Der Autor wurde 1971 in Taipeh geboren. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in Malaysia, wo er mehrsprachig aufwuchs. Danach studierte er Jura in Cambridge (UK) und Warwick. Im Anschluss arbeitete er in London als Rechtsanwalt, begann literarisch zu schreiben und erwarb einen Masterabschluss in Creative Writing an der University of East Anglia. Heute lebt er in Kuala Lumpur und Paris.

 

Tash Aws Werk setzt sich mit Fragen der Migration, Identität und Erinnerung vor dem Horizont der komplexen Geschichte Südostasiens auseinander. Sein erster Roman The Harmony Silk Factory erschien im Jahr 2005, wurde in zwanzig Sprachen übersetzt (deutsche Übersetzung: Die Seidenmanufaktur „Zur schönen Harmonie“, Rowohlt 2006), und erhielt den Whitbread First Novel Award. Der zweite Roman Map of the Invisible World (dt.: Atlas der unsichtbaren Welt, 2022) handelt von zwei malaysisch-indonesischen Brüdern, die in unterschiedliche Familien adoptiert wurden, und der Suche nach einem entführten Ziehvater. Es folgten der Roman Five Star Billionaire (2013), das Memoir Strangers on a Pier (2016; dt.: Fremde am Pier, 2024), sowie der Roman We, the Survivors (2019; dt: Wir, die Überlebenden, 2022). Tash Aws jüngstes literarisches Werk ist der Coming-of-Age-Roman The South (2025) über die Freundschaft und das queere Begehren zwischen zwei Jungen, über den Zerfall einer Familie und die Folgen globaler Umwälzungen.

 

Tash Aw wurde insgesamt in 23 Sprachen übersetzt und dreimal für den bedeutenden Booker Prize nominiert. Der Autor übersetzte zudem einen Roman des französischen Schriftstellers Édouard Louis ins Englische und kommentiert u.a. für die New York Times sowie BBC-Kultur die politischen Entwicklungen im südostasiatischen Raum.

 

Im Rahmen der Samuel Fischer-Gastprofessur wird Tash Aw ein Seminar mit dem Titel Fiction in a Time of Turbulence unterrichten. Dieser Kurs widmet sich der Frage, inwieweit fiktive Welten die komplexen Ursachen von gesellschaftspolitischer Wut verständlich machen können. Das Seminarprogramm umfasst ein literarisches und literaturtheoretisches Spektrum, das vom revolutionären China bis hin zum ländlichen Frankreich reicht, und untersucht dabei, wie Schriftsteller*innen aus verschiedenen Zeiten und Orten, darunter Chinua Achebe, Albert Camus, Alice Walker und Ayu Utami, auf soziale Umbrüche unterschiedlich reagiert haben. Ziel ist es, den literarischen Raum zu erkunden, in dem persönliche Erzählungen und politische Absichten miteinander verflochten sind.

 

Das Seminar von Tash Aw findet ab Mitte Oktober immer mittwochs von 16-18 Uhr in englischer Sprache statt. Die Lehrveranstaltung wird für AVL-Studierende ab der BA-Aufbauphase (einschließlich Masterstudium) angeboten, es gibt aber auch einige Plätze für Angehörige anderer Fachbereiche oder Hochschulen. Anmeldungen sind regulär über Campus Management möglich.