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Heterogenität und Inklusion

   

Heterogenität und Inklusion – einige Gedanken von Prof. Dr. M. Sambanis

Heterogenität und Inklusion sind Schlagwörter, die seit einiger Zeit bei Diskussionen von Bildungsthemen nur selten fehlen. Sie werfen Fragen nach dem Wissensstand, der eigentlichen Bedeutung von Inklusion und der „richtigen“ Umsetzung in der Praxis auf, nach Chancen und möglichen Grenzen der Umsetzbarkeit sowie nach Konsequenzen für den Unterricht, das System Schule und die beteiligten Akteure, nicht zuletzt die Lehrkräfte.

Heterogenität und Inklusion sind Themen, die in der Lehrerausbildung verstärkt in den Blick genommen werden sollen. Die an Universitäten Lehrenden, Qualifikanten und Studierende, Letztere z.B. im Rahmen ihrer Masterarbeiten, können dazu beitragen, dass sich die Erkenntnislage nach und nach – auch in den Fachdidaktiken – verdichtet, wobei es gilt, diesem Vorhaben mit realistischen Erwartungen zu begegnen. Viele Teilfragen und Aspekte sind zu erforschen und die einzelnen Erkenntnisse zusammenzuführen. Das Forschungsfeld zeichnet sich im wahrsten Sinne des Wortes durch Heterogenität aus. Die empirische Erforschung dieses Feldes ist eine wichtige Aufgabe, die verantwortungsvoll unter Mitwirkung Vieler zu bewältigen sein wird und nicht en passant geleistet werden kann, sondern entsprechender Ressourcen (zeitlich, personell und finanziell) bedarf. Erwartungen, die binnen kürzester Zeit auf gut fundierte Erkenntnisse und zugleich möglichst eindeutige sowie weit übertragbare Antworten setzen, scheinen wenig realistisch, auch wenn sie angesichts des enormen Handlungsdrucks nachvollziehbar erscheinen.

Des Weiteren zielt die universitäre Lehrerausbildung durch Praxisanteile sowie die forschungs- und theoriebasierte Auseinandersetzung mit fachlichen, fachdidaktischen und pädagogischen Gegenständen auf eine Förderung von Kompetenzen – fachlichen und überfachlichen –, die es Lehramtsstudierenden ermöglichen, die bevorstehenden Herausforderungen des Lehrberufs (Unterrichten, Erziehen, Beraten und Innovieren) annehmen und unter weiterer Entwicklung ihrer Kompetenzen meistern zu können.

Eines dieser Innovationsfelder ist nun die Schule für alle Kinder. Gemeint ist eine Schule, die nicht die Kinder der Institution anpasst und auch nicht versucht, Kinder mit Förderbedarfen im Bereich Lernen, Sprache oder sozial-emotionale Entwicklung und nicht-förderbedürftige Kinder deshalb zusammen zu unterrichten, damit „die besonderen Kinder“ durch das gemeinsame Lernen sowie zusätzliche Maßnahmen „den normalen“ gleich gemacht werden können. Inklusion fordert zur Abkehr vom Schubladendenken behindert/nicht-behindert, zur Bejahung der „Verschiedenheit und Gleichwürdigkeit aller“ (Wocken 2010: 39)[1] auf. Außerdem bezieht sich Inklusion keineswegs nur auf Kinder mit Behinderungen, sondern verweist auf eine Vielzahl an „Heterogenitätsdimensionen“ (ebd.), wie z.B. Geschlechtszugehörigkeit, Insel- und Hochbegabungen u.v.m. Soll Inklusion, wie sie im Sinne der UN-Konvention als Auftrag auch an Bildungseinrichtungen herangetragen wird, tatsächlich gelingen, erfordert dies „ein neues Menschenbild und eine neue pädagogische Grundhaltung“  (ebd.). Damit werden Schule und Unterricht zu einem Innovationsfeld.

Die Fachdidaktik Englisch an der FU hat bereits vor mehreren Jahren Aspekte von Heterogenität und Inklusion im Englischunterricht in das Themenspektrum unterschiedlicher Kurse aufgenommen. Es gibt, auch unter Studierenden, viele Fragen zum Umgang mit Heterogenität und zu den mit dem Inklusionsauftrag verknüpften Erwartungen sowie, verständlicher Weise, mitunter eine gewisse Verunsicherung.

Eine im Herbst 2014 eingerichtete Rubrik von Blick in die Lehre soll das Thema Heterogenität und Inklusion nunmehr auch auf unserer Homepage aufgreifen. Ziel ist es, Einblicke zu geben und Hinweise zur Verfügung zu stellen, die zum Teil aus der Arbeit in den Seminaren an der FU hervorgegangen sind.

Im Folgenden finden Sie einen Beitrag von Prof. Sambanis, den Sie, wenn Sie sich gerne darauf beziehen wollen, wie folgt zitieren können:

Sambanis, Michaela (2014): All inclusive? Anmerkungen zum Thema Inklusion und Heterogenität von der Schnittstelle zwischen Neurowissenschaften und Didaktik. https://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we06/engdid/01_studium/01_blick-in-die-lehre/03_01_heterogenitaet-und-inklusion/sambanis-2014-all-inclusive.pdf


[1] Wocken, H. (2010): Für eine Pädagogik der Vielfalt. In: hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 1-2/2010, 37-41.