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[Nachbesprechung] Netzwerktreffen der universitären Frankreich- und Frankophoniezentren
Am 4. und 5. Juli 2025 fand das diesjährige Netzwerktreffen der universitären Frankreich- und Frankophoniezentren in Berlin statt. Die Veranstaltung bot Gelegenheit zum Austausch über zentrale Fragen der akademischen Vernetzung und zur Reflexion über die Rolle, die die Frankophonie in Forschung, Lehre und Hochschulkooperationen heute spielt. Vernetzung und individueller Austausch (Donnerstag, 4. Juli) Im Zentrum des ersten Tages stand das gegenseitige Kennenlernen und die Vernetzung der beteiligten Institutionen und Personen. Durch gezielte Kennenlernrunden erhielten die Teilnehmenden Einblicke in aktuelle Entwicklungen, neue Herausforderungen und laufende Projekte der jeweiligen Frankreich- und Frankophoniezentren. Die anschließende Podiumsdiskussion mit Aissa Mboup, Véronique Charlety, Julie Le Gall und Claudia Polzin-Haumann und moderiert von Daniel Tödt verdeutlichte, dass die akademische Frankophonie weit über die gemeinsame Sprache hinausgeht. Sie wurde als dynamischer Raum transnationaler Wissensproduktion, geteilter Praktiken und pluraler Kooperationen charakterisiert. Dieser Raum sollte, so der Konsens des Austauschs, sprachliche Vielfalt anerkennen und (Forschungs-)Mobilität in beide Richtungen ermöglichen. Zudem wurden Machtasymmetrien und geopolitische Interessen adressiert. Am Abend sprach Paul Cohen (digital zugeschaltet aufgrund eines Flugstreiks) über die Sprachpolitik im frühneuzeitlichen Frankreich. Er zeigte auf, wie damals Mehrsprachigkeit als Zeichen von Bildung und Offenheit galt, mit dem Aufstieg des Nationalstaats jedoch zunehmend durch ein zentralistisches Verständnis von Sprache verdrängt wurde. Dieser Wandel wurde nicht als gewachsener Prozess verstanden, sondern als Resultat konkreter bildungs- und verwaltungspolitischer Entscheidungen. Francophonie plurielle – Interdisziplinäre Perspektiven (Freitag, 5. Juli) Der zweite Tag war dem Thema der Francophonie plurielle gewidmet. Beiträge aus der Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte, Linguistik und Politikwissenschaft verdeutlichten, wie vielfältig das Verständnis und die Praktiken der Frankophonie heute sind. Ridha Boulaâbi und Daniel Horn zeigten anhand künstlerischer und literarischer Beispiele, dass literarische wie künstlerische Werke außerhalb Europas nicht als bloße Imitationen westlicher Formen gelesen werden dürfen. Vielmehr zeichnen sie sich einen hohen Grad an Theoriereflexivität und eigene Bildsprachen und Konzepte aus, die sich herkömmlichen Beschreibungsmethoden entziehen. Trang Phan-Labays differenzierte in ihrem Beitrag zwischen der Frankophonie als politischem Akteur mit multilateralen Institutionen und der francophonie als kulturellem Netzwerk geteilter Sprache und Werte. Sie thematisierte strategische Zielsetzungen wie Demokratisierung und kulturelle Vielfalt sowie Herausforderungen im Kontext des Bedeutungsverlusts der Frankophonie. Anne Wolfsgruber beleuchtet den Begriff aus sprachwissenschaftlicher Perspektive. Sie plädierte für ein Verständnis von Frankophonie als dynamisches Feld vielfältiger sprachlicher Praktiken, Kontakte und historischer Konstellationen. Dabei gehe es nicht um statische Definitionen, sondern um die Analyse gelebter Sprachvariation und -kontakte in und außerhalb Europas. Deutlich wurde insgesamt, dass die Frankophonie in den verschiedenen Disziplinen nicht als normabweichende Größe, sondern zunehmend als eigenständige Perspektive und produktiver Denkrahmen verstanden wird. Entsprechend waren Dezentrierungsansätze und pluralitätsorientierte Zugänge durchgängig präsent. Das Netzwerktreffen 2025 hat gezeigt, wie vielfältig die akademische Frankophonie heute verstanden und gelebt wird. In den Diskussionen wurde deutlich, dass es nicht nur um sprachliche oder nationale Zugehörigkeiten geht, sondern um Perspektivenvielfalt, Austausch auf Augenhöhe und eine kritische Reflexion globaler Machtverhältnisse. Wir danken allen Mitwirkenden herzlich für ihre Beiträge, ihre Zeit und das gemeinsame Nachdenken über eine plurale Frankophonie!
02.08.2025
Deutsch-Französische Begegnung in Paris I Studienreise
Auf den Spuren der Kriege des 20. Jahrhunderts in Paris Unser DAAD-Gastdozent Fabien Théofilakis hat ein Blockseminar in Form einer Studienreise organisiert, die vom 5. bis 9. Juli 2025 in Paris stattgefunden hat und Studierende der Freien Universität Berlin und der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne zusammengebracht hat. Ziel war es, sich mit Fragen der historischen Erinnerung, der Kriege in der französischen Hauptstadt und der musealen Vermittlung auseinanderzusetzen. Im Rahmen eines intensiven Programms besuchten die Teilnehmenden zentrale Erinnerungsorte des Zweiten Weltkriegs in Paris und Umgebung, darunter das Musée de l’Armée, das Mémorial de la Shoah, das Mémorial du Mont-Valérien, die Gedenkstätte für Internierung und Deportation in Royallieu (Compiègne) sowie das Musée national de la Résistance. Ergänzt wurde das Programm durch Begegnungen mit Expert:innen und Institutionen, wie etwa der Agentur Kantara, die an der Konzeption eines neuen europäischen Museums zur Kriegsgefangenschaft beteiligt ist, sowie durch tägliche Sitzungen, in denen Themen wie Erinnerungskultur, das Erbe des Krieges und Museographie intensiv diskutiert wurden. Die Studienreise wurde durch das Deutsch-Französische Jugendwerk gefördert.
25.07.2025