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Narrative weiblicher Erschöpfung um 1900 und 2000

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Bildquelle: Pixabay/GDJ

Das DFG-Projekt Narrative weiblicher Erschöpfung um 1900 und 2000 ist an der FSGS angesiedelt und läuft seit Juni 2022. Die Projektleitung und -bearbeitung liegt bei Dr. Marcella Fassio.

 



Aktuelle Veranstaltungen: Dr. Fassio lehrt im SoSe 2023 das Seminar „Repräsentationen von Depression und Geschlecht in der Gegenwartsliteratur“ im Rahmen eine X-Student Research Group der Berlin University Alliance. Mehr Informationen hier.

Projektskizze

Das Projekt zielt darauf ab, mittels der Verknüpfung einer diskursanalytischen und gendertheoretischen Perspektive mit einem narratologischen Ansatz, Narrative weiblicher Erschöpfung um 1900 und 2000 herauszuarbeiten und zu systematisieren, d.h. die jeweiligen Diskurse um Erschöpfung, Weiblichkeit und Arbeit sowie ihre konkrete Ausformung in Motiven und narrativen Strukturen sichtbar zu machen und zu analysieren. Dabei sollen die synchronen und diachronen Verbindungen, d.h. die Ähnlichkeiten zwischen weiblichen Erschöpfungsnarrativen um 1900 und 2000 und das Aufgreifen narrativer Muster in gegenwärtigen Erzähltexten weiblicher Erschöpfung, herausgearbeitet werden.

Erschöpfung fasse ich als überzeitliches, in seiner konkreten Ausprägung aber historisch je spezifisches Krisenphänomen, das im Kontext medizinischer (Neurasthenie, Depression, Burnout) und ideengeschichtlicher Begriffe (Melancholie, Spleen, Ennui) steht sowie in Bezug zu ökonomischen und gendertheoretischen Diskurse zu setzen ist.

Im Zentrum des Projektes steht die Frage, wie in Erzähltexten um 1900 und 2000 von weiblicher Erschöpfung erzählt wird, sowohl im Dialog mit medizinischen, psychiatrischen und psychoanalytischen Perspektiven als auch in Abgrenzung von ihnen. Daran anknüpfend frage ich danach, inwieweit sich spezifische Erzählverfahren in der Darstellung weiblicher Erschöpfung zeigen und spezifische Narrative weiblicher Erschöpfung identifizieren lassen. Das Projekt geht von der Annahme aus, dass weibliche Erschöpfung dezidiert mit gesellschaftlichen und geschlechtsspezifischen Machtstrukturen in Verbindung steht, die zentral um die Verhandlung von (Re‑)Produktionsarbeit kreisen.

Das Korpus besteht aus Prosatexten von Autorinnen aus dem Zeitraum 1895–1920 (u.a. Gabriele Reuter, Hedwig Dohm, Franziska zu Reventlow) sowie aus dem Zeitraum ab 2000 (u.a. Kathrin Röggla, Kathrin Weßling, Ronja von Rönne). Grundlegend für die Textauswahl ist, die zentrale Verhandlung weiblicher Erschöpfung, die durch eine implizite Darstellung von Erschöpfungssymptomen oder explizit durch eine Krankheitsdiagnose erfolgen kann. In die Analyse werden des Weiteren psychiatrische und psychoanalytische Texte miteinbezogen, die zentrale Diskurse von Erschöpfung aufgreifen und konstruieren (u.a. Charcot, Möbius, Freud, Andreas-Salomé).

Das Forschungsprojekt verortet sich in seiner Ausrichtung an der Schnittstelle zwischen Literaturwissenschaft und Medizingeschichte und möchte die Ergebnisse außerdem für die Medical Humanities anschlussfähig machen. So sollen die psychiatrischen und psychoanalytischen Diskurse weiblicher Erschöpfung nicht nur mit Blick auf ihre Funktion für die Literatur untersucht, sondern es soll auch herausgestellt werden, inwieweit die literarische Verhandlung eine Funktion für die medizinische Perspektive auf Erschöpfung hat.

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