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Der posthumane Körper in Mokis „Sumpfland“ (2019)

28.01.2021 | 16:15 - 17:45
Katharina Serles

Katharina Serles
Bildquelle: Academia.edu

Katharina Serles (Germanistik, Wien, Österreich) | Teil der Ringvorlesung  „Comic – Kunst – Körper. Konstruktion und Subversion von Körperbildern im Comic“ im Rahmen des Programms „Offener Hörsaal“ der Freien Universität Berlin.

Die Vorlesungsreihe ist öffentlich und kostenfrei. Sie findet vor Publikum statt und wird zusätzlich gestreamt. Da die Plätze wegen der Hygieneauflagen begrenzt sind, ist für den Besuch der Präsenzveranstaltung eine einmalige Anmeldung unter comic-vl@fsgs.fu-berlin.de erforderlich.

Etwas „wächst“, etwas „geht vor sich“, etwas „stimmt nicht“ in Mokis rezentem Comic Sumpfland (2019). Buchstäblich zwischen aufkommendem Nebel und in einem titelgebenden, mal auf hellgrünem Grund nicht-verortbaren, mal ‚natürlich‘ (vgl. Brittnacher 2017), mal ‚kultiviert‘ erscheinenden Mikro- oder Makro-‚Sumpf‘, verzahnen sich Geschichten seltsamer Geschöpfe – von sprechenden Alraunen zu Ableger produzierenden Formwandlern – zu einem „super organism rizoomatic think tank“ (Moki 2019) um die Themen Identität, Umwelt, Beziehung, Reproduktion und Krankheit/Tod. Dabei wird ein dichtes Netzwerk intertextueller wie interpiktorialer Bezüge von Rosas ‚Resonanz‘ und Deleuzes/ Guattaris ‚Rhizom‘ über Studio Ghibli zu Alan Moores ökokritisch-posthumanistischer Fortschreibung von Swamp Thing eröffnet und zum ‚gespenstischen‘ Ort der (Selbst-)Reflexivität des Mediums (vgl. Frahm 2018).

Wie zu zeigen sein wird, ist nicht nur dieses Medium in seiner formalen Hybridität (vgl. Chute 2008) kritisch-posthumanistisch (vgl. Kelp-Stebbins 2012), sondern lassen sich posthuma­nistische Theorien für die Analyse von Sumpfland fruchtbar machen: Entsprechend sind die Kör­per in Sumpfland etwa nicht „situiert oder lokalisiert“, sondern „konstituier[en]“ ‚Sumpfland‘ und ‚Körper‘ einander „intraaktiv gemeinsam“ (Barad 2012), werden die Figuren als „Gefährt*innenspezies“ (Haraway 2016) lesbar, oder reflektieren ihre „Körper-Zeichen“ (Klar 2011) die (Un)Möglichkeit von Geschichtlichkeit, Geschlechtlichkeit und Sexualität posthumaner Körper (vgl. Halberstam/Livingston 1995). Wenn Sumpfland mit den Worten „Wir werden verschwinden“ (Moki 2019) schließt, ist dies im posthumanistischen Sinn insofern bereits vollzogen, als das republikanische/humanistische ‚Wir‘ – und das führt dieser Comic wie das Medium an sich vor – problematisch geworden ist als das, was ‚nicht stimmt‘.

Zeit & Ort

28.01.2021 | 16:15 - 17:45

Freie Universität Berlin | online

Weitere Informationen

pathographics@fsgs.fu-berlin.de