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Fremdsprachenunterricht als Ereignis – Zur Fundierung einer performativ-ästhetischen Praxis (Dissertationsprojekt)

Institution:

Institut für Deutsche und Niederländische Philologie - Deutsch als Fremdsprache

Projektleitung:
Projektlaufzeit:
01.01.2014 — 19.12.2019
Ansprechpartner/in:
Prof. Dr. Almut Hille
Cover: Fremdsprachenunterricht als Ereignis

Cover: Fremdsprachenunterricht als Ereignis
Bildquelle: Schibri-Verlag

Kurzfassung: Derzeit wird in der Fremdsprachendidaktik neben einer Digitalisierung von Unterricht, eine performative Lehr-, Lern- und auch Forschungskultur diskutiert und entwickelt, in der Kunst und Wissenschaft zusammengeführt werden sollen und ästhetischer Ausdruck einen wesentlichen Stellenwert einnimmt (vgl. Schewe 2015: 31). Körperlichkeit, eigenständiger, reflektierter und flexibler Gebrauch von Sprache sowie Persönlichkeitsentwicklung geraten hierbei in den Fokus, was in vermeintlichem Widerspruch zu einer sich stärker entwickelnden Output-orientierten Kompetenzkultur an Schulen und Universitäten zu stehen scheint. Speziell die Kunstform Theater birgt Potenzial, sich im Fremdsprachenunterricht ganzheitlich mit Text und Sprache auseinander zu setzen und so intensive Lernerfahrungen zu ermöglichen, die sich laut neurowissenschaftlicher Studien (s. Sambanis 2013/Rittelmeyer 2012), äußerst begünstigend auf die Gehirnfunktionen auswirken. Die vorliegende Arbeit soll zu dieser aktuell geführten Diskussion einen Beitrag aus der eigenen Unterrichtspraxis heraus leisten, indem der an der Georg-August Universität Göttingen am Lektorat Deutsch als Fremdsprache (DaF) durchgeführte Kurs Deutsch lernen durch Theaterspiel untersucht wurde. Diesen Kurs, der bereits seit 2008 stattfindet, kennzeichnet, anknüpfend an eine performative Lehr- und Lernkultur, eine künstlerisch akzentuierte Handlungsorientierung, wobei die Kunstform Theater zentral ist. Basierend auf einem dynamischen, eigenständigen und kooperativ-interaktiven Gestaltungsprozess, erfolgt eine komplexe künstlerische und produktorientierte Auseinandersetzung mit Text und Sprache. Es wird gezeigt, dass prozess- und produktorientiertes Arbeiten ineinandergreifen und eine ästhetisch wirkungsvolle Abschlussaufführung mit den Teilnehmenden in einem Semester gemeinsam entwickelt werden und stattfinden kann. Anhand eines empirischen, auf der Aktionsforschung basierenden, Vorgehens (eigene Beobachtungen, Videografie und Fragebögen/Reflexionsschreiben der Teilnehmenden) soll dargestellt werden, wie dieser Kurs verläuft und welche Wirkung dies auf Sprachlernprozesse (hinsichtlich der Komponenten Sprachbewusstheit, Sprechbereitschaft und -kompetenz) und Persönlichkeitsentwicklung (hinsichtlich Selbstständigkeit, Selbstreflexivität, kritisches Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Offenheit und Flexibilität) haben kann. Weiterhin soll gezeigt werden, wie Unterricht so zum Ereignis werden kann, was die Möglichkeit eröffnet, Unterricht zu erleben und Inhalt gemeinsam zu entwickeln, was für Lern- und Entwicklungsprozesse von Lernenden und Lehrenden höchst effektiv sein kann. Aber auch Herausforderungen, die sich im Kursverlauf stellen, u.a. bezüglich der Leistungsmessung, werden betrachtet. Die Untersuchung wurde dabei in ein plurales Wissenschaftsfeld gestellt (Neurowissenschaften, Fremdsprachendidaktik, Pädagogik, Theaterwissenschaften und -pädagogik), um mehrere Perspektiven auf eine performativ-ästhetische Unterrichtspraxis einzunehmen und so letztlich begründen zu können. Mit der abschließenden Entwicklung eines Modells (strukturelle Überlegungen, die Rolle der Lehrkraft, verschiedene Übungen und ein Semesterkursplan) soll ein Impuls für performativ(-ästhetisch)es Lehren und Lernen für die jeweils eigene Unterrichtspraxis von FachkollegInnen gesetzt werden.   Abstract  A discussion and development of performative teaching, learning and research, beside digitization in classrooms, takes part in the actual language discourse. Performative ways want to join together sience and arts. So the esthetic expression becomes important (vgl. Schewe 2015: 31). Body/embodiment, the independently, reflected and flexible use of language, as well personal development get a focus. This could mean an opposition to the actual output-orientated competence-culture in schools and universities. Especially theatre as art in language courses has the potencial to provoke a holistic examination with text and language. This creates the possibility for intensive learning experiences which have a very good impact of the neuronal activity as studies show (Sambanis 2013/Rittelmeyer 2012). The following thesis presents a perspective taken from the practice as the course Learning german via theatre at the university of Göttingen, given since 2008, was been analyzed.  This course bases on artisitc orientated activites, theatreactivities, on a dynamic, indepentend and cooperative-interactive process of creation and on complexe artistic and productrorientated examination with text and language. It will be shown that process and product influences each other and a esthetic forcefull presentation can be developed and given with the learners. With an empirical method (action research) (including the own observations, video and interviews/written reflections of the learners) it will be shown, how this course is structured and which effects this could have on language processes (language awareness, speaking-motivation and -competence) and personal development (independence, selfreflection, critical consciousness, openess and flexibility). So, school and university-lessons could become an event which learners and teachers create and experiment together. In this context also the challenges as performance measurement will be discussed. This analyze of the course is setted in a plural scientific field (neuroscience, language teaching, pedegogy, theatrescience and -pedagogy) to have plural perspectives on that work and give finalley reasons for it. With a course model (including general ideas, the role oft he teacher, different excercises and a course-structure) an impulse for performative(-esthetic) teaching and learning shall be given at the end for colleagues who work in this field at schools and/or universities.