Im Rahmen der Vorlesung "Institutionen, Praktiken und Arbeitsmedien der Filmwissenschaft" von Prof. Dr. Dennis Göttel findet im aktuellen Wintersemester 2025/26 die Vortragsreihe "Handhabungen der Filmwissenschaft" statt.
Wenn Film als wissenschaftlicher Gegenstand behandelt werden soll, stellt sich seit jeher die Frage, auf welche Weise er denn Gegenstand werden kann. Zentral sind hierfür nicht nur theoretische Perspektiven, sondern, vielleicht mehr noch, Materialien, Praktiken und deren institutionelle Umgebungen. Dies gilt nicht nur für Formen der Filmanalyse, sondern auch der Filmgeschichtsschreibung und Filmtheoriebildung. Fernsehmitschnitte auf Betamax- oder VHS-Kassetten, 16 mm-Filmklubkopien, gerippte DVD, Bluray-Editionen, Plattform-Downloads, analoge Sichtungstische, digitale Analysetools, Sequenzprotokolle, Kinoleinwände; Vor- und Zurückspulen, Anhalten, Vergrößern, Stummstellen, Kaderausbelichtungen, Screenshots, Ausschnitte, Videoessays; Filmarchive, Videotheken, Filmdatenbanken, Streamingdienste usw. usf. — sie alle bringen Film unterschiedlich als Gegenstand hervor.
Die Vortragsreihe widmet sich verschiedenen Arbeitsmedien, -weisen und -umgebungen der Filmwissenschaft in Geschichte und Gegenwart; ergänzt um Beiträge, die den Einsatz audiovisueller Medien in verwandten Fächern untersuchen. Die Rede von »Handhabungen der Filmwissenschaft« deutet auf das Händische in der Forschung ebenso wie sie nach Aneignung und (nicht selten prekärer) Inbesitznahme filmischer Artefakte fragt — und sie tangiert den Vorbehalt einer ›Manipulation‹ des Films just durch dessen wissenschaftliche Handhabe. Involviert ist darin immer wieder eine grundsätzliche Kritik an der Verwissenschaftlichung des Films selbst, ergo an seiner Vergegenständlichung.
Gleichzeitig gilt, dass eine Vielzahl filmwissenschaftlicher Arbeitsmedien ihre Herkunft technologischen und distributiven Entwicklungen der alltäglichen Filmschau und Mediennutzung verdankt. Die Vortragsreihe fragt daher nicht nur nach der Verwissenschaftlichung des Films, sondern auch danach, wie sich der Film unwillkürlich die Wissenschaft erst schafft, die ihn zum Gegenstand hat.
Programm & Termine
23. Oktober 2025, 16:00 Uhr c.t.
Heide Schlüpmann (Frankfurt/Main)
„Die Gegenwart des Films als Metapher“
13. November 2025, 16:00 Uhr c.t.
Elisabeth Korn (Berlin)
„Die Arbeit des schreibenden Auges: Strukturprobleme der Filmwissenschaft“
27. November 2025, 16:00 Uhr c.t.
Winfried Pauleit (Bremen)
„Was haben prä-filmische Orte mit filmischen Landschaften zu tun? Filme lesen mit digitalen Karten und Metadaten“
4. Dezember 2025, 16:00 Uhr c.t.
Sabine Nessel (Berlin)
„Filmcredits und Visuelle Prologe: Was hat es mit den Starposen in frühen Vorspännen auf sich?“
11. Dezember 2025, 16:00 Uhr c.t.
Jan-Hendrik Bakels (Berlin)
„Zwischen Daten und Qualia: Ansätze einer komparativen Film-Ästhetik“
18. Dezember 2025, 16:00 Uhr c.t.
Malte Hagener (Marburg)
„Paratexte, Kettensägen und Black Boxes: Digitale Methoden und der Status der Filmwissenschaft“
8. Januar 2026, 16:00 Uhr c.t.
Dennis Göttel (Berlin)
„Vorstellen, Darstellen, Nachstellen“
15. Januar 2026, 16:00 Uhr c.t.
Jan Lazardzig und Thekla Neuß (Berlin)
„Bilder und Bänder: Medien der Theaterwissenschaft“
29. Januar 2026, 16:00 Uhr c.t.
Jens Schröter (Bonn)
„Simulation und KI als Werkzeuge in den Medienwissenschaften: Zwei Projektberichte“
5. Februar 2026, 16:00 Uhr c.t.
Jonathan Haid (Berlin)
„Rohstoffe des Films: Mediengeschichte als materielle Provenienzforschung“
Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten!
Veranstaltungsbeginn: 16:00-18:00 Uhr im Hörsaal (Theaterwissenschaft)
Organisiert von Dennis Göttel und Elisabeth Korn

