Tagung: Lebens- und Liebesarchitekturen
Erzählen am Leitfaden der Architektur
26./27. Februar 2014
News vom 31.01.2014
In jüngerer Zeit hat sich die Kulturwissenschaft verstärkt der Architektur und ihren gesellschaftlichen Funktionen zugewandt. Architektur – nach der antiken Auffassung die ‚Mutter‘ der Künste – wird in kulturwissenschaftlicher Perspektive in ihren sozialen, kulturellen, ökonomischen und politischen Zusammenhängen untersucht und dabei als eine umfassende gesellschaftliche Kraft neu in den Blick gerückt. Die Tagung setzt sich zum Ziel, diese erweiterte Perspektive auf Architektur für die Literaturwissenschaft produktiv zu machen und die Verschränkungen zwischen architektonischen Bautechniken und narrativen Selbstformungen in literarischen Texten zu untersuchen.
Ausgehend von der Beobachtung, dass in zahlreichen literarischen Texten die Konstruktion von Lebens- und Liebesgeschichten unter Rekurs auf architektonische Bauformen erfolgt, die als materielle Bedingungsgefüge die narrative Herstellung des Subjekts anleiten, werden im Rahmen der Tagung verschiedene Formen der Raumorganisation diskutiert, die zur Erstellung von sozialem Leben und Kommunikation, von fiktionalen ‚Lebens- und Liebesarchitekturen‘ im weitesten Sinne dienen.
Einige der zentralen Fragen lauten hierbei: Welche Formen der Verschränkung von architektonischem und poetologischem Entwerfen lassen sich in literarischen Texten ausmachen? Welche Möglichkeiten der Bezugnahme auf bauliche Ordnungsprinzipien bestehen, um die Subjektkonstitutionen in literarischen Texten in Gang zu setzen? Wie lassen sich die durch Bauformen beeinflussten Selbstformungen, die man als ‚Auto-Tektoniken‘ bezeichnen könnte, genauer fassen? Auf welche Weise steuern die Liebesarchitekturen eines Textes die emotionalen Verhältnisse und Liebeskarrieren der Figuren? Welche Funktionen können hierbei ausgewählten architektonischen Elementen wie Treppe, Fenster, Balkon, Tür oder Korridor zukommen?
Organisation: Prof. Dr. Gerhard Neumann und Dr. Julia Weber
Mittwoch, 26. Februar 2014 | |
10:00 Uhr | Gerhard Neumann und Julia Weber: Begrüßung und Einführung |
10:30 Uhr |
Hans-Georg von Arburg (Lausanne): Patent Krespel. Baugeschichten und Geschichtenbauen bei E.T.A. Hoffmann |
11:30 Uhr |
Julia Weber (Berlin): Kontingenz und Konstruktion in Goethes Wahlverwandtschaften |
Moderation: Bernhard Metz |
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12:30 Uhr |
Mittagspause |
14:00 Uhr |
Dorit Müller (Berlin): Architekturen der Krise: Heinrich von Kleists Der Findling |
15:00 Uhr |
Jana Schuster (Berlin): Prekäres Obdach. Die Wohnungen des Menschen in Stifters Abdias |
Moderation: Jan Niklas Howe |
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16:00 Uhr |
Kaffeepause |
16:30 Uhr |
Gerhard Neumann (Berlin): Literatur und Architektur. Turm und Fenster in Stendhals Roman La Chartreuse de Parme |
17:30 Uhr |
Edith Kunz (Lausanne): „Elle ne croyait pas que les choses pussent être les mêmes à des places différentes“. Zu Flauberts Madame Bovary |
Moderation: Sandra Janßen |
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18:30 Uhr |
Kaffeepause |
18:45 Uhr |
Filmvorführung und Diskussion mit Susanne Wiegner: „Vom Schreibraum zum Schriftfilm“ |
Anschließend gemeinsames Abendessen im Alten Krug |
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Donnerstag, 27. Februar 2014 |
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10:00 Uhr |
Jörg Dünne (Erfurt): Vom Stahlelefant zum Wohnmobil: Mobile Lebens- und Schreibarchitekturen bei Jules Verne und Raymond Roussel |
11:00 Uhr |
Ethel Matala de Mazza (Berlin): Mietwohnungen und ihre Architekturen in Nestroys Komödien |
Moderation: Julia Dettke |
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12:00 Uhr |
Mittagspause |
13:30 Uhr |
Niklaus Largier (Berkeley): ‚Haptoplastik‘: Architektur, Wahrnehmung und Erotik in Musils Mann ohne Eigenschaften |
14:30 Uhr |
Susanne Lüdemann (München): Traumarchitekturen |
Moderation: Susanne Strätling |
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15:30 Uhr |
Kaffeepause |
16:00 Uhr |
Michael Ott (München): „in einem dieser anscheinend verlassenen Gebäude“. Architektur und Melancholie in W.G. Sebalds Die Ausgewanderten |
17:00 Uhr |
Wolfgang Schäffner (Berlin): Bauen und Wohnen: Zur architektonischen Verfertigung des Subjekts |
Moderation: Dorit Müller |
Ort: FU Berlin, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin, Raum KL 32/202
Um eine kurze Voranmeldung unter info@bauformen-der-imagination.de wird gebeten. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen! [Flyer als Pdf]