Antike Quellen legen nahe, dass die Kulturtechnik des Schreibens der des Pflügens verwandt ist; die agrarischen Lehrgedichte Hesiods und Vergils setzen die Arbeit am Hexameter deutlich in Zusammenhang mit der bäuerlichen Arbeit. Dennoch bleibt in Philologie und Literaturgeschichtsschreibung das Verhältnis von Landwirtschaft und Dichtkunst (insbesondere von Verskunst und Lyrik), von thematologischen Studien abgesehen, unterbelichtet. Mag dieser Umstand der Tatsache Rechnung tragen, dass das Rurale spätestens in der Neuzeit in der Idylle einen von der Sphäre der Arbeit enthobenen und in den aufklärerischen Lehrschriften einen dem Poetischen fernen Ort findet, so gibt es doch auch einige moderne Texte, die agrarische und poetische Arbeit zusammendenken. Vor dem Hintergrund von Stellenlektüren zu Hesiods Werke und Tage und Vergils Georgica blickt der Vortrag auf Johann Peter Hebels Allemannische Gedichte, Heiner Müllers poetische Arbeit am Orpheus-Stoff und Elke Erbs lyrische Orientierungen in agrarischen Kulturlandschaften.