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Tradition und Wandel: Niederländich-deutsche Wissensordnungen 1600-1700

Institution:

Institut für Deutsche und Niederländische Philologie - Niederländische Philologie

Förderung:
Projektlaufzeit:
01.01.2008 — 31.12.2011

Das Vorhaben ist Teil der von Prof. Dr. Wilhelm Schmidt-Biggemann geleiteten Forschergruppe Topik und Tradition an der FU. Es untersucht die im siebzehnten Jahrhundert existierenden Wechselwirkungen zwischen den topisch strukturierten Wissensordnungen der Republik der Vereinigten Niederlande auf der einen und des deutschen Sprachraums auf der anderen Seite.

Dieses Teilprojekt untersucht die im siebzehnten Jahrhundert existierenden Wechselwirkungen zwischen den topisch strukturierten Wissensordnungen der Republik der Vereinigten Niederlande auf der einen und des deutschen Sprachraums auf der anderen Seite. Zwischen beiden Kulturräumen hatten sich enge wirtschaftliche, politische und literarische Verbindungen herausgebildet. Vermittelt durch zahlreiche zeitgenössische Übersetzungen niederländischer Texte ins Deutsche entstand somit ein fruchtbarer Kontakt zwischen den beiden Wissenssystemen. Obwohl Einzelaspekte des niederländisch-deutschen Wissensaustausches bereits beleuchtet wurden, fehlt bisher eine umfassende Studie, die sowohl die Wissenstraditionen der beiden entstehenden ›Nationalkulturen‹ als auch den Wandel topischer Wissensmuster beim Übergang von der einen in die andere Sprache in den Blick nimmt. Die Kernfrage dieses Projektes lautet, welche Beziehungen zwischen der niederländischen und der deutschen Wissensordnung im siebzehnten Jahrhundert existieren und wie sich das Ineinandergreifen der beiden Wissenssysteme vor dem Hintergrund der Fragmentierung, Generierung und Neuordnung von Wissen darstellen lässt. Damit richtet sich das Projekt genau an den Fragen aus, die insgesamt für die Arbeit der Forschergruppe Topik und Tradition von großer Wichtigkeit sind. Vor diesem Hintergrund kann der Prozess der Translation bestimmter Topoi vom Niederländischen ins Deutsche beschrieben werden als die unter bestimmten Intentionen stattfindende Herauslösung von Wissenseinheiten aus ihrer bisherigen Wissensordnung. Untersucht wird, wie diese aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gelösten Topoi in einer neuen Wissenstruktur funktionieren, welche ihrer Einzelaspekte aufgenommen, verändert oder auch bewusst verschwiegen werden. Ziel des hier beantragten Projektes ist es, einerseits erstmals den Prozess des niederländisch-deutschen Wissenstransfers vor dem Hintergrund der Begriffe Tradition und Wandel in einer Monographie zu den vier Bereichen der politischhistorischen, theologischen, naturwissenschaftlichen und literarischen Wissensordnung im siebzehnten Jahrhundert umfassend zu beschreiben und andererseits durch die Erstellung eines Lexikons von Vermittlern im Prozess des niederländisch-deutschen Wissenstransfers gerade die Handlungsträger in den Blick zu bekommen, die diese Entwicklung maßgeblich bestimmen. Das geplante Vorhaben kann sich dabei auf die Ergebnisse der Bibliographie niederländischer Literatur in deutscher Übersetzung 1550-1830 stützen, die für das 17. Jahrhundert bisher ca. 1000 selbständige Übersetzungen zutage gefördert hat, die somit das primäre Korpus des Projektes bilden. Als theoretische Ausgangspunkte fungieren, neben Studien zur topischen Wissensvermittlung und zum Kulturtransfer, Ansätze der Systemtheorie sowie der Literatursoziologie.

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