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Christin Krüger

Prosa des Theaters. Zur Konjunktur von Theaterromanen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Adresse
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin

Seit Oktober 2025 ist Christin Krüger Doktorandin an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin am EXC 2020 »Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective« der Freien Universität Berlin, wo sie ein Promotionsprojekt zu deutschsprachigen Theaterromanen und ihrer Konjunktur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verfolgt.

Christin Krüger hat Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin studiert. Während ihres Studiums war sie als studentische Hilfskraft am Peter Szondi-Institut und am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin tätig. 2023 schloss sie ihr Masterstudium mit einer Arbeit über Briefumschlaggedichte bei Emily Dickinson, Stéphane Mallarmé und Paul Celan ab.

Von 2024 bis 2025 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin (Arbeitsbereich Prof. Dr. Cornelia Ortlieb). Im Juli 2025 war sie im Rahmen eines Erasmus+ Lehraufenthalts am Department of German Language and Literature der Seoul National University zu Gast.

Promotionsprojekt

Prosa des Theaters. Zur Konjunktur von Theaterromanen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Das Theater und der unstete Alltag von Schauspieler*innen zählen zu den frühen Sujets der Romanliteratur. Besonders im deutschsprachigen Raum erlebte das Sujet nach 1800 einen Boom. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein erschienen zahlreiche Romane, die sich der Darstellung der Lebens- und Arbeitswelt von Theaterkünstler*innen widmen. In meinem Promotionsprojekt untersuche ich die Popularität von Theaterromanen in ihrer bislang letzten Hochphase zwischen 1900 und 1945. Ziel ist es, die künstlerischen und verlegerischen Strategien sowie die Bewertungsprozesse nachzuvollziehen, vor deren Hintergrund sich das Genre in einer Zeit starker sozialer Spannungen und medialer Umbrüche entfaltete.

Der Fokus der Studie liegt auf dem deutschsprachigen Raum, da es den dortigen Markt für »Theatre-Fiction« (G. Wolfe) seit der Jahrhundertwende erstmals zu erschließen gilt und sich hier im Gegensatz zu benachbarten Buchhandelskulturen eine genrespezifische (Unter-)Titelpraxis, z. B. Berliner Theaterroman, herausbildete. Zum anderen treffen und reagieren die Theaterromane im Kaiserreich und in der Weimarer Republik auf die Arbeit einiger der einflussreichsten Theatermacher des 20. Jahrhunderts, namentlich Max Reinhardt und Bertolt Brecht. Anders als die Literaturkritik in Deutschland um 1900 suggerierte, drängte das Theater als literarischer Schauplatz nicht nur in den Unterhaltungsmarkt, sondern wurde als Reflexionsmedium auch außerhalb des Populären aufgegriffen. Sowohl inzwischen fast vergessene Autor*innen, wie Carry Brachvogel, Lili Grün, Georg Hirschfeld, Berthold Viertel und Otto Zarek, als auch bis heute kanonische Schriftsteller, wie Gerhart Hauptmann, Heinrich Mann und Arthur Schnitzler, schrieben Theaterromane. Neben der Erforschung literarischer und außerliterarischer Einflüsse, die zur enormen Verbreitung und Ausgestaltung des Genres beigetragen haben, unternimmt meine Studie schwerpunktmäßig (Re-)Lektüren auch jenseits des Kanons und lädt somit zur Neubewertung eines im Fin de Siècle und in der Weimarer Republik beliebten, aber heute kaum noch erinnerten Literaturgenres ein.

 

Weitere Forschungsinteressen

  • Materialität der Schrift und des Schreibens
  • Intermedialität
  • Buchkultur und -geschichte

Herausgaben und Übersetzung

  • Stéphane Mallarmé: Vers de circonstance – Verse unter Umständen, hg. von Christin Krüger, Cornelia Ortlieb, Felicitas Pfuhl und Vera Vogel, übers. von Christin Krüger, Cornelia Ortlieb, Felicitas Pfuhl, Kristin Sauer, Katherina Scholz und Vera Vogel, Dresden: Sandstein 2023.

Aufsätze

  • »Architektonische Tiefe und weiße Flächen. Stefan Georges und Melchior Lechters bibliophile Übertragung von Mallarmés ›Herodias‹«, in: George-Jahrbuch 14 (2022/2023), S. 135–171.

Sammelbandbeiträge

  • »Puppen-Artikulationen. Heinrich von Kleists ›Über das Marionettentheater‹ und Hans Bellmers Les marionnettes (1969)«, in: Andreas Bülhoff, Annette Gilbert, Susanne Klimroth, Cornelia Ortlieb und Timo Sestu (Hg.): <container class="Artefakte der Avantgarden 1885–2015">, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2023, S. 53–75.

Essays und Artikel

  • »›Heinrich von Kleist, Die Hunde und der Vogel, Burgi 96‹. Über ein neues Künstlerinbuch in der Sammlung des Kleist-Museums«, in: Gedankenstriche. Ein Journal des Kleist-Museums 2021, S. 40–49.
  • »›versetzen‹ in Heinrich von Kleists Über das Marionettentheater. Versuch über ein Wort«, in: Gedankenstriche. Ein Journal des Kleist-Museums 2020, S. 40–48.

Kleinere Arbeiten

  • »Das Künstler_innenbuch als ›Bewegungsraum des Körpers‹. Stefan Soltek im Gespräch mit Christin Krüger über die Buchkünstlerin Burgi Kühnemann und ihre Version von Über das Marionettentheater«, in: Gedankenstriche. Ein Journal des Kleist-Museums 2020, S. 49–55.

Vorträge

  • »Schau! Peter Szondi und die Visualität der Literatur«. Szondi-Tag des Peter Szondi-Instituts für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Freie Universität Berlin, Januar 2022.
  • »Puppensätze. Heinrich von Kleists ›Über das Marionettentheater‹ und Hans Bellmer«. Workshop: Puppen Schreiben, Freie Universität Berlin, Januar 2021.
Zur Website Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften
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