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Robert Hass - Samuel Fischer-Gastprofessor im Sommersemester 2002

Robert Hass

Robert Hass

Im Sommersemester 2002 übernahm der zweite US-Amerikaner die Samuel Fischer-Gastprofessur für Literatur. Wie Scott Bradfield stammt auch Robert Hass aus Kalifornien, seine Gedichte reflektieren häufig Themen der amerikanischen Westküste. Beeindruckt von amerikanischen Autoren der 50er Jahre (Gary Snyder, Allen Ginsberg) und ostasiatischen Literaturtraditionen (Haiku), studierte Hass unter anderem an der Stanford University, an der er 1971 promovierte. Hass übersetzte die Werke des polnischen Nobelpreisträgers Czeslaw Milosz unter dessen Beteiligung ins Englische und gab eine Auswahl der Gedichte des schwedischen Lyrikers Tomas Tranströmer heraus. Als Poet Laureate of the United States setzte er sich zwischen 1995 und 1997 unter dem Motto »Imagination makes communities« für die Alphabetisierung von Kindern ein, für das Projekt Watershed sammelte er Geld, um Schriftsteller, Künstler und Schüler zusammenzubringen.

Robert Hass bot ein Seminar mit dem Titel An Unnamed Flowing: The Idea of a Tradition in American Poetry (A Personal Survey) an, in dem sowohl Pro- als auch Hauptseminarscheine erworben werden konnten.

 

Publikationen

Poesie:
  • Praise. 1979.

  • Human Wishes. 1989.

  • Sun Under Wood: New Poems. 1996.
 

Essay:
  • Twentieth Century Pleasures: Prose on Poetry. 1997.
 

Übersetzungen:
  • Provinces: Poems 1987-1991. Czeslaw Milosz-Übersetzung. 1993.

  • The Essential Haiku: Versions of Basho, Buson, and Issa. Übersetzungen. 1995.

  • Facing the River: New Poems. Czeslaw Milosz-Übersetzung. 1995.

  • »Field Guide«.
    in: The Yale Series of Younger Poets. Vol. 68, 1998.

  • A Roadside Dog. Czeslaw Milosz-Übersetzung. 1999.

  • Unattainable Earth. Czeslaw Milosz-Übersetzung, mit dem Autor.

  • The Seperate Notebooks. Czeslaw Milosz-Übersetzung, mit Robert Pinsky und Renata Gorczynski.

  • Collected Poems. Czeslaw Milosz-Übersetzung, mit dem Autor und anderen.
 

Sonstiges:
  • Into the Garden: A Wedding Anthology. Herausgeber mit Stephen Mitchell. 1994.

  • Poet’s Choice: Poems for Everyday Life. Herausgeber. 1998.

  • The Gift of Rivers: True Stories of Life on the Water. Einleitung. 2000.

  • Robinson Jeffers, Rock and Hawk: Shorter Poems. Herausgeber.

  • Tomas Tranströmer, Selected Poems: 1954-1986. Herausgeber.

    Informationen im World Wide Web

     

    Medienecho

     

    Bericht

    Nach Vladimir Sorokin (Rußland), V. Y. Mudimbe (Congo), Kenzaburo Oe (Japan), Scott Bradfield (USA), Sergio Ramírez (Nicaragua) und Marlene Streeruwitz (Österreich) lehrte im Sommersemester 2002 – als siebenter Samuel Fischer-Gastprofessor für Literatur – der US-amerikanische Lyriker Robert Hass am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin.

    Robert Hass ist Autor der Gedichtbände Praise, Human Wishes, Field Guide und Sun Under Wood sowie Übersetzer des polnischen Literatur-Nobelpreisträgers von 1980, Czeslaw Milosz. Von 1995 bis 1997 hatte Hass das Amt des poet laureate der Vereinigten Staaten von Amerika in Washington inne. Er nutzte das Prestige dieser Institution unter anderem dafür, sich in den Medien sowie auf Vortragsreisen öffentlich für Umweltschutzfragen und für die Alphabetisierung sozial benachteiligter Kinder einzusetzen. Robert Hass wurde unter anderem mit dem ›National Book Critics Circle Award‹ ausgezeichnet. Er lehrt am English Department der University of California at Berkeley.

    Das dichterische Schaffen von Robert Hass kreist um das Thema Natur. Die Umwelt wird mit geradezu ›romantisch‹ zu nennender Emphase inszeniert und zugleich in ihren Details (Insekten, Pflanzen) mit großer wissenschaftlicher Exaktheit beschrieben.

    Kennzeichnend für das Werk von Robert Hass ist die große Bandbreite seiner lyrischen Formen: von der Miniatur des Haiku über Prosagedichte bis zu längeren erzählenden Poemen. Als Kalifornier ist ihm die von Europa sich herleitende Tradition der anglo-amerikanischen Dichtung ebenso präsent wie asiatische, insbesondere japanische Vorbilder.

    Im Rahmen seiner Samuel Fischer-Gastprofessur für Literatur gab Robert Hass am Institut für AVL ein Seminar mit dem Titel An Unnamed Flowing: The Idea of a Tradition in American Poetry (A Personal Survey). Der Kurs thematisierte die Geschichte der US-amerikanischen Lyrik im 19. und 20. Jahrhundert: die verschiedenen Strömungen der modernen Avantgarden und die »Beat« Poeten, die spezifisch kalifornische Tradition und die Postmoderne. Hass stellte unter anderem Gedichte von Walt Whitman, Emily Dickinson, T. S. Eliot, Ezra Pound, William Carlos Williams, Wallace Stevens, Gertrude Stein, Hilda Dolittle, Robinson Jeffers und Kenneth Rexroth zur Diskussion.

    Als Lyriker sprach Hass aus einer betont subjektiven Perspektive. In seiner Lehrveranstaltung ging es ihm darum, die Teilnehmer aktiv mit dem Prozeß dichterischer Produktion vertraut zu machen. Er ermutigte sie, die für sie selbst jeweils wichtige ›Tradition‹ deutschsprachiger Gedichte zu reflektieren und eigene Übersetzungen anzufertigen.

    Um neben dem Seminar weiteren Raum für die Arbeit mit den Teilnehmern zu schaffen, bot Herr Hass eine weitere wöchentliche Sitzung an, die jeweils am Tag nach dem Kurs stattfand.

    Die Samuel Fischer-Gastprofessur für Literatur wurde am 2. Mai 2002 eröffnet durch eine Begrüßungs-Veranstaltung am Institut für AVL, in der Robert Hass eigene Gedichte las und mit Heinz Ickstadt, Professor am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der FU, sowie mit dem Publikum diskutierte.

    Eine öffentliche Veranstaltung fand am 20. Juni 2002 unter dem Titel »Natur – Körper – Poesie. Unterwegs zu einem kalifornischen Gedicht« im Haus der Berliner Festspiele (ehemals »Freie Volksbühne«) statt. Robert Hass las einen Querschnitt seines lyrischen Œuvre. Hans-Jürgen Balmes trug von ihm angefertigte deutsche Übersetzungen vor, deren Ausgabe im Ammann Verlag in Vorbereitung ist, und sprach mit Robert Hass über Fragen des dichterischen Schaffens.

    Im Zusammenhang mit einem Auftritt in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn unternahm Robert Hass eine Reise durch Deutschland, in deren Verlauf er Veranstaltungen unter anderem in Heidelberg und in Osnabrück absolvierte.

    Über seinen Aufenthalt in Berlin, während dessen er sich intensiv mit der jüngeren Geschichte der Stadt auseinandersetzte, sagt Robert Hass: »I learned an enormous amount from the Berliners, students and auditors, who attended my seminar. I loved Berlin. The city is exhilarating. It has reinvented itself so many times. It has a breath-taking rawness; and it is green. The fact that it has survived its darkest time was for me the subject of endless meditation and became connected to the rather innocent activity of parsing out American poems and German words on early June evenings in Dahlem when the amsels were singing like crazy and the air smelled of lilac and chestnut blossoms and then as spring turned into summer it smelled like rain and grass.«

    Oliver Lubrich,
    Berlin, 28. Juli 2002