. (Auszüge)
  • 0x0a [Hg.]: Poetisch denken, Bd. 1: Monika Rinck, Berlin 2020. (Auszüge)

Hintergrundlektüre:

  • Monika Rinck: Strichfassung des Vortrags 'Gartenweg Gegenwart'

30.06. Bernd Herzogenrath (Ansteckung)

  • Gilles Deleuze und Félix Guattari: Tausend Plateaus. Kapitalismus und Schizophrenie 2, Berlin 1992, S. 326-332.
  • Gabriel de Tarde: Die Gesetze der Nachahmung, Frankfurt a.M. 2003, S. 61-82.

07.07. Tanja Prokic (Influence)

  • Jane Bennett: Influx and Efflux: Writing Up with Walt Whitman, Durham, NC 2020, S. ix-xv.
  • Richard H. Thaler & Cass R. Sunstein: Nudge: lmproving Decisions About Health, Wealth, and Happiness, New Haven 2008, S. 1-14.
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