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Zur Geschichte des Instituts für Theaterwissenschaft

Haus der Deutschen Forschung

Haus der Deutschen Forschung
Bildquelle: Haus der Deutschen Forschung, Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V., Grunewaldstraße 35, Berlin-Steglitz, 1940. F: Otto Hagemann – Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 Nr. 0173151.

(Aus der Publikation: Peter Jammerthal / Jan Lazardzig (Hg.), Front - Stadt - Institut. Theaterwissenschaft an der Freien Universität 1948–1968, Berlin 2018, S. 263-266)

Ein Haus für Wissenschaft und Forschung

Susann Apelt

Das Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin befindet sich seit dem Sommersemester 1999 in der Grunewaldstrasse 35 im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Dieses durch den Architekten Hans Th. Lehmann in den Jahren 1938 bis 1940 als Verwaltungssitz der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erbaute Haus verfügte über Festsaal, Kasino, Vortragssaal, Bibliothek, 50 Arbeitszimmer und Luftschutzraum.1

Im Februar 1942 wurde im heutigen Hörsaal (dem damaligen Festsaal) eine bedeutsame Tagung der Arbeitsgemeinschaft Kernphysik unter Beteiligung von Werner Heisenberg, Otto Hahn, Paul Harteck, Abraham Esau und weiteren Physikern abgehalten.2 Der vom Journalisten Ernst Klee als „Vertuschungsgemeinschaft“ betitelten DFG3 konnte durch mehrere wissenschaftshistorische Aufarbeitungen ihrer Tätigkeiten im nationalsozialistischen Regime ein enormes „Ausmaß der Übereinstimmung von Politik und Wissenschaft“ nachgewiesen werden.4

Nach dem 2. Weltkrieg beschlagnahmte das amerikanische Militär das Gebäude und nutzte es als eines der Hauptquartiere in seinem Sektor. In den 1950er-Jahren bezog kurzzeitig das Berliner Verwaltungsgericht das Gebäude. Ein moderner Stahlbeton-Anbau mit zweigeschossiger Fensterachse kam hinzu, der durch einen verglasten Verbindungsgang mit dem Altbau verbunden wurde.5

Ab dem Sommersemester 1958 nutzte die Freie Universität das Gebäude für die Institute der Geographie, Psychologie, Erziehungswissenschaften, der organischen Chemie, der systematischen Botanik und der Pflanzengeographie. Im Jahr 1973 konnte die Universität das Gebäude käuflich erwerben. Durch die halbkreisförmige Auffahrt zentriert sich die original erhaltene Tür, verziert mit den Gelehrten Monachus, Kopernikus, Röntgen und Paracelsus, sowie der obenauf nicht mehr vorhandene Balkon des heutigen Sitzungsraum 103. Der lichtdurchflutete Eingangsbereich wird durch zwei Treppenaufgänge gerahmt, die in einer Art zentralen Flur-Balkon münden.

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1 Vgl. Wittneben, Ines, Ehemaliges Haus der Forschung, in: Schilling, Martina (Hg.), Freie Universität Berlin. Ein Architekturführer zu den Hochschulbauten, Berlin 2011, S. 145–147, hier S. 145.

2 Vgl. von Schirach, Richard, Die Nacht der Physiker. Heisenberg, Hahn, Weizsäcker und die deutsche Bombe, Berlin 2012, S. 106.

3 Winnacker, Ernst-Ludwig, Späte Aufklärung. Ernst Klee: „Deutsches Blut und leere Aktendeckel“, in: Die Zeit (26.10.2000). Online abrufbar unter: https://www.zeit.de/2000/44/Spaete_Aufklaerung [letzter Zugriff: 31.05.2018].

4 Sachse, Carola / Walker, Mark, Naturwissenschaften, Krieg und Systemverbrechen, in: Grüttner, Michael / Hachtmann, Rüdiger / Jarausch, Konrad H. / John, Jürgen / Middell, Matthias (Hg.), Gebrochene Wissenschaftskulturen. Universität und Politik im 20. Jahrhundert, Göttingen 2010, S. 167–182, hier S. 180 f.

5 Vgl. Wittneben, Ehemaliges Haus der Forschung, S. 146.