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métiers | Berufsfelder: Politische Kommunikation in öffentlichen Einrichtungen

Métiers | Berufsfelder mit Sarah Steinbach

Métiers | Berufsfelder mit Sarah Steinbach

métiers Berufsfelder: Politische Kommunikation in öffentlichen Einrichtungen

Sarah Steinbach (Mitarbeiterin in der Französischen Botschaft) im Gespräch mit Marie Jacquier (Koordinatorin des Frankreichzentrums) 


„Was willst Du denn später einmal damit machen?“

Diese Frage bekommen Studierende der Geisteswissenschaften immer wieder gestellt und die Antworten sind darauf sind divers, mal mehr, mal weniger konkret. Vielfach ändern sich Berufswünsche im Verlauf des Studiums und entwickeln sich in Richtungen, die sich die Studierenden zu Beginn nicht vorstellen konnten. 

 

Die Reihe métiers | Berufsfelder des Frankreichzentrums widmet sich Studienbiographien und Werdegängen von Referent*innen verschiedener Horizonte, möchte gemeinsam mit Studierenden Berufswege nachzuvollziehen und damit verbundene Berufsfelder so konkret wie möglich präsentieren. Bislang wurden Wege in den (dt.-frz.) Journalismus aufgezeigt (Prof. Dr. Jürgen Ritte, SoSe 2019) und das Berufsfeld der Verlagslektorin (Sabine Erbrich, WS 2019/20) diskutiert. In diesem Digitalsemester haben wir über Videokonferenz mit Sarah Steinbach, einer Alumna des Instituts für Romanische Philologie und langjährigen Mitarbeiterin der Französischen Botschaft über ihren Werdegang gesprochen. 

 

Als ich Sarah Steinbach 2010 anlässlich eines Treffens von Erasmus-Koordinator*innen an der Université Lyon Lumière II traf, wo diese wiederum gerade ihr Auslandsjahr verbrachte, hätte sie die Eingangsfrage wohl nicht so einfach beantworten können. Als Studentin der Frankreichstudien im sechsten Semester mit den Ergänzungsbereichen Politikwissenschaft und Jura schwebten ihr zwar bereits Tätigkeiten in einem politiknahen Feld und in der europäischen Zusammenarbeit für ihre berufliche Zukunft vor – keinesfalls aber hätte sie damals vermutet, dass sie im Anschluss an ihr Studium in der Französischen Botschaft arbeiten und Reden für den/die Botschafter*in verfassen würde. Ohnehin wollte Sarah Steinbach eigentlich mit einem Masterstudium in European Studies an der Universität Leipzig ihren Schwerpunkt auf Sozialwissenschaften legen und den Blick nach Ost- bzw. Südosteuropa richten. 

 

Eine Kooperation der Universität Leipzig mit der Ecole Normale Supérieure in Paris hat jedoch dazu geführt, dass Sarah Steinbach dann auch im Masterstudium weiterhin mit und in Frankreich zu tun hatte. Mit Praktika in der Maison des Européens in Lyon, in der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft in Paris und in der Assemblée Nationale  (Deutsch-Französisches Parlamentspraktikum) sammelte Sarah Steinbach wichtige Praxiserfahrungen und fundierte Sachkenntnisse. Sie vertiefte ihr Wissen zu den unterschiedlichen politischen Systemen der beiden Länder und entwickelte sukzessive eine Sensibilität gegenüber den jeweiligen kulturellen Eigenheiten. Auch kristallisierte sich während ihres Praktikums in der Deutschen Botschaft in Paris ihr Berufswunsch erstmals deutlicher: „In der Kulturabteilung der Botschaft in Paris dachte ich erstmals: das, was Diplomat*innen tun, will ich später auch beruflich machen und das kann ich auch.“

 

Ihren Einstieg ins Berufsleben fand sie trotz fehlender Praxisausbildung in der Übersetzungsabteilung der Französischen Botschaft. Überzeugen konnte sie mit ihren einschlägigen Erfahrungen in der öffentlichen Verwaltung in beiden Ländern. Schließlich hatte sie etwa als deutsche Praktikantin in der Assemblée nationale „französischen Besuchergruppen aus dem Wahlkreis der Abgeordneten die Geschichte des Gebäudes, den Stellenwert dieses ‚heiligen‘ Orts“ (Steinbach) nähergebracht. Diese „vermittelnde“ Rolle sollte Sarah Steinbach in ihren unterschiedlichen beruflichen Stationen der politischen Kommunikation in Auslandsvertretungen weiterverfolgen und immer weiterentwickeln. 

 

Maßgeblich für die Vermittlung der außenpolitischen Strategie Frankreichs im Ausland ist, so Sarah Steinbach, Kontinuität zu wahren – auch über einen Regierungswechsel hinaus: „In Abstimmung mit dem französischen Außenministerium pflegt die Botschaft die deutsch-französischen Beziehungen und kommuniziert in einer gemeinsamen Strategie.“ Als Übersetzerin etwa ging es nicht nur darum, den Ton französischsprachiger Vorlagen der internen (Redeelemente, Briefwechsel) oder externen Kommunikation (Reden des frz. Staatspräsidenten oder Außenministers, Tweets und Facebook-Posts) im Deutschen zu treffen. Auch galt es, den Kern der Aussage aus Texten in diplomatischer Fachsprache (z.B. Verbalnoten) zu extrahieren und richtig zu übersetzen.

 

Nach ihrem Wechsel in den Redenstab fertigte Sarah Steinbach in Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen der Botschaft (z.B. Energie, Wirtschaft, Kultur) und den jeweiligen Partner*innen und Veranstalter*innen die Redebeiträge des/der Botschafter*in an.  Hier war unter anderem auch Beobachtungsgabe gefordert, um langfristig auf die Bedürfnisse von Nichtmuttersprachler*innen beim Vortrag auf Deutsch eingehen zu können. 

 

Das Einnehmen verschiedener Posten innerhalb der Insitution wurde von einer wachsenden Kreativität begleitet, die sie in ihrer letzten Station noch stärker ausleben konnte. Als Referentin für Online-Kommunikation war sie für den Internet- und Social Media-Auftritt der Botschaft verantwortlich. Über Facebook und Twitter werden außenpolitische Themen mit einem deutschsprachigen Publikum  geteilt und die Accounts der Botschaft bzw. der amtierenden Botschafterin bespielt. Die Gestaltung und Umsetzung der Projekte lässt immer wieder Raum für eigene Ideen: So hat sie mit einer Kollegin im Rahmen eines Workshops zu Erinnerungskultur mit Abiturient*innen eine Videoreihe umgesetzt. 

 

Die Kommunikationsarbeit in der Botschaft hatte vielfältige Formen und Adressaten, bei der nicht nur exzellente Sprachkenntnisse, rhetorische Fertigkeiten und philologischer Textkompetenz gefordert waren. Auch fundierte Fachkenntnisse in Bezug auf politische Verwaltungsprozesse und die Fähigkeit, umsichtig mit kulturellen Differenzen umzugehen waren für Sarah Steinbachs Tätigkeiten unabdingbar. Diese Kompetenzen bringt sie künftig für die Vermittlung deutscher Außenpolitik ein: Einen Tag nach unserem Gespräch wurde Sarah Steinbach im Auswärtigen Amt vereidigt. Wir gratulieren ihr zur Aufnahme in die Ausbildung im höheren Auswärtigen Dienst und wünschen ihr weiterhin viel Erfolg! Vielen Dank für das spannende Gespräch!