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Xiaolu Guo (WS 2022/23)

Xiaolu Guo

Xiaolu Guo

Die chinesisch-britische Schriftstellerin Xiaolu Guo ist im Wintersemester 2022/23 die 47. Samuel Fischer-Gastprofessorin für Literatur am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin.

Xiaolu Guo wurde im Jahr 1973 in China geboren und wuchs in einem kleinen Dorf in der Provinz Zhejian auf. Nach einem Studium an der Pekinger Filmakademie veröffentlichte sie sechs Bücher auf Chinesisch, bevor sie im Jahr 2002 nach London zog und seitdem auf Englisch schreibt. Sie publizierte zahlreiche Romane, Essays und Kurzerzählungen, die in 28 Sprachen übersetzt wurden und auf Deutsch beim Knaus Verlag erscheinen, und ist außerdem eine preisgekrönte Regisseurin. Sie unterrichtete Filmregie, Literatur und Kreatives Schreiben u.a. an den Universitäten Harvard, Columbia, Zürich und Bern und war im Jahr 2012 Stipendiatin beim Berliner Künstlerprogramm des DAAD. Retrospektiven ihres filmischen Werks wurden im Schweizer Filmarchiv (2011), beim Greek Film Archive (2018) und in der Londoner Whitechapel Gallery (2019) gezeigt.

 

In ihrem Werk setzt sich Guo in vielfältiger Weise mit komplexen Wechselverhältnissen von Migration, Fremdheit und Erinnerung sowie Transnationalität und Übersetzung auseinander. Einem größeren Publikum wurde sie durch ihren preisgekrönten Film How Is Your Fish Today (2006) bekannt. Das von Alain Robbe-Grillet beeinflusste Doku-Drama erzählt auf metafiktionale Weise von einem erfolglosen Autor und seinem Protagonisten, deren Lebenswege sich auf rätselhafte Weise verschränken. Ein internationaler Erfolg gelang Guo dann mit ihrem Roman A Concise Chinese-English Dictionary for Lovers (2008; dt. Kleines Wörterbuch für Liebende, 2008), der in 26 Sprachen übersetzt wurde und in die Shortlist zum Orange Prize for Fiction aufgenommen wurde. Von Roland Barthes inspiriert und in Broken English verfasst, handelt der Roman von der jungen Chinesin Zhuang, die zum Englischlernen nach London kommt, den ungewohnten Alltag in der fremden Stadt beobachtet und im Kino der Liebe begegnet. Im Folgejahr erschien der Film She, a Chinese, mit dem Guo 2009 den Goldenen Leoparden beim Filmfestival von Locarno erhielt. Der Film zeigt Monotonie, Aufbruchshoffnung und Gewalt im Leben der jungen Chinesin Li Mei, die es von ihrem chinesischen Heimatdorf über die größere Stadt Chongqing bis nach London verschlägt, und reflektiert so die Herausforderungen kultureller (Um-)Brüche zwischen Ost und West. Im Jahr 2017 erschien Once Upon a Time in the East (US-Ausgabe: Nine Continents; dt.: Es war einmal im Fernen Osten). In diesem autobiographischen Text erzählt Guo von ihrer Kindheit, die sie bei ihren Großeltern in einem ostchinesischen Fischerdorf verbringt, von ihrer Zeit in Peking, einer Stadt der vibrierenden Widersprüche und rasanten Veränderungen, sowie vom Umzug nach London, wo ihre Tochter geboren wird. Das Werk zeichnet ein faszinierendes Porträt von China in den 1980er und 1990er Jahren und umkreist die vertraute Fremdheit eines Lebens zwischen Ost und West. Guo erhielt für ihn den National Book Critics Circle Award (2017) und Platzierungen auf den Shortlists des RSL Ondaatje Ward, Costa Award und Folio Prize. Zuletzt erschien der Roman A Lover’s Discourse (2020; dt.: Eine Sprache der Liebe, 2022).

 

Im Rahmen der Samuel Fischer-Gastprofessur wird Xiaolu Guo im Wintersemester 2022-23 ein Seminar mit dem Titel Translating the East unterrichten. Dieser Kurs geht der Frage nach, wie westliche Leser sich ostasiatischer Literatur nähern können und wie Migration und Mehrsprachigkeit die Praxis literarischen Übersetzens aus dem Chinesischen, Japanischen, Koreanischen und Vietnamesischen geprägt haben. Es werden Texte u.a. von Gao Xingjian, Mo Yan, Liu Xiaobo, Haruki Murakami und Yoko Tawada gelesen. Auch einige Übersetzungsübungen sind geplant.

Das Seminar findet ab 19.10.2022 immer mittwochs von 16-18 Uhr im Raum KL 29/235 statt. Anmeldungen sind ab 4.10. regulär über Campus Management möglich. Einzelne Plätze werden auch frei vergeben.