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Enter the Ghosts. Formen des Nachlebens in der Lyrik

10.10.2024 - 12.10.2024
Enter the Ghosts

Enter the Ghosts
Bildquelle: © Hanna Zeckau

Hinweis: Mit Ausnahme der Keynote am ersten Tag wird die Konferenz in deutscher Sprache abgehalten; Fragen und Anregungen aus dem Publikum sind selbstverständlich auf Deutsch und Englisch möglich. Um das Catering und die Veranstaltungen besser planen zu können, bitten wir Sie, sich bei Interesse unter afterwords@fsgs.fu-berlin.de anzumelden.

Enter the Ghosts fragt danach, wie sich moderne Lyrik über die Zeit, über Jahrhunderte hinweg positioniert, wie sie durch Erinnern und Vergessen an vergangene temporale Gemeinschaften anknüpft oder sich von ihnen löst. Dabei spielen drei Themenkomplexe eine besondere Rolle, denen sich die Konferenz anzunähern versucht: Mourning, Haunting und Reception. Sie alle beeinflussen unser Verständnis von poetischem Einfluss (nach Bloom), von der "Angst vor der Autorschaft" (Gilbert/Gubar) sowie unsere Vorstellung von Generationsverhältnissen und Nachfolge. Dient die Elegie als lyrische Wahrnehmungsform einerseits dazu, den Verlust, die Trauer und den Trost des Todes darzustellen – oder, wie Elizabeth Bishop schreibt, eine "Kunst des Verlierens" zu praktizieren –, so kann sich Poesie auch als von der Vergangenheit verfolgt und in der Falle von Autorität und Wiederholung gefangen erleben.

Die Erscheinung des Wiedergängers, des Gespenstes, wurde traditionell als Zeichen für etwas Unabgeschlossenes gedeutet: eine Störung der symbolischen, moralischen oder epistemologischen Ordnung, die sich auflöst, sobald der Revenant seine Botschaft überbracht hat. Sie kann aber auch unangemessene, zensierte oder tabuisierte Aspekte der Vergangenheit aufdecken, die im Interesse herrschender Ideologien verdrängt wurden. Inwiefern bietet das Nachdenken über Haunting Formen, um den Austausch mit der Vergangenheit zu verstehen? Wie erscheinen Geister in der Lyrik des zwanzigsten Jahrhunderts und darüber hinaus? Und welche neuen Formen können Dichter:innen und Werke der Vergangenheit in der modernen Lyrik durch die Arbeit der Rezeption annehmen?

In ihrer kollektiven Poetik Helm aus Phlox (2011) schreiben Ann Cotten, Daniel Falb, Hendrick Jackson, Steffen Popp und Monika Rinck im Abschnitt über "Einflussangst und Vatermord": "Mord erzeugt Gespenster (Nachbilder, Schatten), Inkarnation Zombies (Epigonen, Erben). Je nach Temperament sind beide Strategien in einem Autor gewichtet." Wo also bewegt sich die moderne deutsche Lyrik zwischen Ablehnung und Aneignung, zwischen Vermeidung und Einverleibung des Vorgefundenen? Welche Metaphern gibt es für Prozesse der Übertragung? Wer übernimmt welche Traditionen, wann und zu welchem Zweck? Woher kommt der "Virus Rilke" (Helm aus Phlox), und wer huldigt oder parodiert wen? Zeichnet sich die moderne Lyrik durch ein Bewusstsein von Nachfolge und Verspätung aus? Wird sie von den Geistern des Kanons heimgesucht – oder hören wir die Stimmen von Zombies?


Ablauf 

Tag 1: Mourning

14.00-14.30 Einführung (Jutta Müller-Tamm und Karen Leeder)


14.30-16.00 Slot I: Keynote: 

Jahan Ramazani: Afterlives of the Enslaved: Elegy, Postmourning, and the Caribbean


16.00-16.30 Kaffeepause


16.30-18.00 Slot II: Vorträge:

Christian Metz: Reparative Selbstpositionierung. Oder: Poesie im Geiste des Irreparablen

Stefanie Heine: Bruchstellen: Lithische Heimsuchungen bei Esther Kinsky


18.00-19.00 Abendessen


19.00-19.45 Einführung in die Ausstellung des Kollektivs "kaboom"


20.00-21.30 Slot III: Lesung & Gespräch:

Anja Utler: es beginnt. Ein Trauerrefrain 


Tag 2: Haunting

14.00-15.30 Slot I: Vorträge:

Frieder von Ammon: Heimsuchung. Der Kanon als Problem für die Gegenwartslyrik

Eva Geulen: Hearing Voices in Monika Rinck's "Honigprotokolle"


15.30-16.00 Kaffeepause 


16.00-17.30 Slot II: Vorträge:

Georgina Paul: "reste von gesten gestern geistern": Barbara Köhler im Hades der Dichtkunst

Georg Witte: A-Chron, U-Chron: Besuch und Verschwinden eines Toten. Kendrick Lamar spricht mit Tupac Shakur


17.30-19.00 Abendessen


19.00-20.30 Slot III: Lesung & Gespräch:

Senthuran Varatharajah & Ilma Rakusa


Tag 3: Reception

10.00-11.30 Slot I: Vorträge:

Charlie Louth: Hölderlin-Echos bei Mayröcker, Falkner und anderen

Valentina di Rosa: Büchner und die anderen. Intertextuelle Verfahren bei Marcel Beyer


 11.30-12.00 Kaffeepause


12.00-13.30 Slot II: Roundtable Reception:

Anna HetzerSandra Burkhardt & Daniela Danz

 

Zeit & Ort

10.10.2024 - 12.10.2024

Literarisches Colloquium Berlin

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