Workshop: Das Eigenleben der Dinge, Do. 6.7., 9.30h
News vom 19.06.2017
"Bauformen der Imagination. Literatur und Architektur in der Moderne" (FU Berlin)
Das Eigenleben der Dinge
Beseelung und Belebtheit bei Felisberto Hernández
am Donnerstag, 6. Juli 2017, Raum 2.2051
(»Holzlaube«, Habelschwerdter Allee 45 / Fabeckstraße 23-25)
Eine Zigarette, die sich über Tage bzw. Seiten hinweg weigert, geraucht zu werden (Historia de un cigarrillo; Geschichte einer Zigarette); Fensterflügel, die je nach Öffnungsgrad Behagen oder Schmerz empfinden und als »Fensterlakaien« den Zutritt der Figuren auf den Balkon regulieren (El vestido blanco; Das weiße Kleid); ein Balkon, der sich aus Liebeskummer von der Hausfassade stürzt; »Geschirrwesen«, die»gebadet, abgetrocknet und in ihre kleinen Wohnungen gebracht« werden (El balcón; Der Balkon) – Gegenstände, die ein ungewöhnliches Eigenleben an den Tag legen, sind keine Seltenheit in den Texten des Uruguayers Felisberto Hernández (1902-1964). Mehr noch: Die Belebtheit der Dinge wird von Erzählern und Figuren explizit thematisiert, das Verhältnis zwischen Gegenständen und Personen und die Möglichkeit der Beseeltheit von Objekten reflektiert.
Solcherart Phänomenen der Verlebendigung an sich unbelebter Dinge haben sich unterschiedliche Disziplinen in der letzten Zeit vermehrt zugewandt. Der Workshop knüpft an Überlegungen aus Forschungsfeldern wie der Dingforschung ebenso wie den Lebenswissenschaften an und verbindet sie mit literaturwissenschaftlichen Fragestellungen: Mit welchen rhetorischen und erzählerischen Mitteln wird die Belebtheit von Gegenständen in fiktionalen Texten erzeugt? Welche Funktionen und Konsequenzen hat das Verwischen der Grenzen zwischen Belebtem und Unbelebtem? Wie lässt sich Lebendigkeit (in und außerhalb eines literarischen Textes) überhaupt erfassen? Diesen und ähnlichen Fragen soll am Beispiel der kurzen Erzählung El balcón (Der Balkon , 1945) des u.a. von Julio Cortázar und Italo Calvino hoch geschätzten, hierzulande aber immer noch recht unbekannten Erzählers Hernández nachgegangen werden.
Der Workshop richtet sich an Wissenschaftler*innen, wissenschaftlichen Nachwuchs und fortgeschrittene Studierende
aller Fachrichtungen, die an einem Austausch über verschiedene Konzeptualisierungen und Darstellungen lebender Dinge in der Literatur interessiert sind.
Wir bitten um eine formlose Anmeldung bis zum 25. Juni unter lena.abraham@fu-berlin.de.
Den Teilnehmer*innen wird ein digitaler Reader mit den zu diskutierenden Texten zur Verfügung gestellt.
Programm
Teil 1: Textdiskussionen
9:30 Begrüßung & Einführung
10:00 Jane Bennett: Vibrant Matter. A Political Ecology of Things
11:00-11:15 Kaffeepause
11:15 Gilbert Simondon: Die Existenzweise technischer Objekte
Hans Peter Hahn: »Die Unsichtbarkeit der Dinge. Über zwei Perspektiven zu materieller Kultur in den Humanities«
13:00-14:30 Mittagspause
Teil 2: Vorträge
14:30 Dorothee Kimmich (Universität Tübingen): »Wie lebendig sind lebendige Dinge?«
15:30 Tobias Cheung (HU Berlin): »Hernández’ unzeitgemäße Ordnung der Dinge als Kritik an einer positivistischen Moderne«
15:30-16:00 Kaffeepause
16:00 Georg Toepfer (ZfL Berlin): »Wider das Eigenleben der Dinge: Zur Rettung des Lebensbegriffs vor seinen stürmischen Liebhabern«
17:00 Abschlussdiskussion
Organisation & Konzeption: Lena Abraham & Julia Weber
http://bauformen-der-imagination.de
Wir freuen uns auf Sie/Euch!
Lena Abraham
Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe
von Dr. Julia Weber
"Bauformen der Imagination. Literatur und Architektur in der Moderne"
Peter Szondi-Institut für Allg. und Vgl. Literaturwissenschaft
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin
Raum JK 28/214
Tel.: +49-(0)30-838-62939
lena.abraham@fu-berlin.de
www.bauformen-der-imagination.de