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Blockseminar

16217 S/HS Die Aristotelische Poetik und ihr Einfluss auf die europäische Literaturtheorie (Gyburg Uhlmann, Arbogast Schmitt)

Termine:

21.07.2014: 10 – 18 Uhr 

22.07.2014: 10 – 18 Uhr 

23.07.2014: 18 – 22 Uhr 

24.07.2014: 18 – 22 Uhr

25.07.2013: 10 – 16 Uhr

Ort:

SFB-Villa, Schwendener Str. 8

Wichtige Hinweise:

Das Seminar kann im Rahmen der Studiengänge der Griechische Philologie als Seminar/ Haupt- seminar angerechnet werden und ist Modulstudiengängen der Philosophie, Deutschsprachigen Literatur und AVL zugeordnet. Näheres hierzu entnehmen Sie dem KVV.

Interessierte werden gebeten, sich für die angegebenen, einführenden Texte in dem begleitenden Blackboard anzumelden. Interessierte von außerhalb der FU, die keinen Zugriff auf das Blackboard haben, wenden sich bitte an die Dozenten (schmitta@staff.uni-marburg.de; g.uhlmann@fu- berlin.de) oder an Frau Sandra Erker (sandra.erker@fu-berlin.de).

Programm:

Aristoteles, der die wohl erste systematische Literaturtheorie Europas geschrieben hat, ist es außergewöhnlich gut gelungen, zu erklären, worin die Qualität der großen griechischen Literatur von Homer bis in seine Zeit besteht. Sein Versuch, die Kriterien zu entwickeln, durch die man das, was Dichtung zu Dichtung macht, unterscheiden kann von möglichen anderen Formen schriftlicher Äußerungen hat aber eine weit über die Deutung der griechischen Literatur hinausgehende Relevanz. Denn er stellt ein Konzept von Literatur vor, das nicht an eine bestimmte historische Verwirklichung gebunden ist. Es konnte in verschiedenen Zeiten immer wieder neu aufgegriffen und zur Grundlage eigener Produktion wie Rezeption von Literatur gemacht werden.

In der Antike wurde Aristoteles' Literaturtheorie allerdings nach seinem Tod abgelöst durch ein von Grund auf neues Literaturverständnis, das an die Moderne vor allem durch Horaz weitergegeben wurde. Die Renaissance hat die beiden Konzepte, das Aristotelische wie das von Horaz, zu einer Einheit verschmolzen, die für die Jahrhunderte zwischen 1500 und 1800 als 'die' aristotelische Nachahmungspoetik galt und eine große Breitenwirkung entfaltete, die sogar noch die Wende zur sogenannten Genie-Ästhetik, die die eigentlich moderne Ästhetik vorbereitet, maßgeblich bestimmt hat.

Mit diesen Unterschieden und diesen Entwicklungen wollen wir uns in dem geplanten Blockseminar befassen und zunächst die Hauptpositionen der Aristotelischen Poetik erarbeiten, um dadurch die Grundlage für einen Vergleich mit der ars poetica von Horaz zu gewinnen. Durch die Beachtung der charakteristischen Eigentümlichkeiten dieser beiden Basiskonzepte soll dann der Weg bis zum Beginn der genie-ästhetischen Wende an ausgewählten Positionen weiter verfolgt werden. Für die Wahl der Themen haben wir Vorschläge gemacht, die aber in Abstimmung mit den Dozenten geändert werden können.

Zur Vorbereitung und zur Einführung in die hier knapp skizzierte Auffassung von der Entwicklung der abendländischen Literaturtheorie stellen wir eine Reihe von Texten zur Verfügung, die auch für einzelne Referatthemen mitbenutzt werden können und Ihnen auf dem Blackboard zur Verfügung gestellt werden.

Der Aufsatz: Aristoteles und Horaz und ihre Bedeutung für zwei unterschiedliche Phasen der europäischen Literatur. Anmerkungen aus philologischer Sicht zur Einheitlichkeit der europäischen Literatur führt in die allgemeine Problematik ein.

Der Aufsatz: Aristoteles, Poetik aus dem Neuen Pauly, Supplement 7. Die Rezeption der antiken Literatur gibt einen Überblick über die Wirkungsgeschichte der Poetik von der Antike bis zur Gegenwart.

Der Aufsatz: Aristoteles über die Entstehung der Gattungsunterschiede in der Dichtung kann vor allem mit seinem ersten Teil für die Erklärung der Gattungstheorie und auch für die Besonderheit des Handlungsbegriffs bei Aristoteles genutzt werden.

Der Aufsatz: Die Entgrenzung der Künste durch ihre Ästhetisierung bei Baumgarten geht den Bedingungen der Genieästhetischen Wende nach und ist daher besonders für Interessierte an diesem Thema geeignet.

Zur allgemeinen Vorbereitung des Seminars verweisen wir noch auf folgende Literatur:

Else, G.F., Aristotle. Poetics, translated with an introduction and notes, Ann Arbor 1967

Lucas, D.W., Aristotle, Poetics, Introduction, Commentary and Appendixes, Oxford 1968

Halliwell, S., The Poetics of Aristotle: translation and commentary, London 1987 Arbogast Schmitt, Aristoteles, Poetik, übers. und erl., Berlin 2011.

Kappl, B., Die Poetik des Aristoteles in der Dichtungstheorie des Cinquecento, Berlin/New York 2006 Halliwell, S., The Aesthetics of Mimesis. Ancient Texts and Modern Problems, Princeton and Oxford 2002

Radke (-Uhlmann), G., Die Kindheit des Mythos. Die Erfindung der Literaturgeschichte in der Antike, München 2007.

Radke (-Uhlmann), G., Tragik und Metatragik, Euripides'Backchen und die moderne Literaturwissenschaft, Berlin/New York 2003.

Referatsthemen:

Eine Liste möglicher Referatsthemen finden Sie hier: PDF