Springe direkt zu Inhalt

Eine Sprache über alle Grenzen: Nheengatu

Nheengatu (von nheen: sprechen, gatu: gut; Code: yrl; auch Ñeengatú, Nhengatu, Yeral, Yẽgatu, Nyengato, Ñeegatú, Waengatu, Língua Jeral, Língua Geral Amazônica, Tapïhïya) bezeichnet die koloniale Tradition des Tupinambá, einer Sprache der Familie Tupi-Guaraní, die an der Küste Brasiliens zum Zeitpunkt  des ersten Kontakts mit den Europäern Anfang des 16. Jh. gesprochen wurde. Die Jesuiten machten das Tupinambá zur Sprache der Mission und trugen es bis in den Amazonas, wo es sich als Nheengatú nativisierte und bis tief ins neunzehnte Jahrhundert als wichtigste supra-ethnische Verkehrssprache der vielsprachigen amazonischen Gesellschaft fungierte. Im Zuge der seit Mitte des 19.Jh. auch militärisch ausgeführten Unterdrückung amazonischer Autonomiebestrebungen zog sich das Nheengatú bis zum Rio Negro und zu seinen Nebenflüssen Içana und Xié im äußersten Nordwesten Brasiliens zurück, wo es heute noch von ca. 7000 Menschen hauptsächlich in Brasilien, aber auch in Kolumbien und Venezuela gesprochen wird. Die meisten Sprechenden gehören zu den Gruppen Baré, Baniwa und Werekena, die ihre gleichnamigen Arawak-Sprachen zum Teil verloren haben. Außerdem werden hier noch 18 weitere Sprachen aus vier Familien gesprochen, neben Portugiesisch oder Spanisch. Damit überschreitet diese Sprache die Grenzen zwischen Europa und Brasilien, zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen am Amazonas und auch die zwischen den modernen Nationalstaaten Brasilien, Kolumbien und Venezuela. 

Eine sehr gute Einführung in die Sozialgeschichte der amazonischen Sprachen bietet:

Freire, José R. B. 2011. Rio Babel: A história das línguas na Amazônia, 2nd edn. Rio de Janeiro: EdUERJ.

Die beste Grammatik ist sicherlich von:

Cruz, Aline d. 2011. Fonologia e gramática do Nheengatú: A língua geral falada pelos povos Baré, Warekena e Baniwa. Zugl.: Amsterdam, Freie Univ. Diss. 2011 (LOT 280). Utrecht: LOT.

Mitwirkende Nheengatú und Portugiesisch am Rio Negro in São Gabriel da Cachoeira

In einem ersten Aufenthalt im September 2019 haben wir in São Gabriel da Cachoeira insgesamt 14 Sprechenden mit der beschriebenen Methode aufnehmen können. Die Transkriptionen wurden von Mitarbeitenden der FOIRN (Federação das organizações indígenas do Rio Negro) unter Leitung von Edson Baré angefertigt, die morphologischen Glossen verdanken wir Bárbara Heliodora Lemos de Pinheiro Santos.

Wissenschaftliche Leitung

Lokale Kooperation

(São Gabriel da Cachoeira)

Transkription & Übersetzung Nheengatú

(São Gabriel da Cachoeira)

Glossierung Nheengatú

(São Gabriel da Cachoeira)

Transkription & Übersetzung Portugiesisch & Englisch

(Berlin)

Uli Reich

Edson Baré

Dadá Baniwa

FOIRN

Elisângela Baré

Edson Baré

Dime Baré

Bárbara Heliodora Lemos de Pinheiro Santos

Camila Macêdo Araújo de Medeiros

Jan Potthoff

Corpora

In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht der veröffentlichten Corpora. Durch einen Klick auf den Namen des Corpus gelangen Sie direkt auf die entsprechende Seite im Repositorium der FU, wo Sie die Dateien für jedes Experiment einzeln herunterladen können. Eine Übersicht der Nheengatú-Glossen erhalten Sie hier.

Hinweis: Die ELAN-Dateien müssen mit der entsprechenden Audiodatei assoziiert werden. Laden Sie sich hierfür vorab die gleichnamige WAV-Datei herunter.

Corpus

Region

Aufnehmende

Experimenttypen

Sprache

Nheengatú  

São Gabriel da Cachoeira,

Brasilien

Uli Reich

Antônio Lessa

Cuento (11x)

Memoria (4x)

Maptask (5x)

Quién (6x)

Nheengatú

Zitierempfehlung: Reich, Uli & Antônio Lessa. 2023. Corpora amerikanischer Sprachen: Interaktive Sprachspiele aus dem mehrsprachigen Lateinamerika (Nheengatú). Berlin: Freie Universität. http://dx.doi.org/10.17169/refubium-39406
Portugiesisch

São Gabriel da Cachoeira,

Brasilien

Uli Reich

Antônio Lessa

Cuento (8x)

Memoria (5x)

Maptask (5x)

Quién (7x)

Portugiesisch
Zitierempfehlung: Reich, Uli & Antônio Lessa. 2023. Corpora amerikanischer Sprachen: Interaktive Sprachspiele aus dem mehrsprachigen Lateinamerika (Portugiesisch aus São Gabriel da Cachoeira). Berlin: Freie Universität. http://dx.doi.org/10.17169/refubium-39407