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16693/4 - Vertiefungsmodul + Übung

Sprachtheorie und Sprachtherapie (Vertiefungsmodul Sprachfunktion)

Koordination: Friedemann Pulvermüller

Ort: JK 28/130, Hörsaal (Habelschwerdter Allee 45)

Zeit: Mo 16:00-20:00

Erster Termin: 24.04.2017

Unterrichtssprache: Deutsch

 

Platzbeschränkung: nein

Teilnahmepflicht: ja

SWS: 2

Programm zur Vorlesung.

Kommentar

Wozu nützen sprachwissenschaftliche Theorien? In diesem Seminar soll gezeigt werden, welchen praktischen Nutzen linguistische und sprachphilosophische Ansätze in der Praxis haben können bei der Behandlung von Patienten mit organischen Sprachstörungen (Aphasien).

Ausgehend von der Spätphilosophie Ludwig Wittgensteins werden Grundlagen der Sprachhandlungstheorie und der linguistischen Pragmatik erarbeitet. Die Teilnehmer sollen mit Methoden der Analyse von Dialogstrukturen und der Beschreibung stattgefundener Gespräche vertraut werden. Nach diesem Teil sollten Sie in der Lage sein, ein Gespräch mit Methoden der Linguistischen Dialoganalyse bzw. der Dynamischen Texttheorie zu beschreiben und verschiedene Verständnismöglichkeiten sprachlicher Äußerungen zu diskutieren.

Im zweiten Teil des Seminars steht die Einführung in die Klinische und Neurolinguistik im Vordergrund. Wichtige Formen organischer Sprachstörungen stehen ebenso auf dem Programm wie Methoden der klinischen Testung von Sprach- und Kommunikationsfähigkeiten. Nach diesem Teil sollten Sie in der Lage sein, einen klinisch-linguistischen Sprachtest selbständig durchzuführen und auszuwerten.

Im dritten Teil des Seminars werden Methoden der Sprachtherapie referiert und bewertet. Hierbei soll die klinische Forschung zur Aphasietherapie im Zentrum stehen. Hier wird Gelegenheit gegeben, verschiedene Verfahren kennenzulernen und Methoden der klinischen Sprachtherapie zu erproben. Im Fokus steht das Verfahren der Constraint-Induced Aphasia Therapy, das auch Intensive Language Action Therapy genannt wird. Generell soll klar werden, wie bestimme Formen des Sprachlehrens und -lernens mit sprachtheoretischen Grundlagen zusammenhängen. Eine Hauptfrage wird sein, ob theoretisch fundierte Sprachtheorien eine bessere Praxis eröffnen – und ob man eine mögliche ‚Verbesserung‘ auch experimentell im Lernerfolg nachweisen kann.

Dieses Seminar ist ein Forschungsseminar. Zur Vertiefung der Inhalte wird ein Tutorium angeboten. Im Zusammenhang des Seminars sollen auch Vorträge von Forschern zum Thema Sprachtherapie und zum Thema Neurowissenschaft der Sprache angeboten werden. Die Veranstaltung steht im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt zur Sprachtherapie nach Schlaganfall, das von Wissenschaftlern des Labors für Gehirn- und Sprachforschung der Freien Universität Berlin in Zusammenarbeit mit der Charite durchgeführt wird. Auch Wissenschaftler aus diesem Projekt werden zum Seminar beitragen und für besonders engagierte Studenten besteht eventuell die Möglichkeit, an Sprachtestung und/oder -therapie teilzunehmen.

Literatur zur Vorbereitung:

Pulvermüller, F., & Berthier, M. L. (2008). Aphasia therapy on a neuroscience basis. Aphasiology, 22(6), 563-599.

Pulvermüller, F. (2016). Evidenzbasierte Forschung zur Wirksamkeit von Sprachtraining. In H. Böttcher & M. Sambanis (Eds.), Fokus on Evidence: Fremdsprachendidaktik trifft Neurowissenschaft (pp. 77-100). Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag.

Pulvermüller, F., Mohr, B., & Taub, E. (2016). Constraint-Induced Aphasia Therapy: A neuroscience-centered translational method. In G. Hickok & S. Small (Eds.), Handbook of Neurobiology of Language, Elsevier, Amsterdam, 1025-1034.


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