Prof. Dr. Joachim Küpper: "Zum historischen Roman in der Romania (Balzac, Flaubert, Manzoni)
- Im Rahmen der Ringvorlesung "Der historische Roman"
Das Institut für Englische Philologie und das Interdisziplinäre Zentrum "Mittelalter - Renaissance - Frühe Neuzeit" führen im Sommersemester 2011 eine Ringvorlesung mit dem Titel "Der historische Roman" durch.
- Konzeption und Organisation:
Prof. Dr. Andrew James Johnston und Kai Wiegandt
Es ist bemerkenswert, dass in einer Zeit, in der Twitter, Facebook und andere elektronische Medien den Moment der Gegenwart aufwerten, der historische Roman eine der kommerziell erfolgreichsten literarischen Gattungen ist. Dieser Erfolg sticht ebenso ins Auge wie ein gewisses Misstrauen seitens Literaturwissenschaft und -kritik, das jedoch möglicherweise abnimmt, wie etwa der Booker-Preis 2009 für Hilary Mantels Wolf Hall nahelegt. Beide Phänomene verlangen nach einer Erklärung. Der historische Roman steht von jeher in einer spannungsreichen Beziehung zur Geschichtsschreibung. Inwieweit kann, darf oder soll er Geschichte (wahrheitsgetreu) darstellen? Am historischen Roman lassen sich paradigmatisch Probleme der Fiktionalität untersuchen: Woher ein Roman seine Autorität bezieht und worauf sich seine Souveränität gründet, gegen das Faktische zu sprechen, fragt man sich bei jedem Roman, aber besonders beim historischen. Es verwundert deshalb wenig, dass Georg Lukàcs sein Programm für den Roman mit realistischem Anspruch gerade am Beispiel des historischen Romans entwickelt. Zeitgenössische historische Romane beinhalten meist eine distanzierende Anmerkung, in welcher der Autor versichert, nicht den Anspruch zu verfolgen, geschichtliche Ereignisse wahrheitsgetreu darzustellen. Die Erforschung der Struktur und Geschichte dieser Paratexte kann Aufschluss über die Funktion historischer Romane und den geschichtlichen Status des Romans im Literatursystem überhaupt geben. Mit dem Paratext verbinden sich Fragen nach der Metafiktionalität des historischen Romans und nach der engen Beziehung des Genres zum postmodernen Erzählen; dies auch deshalb, weil der historische Roman sich als hybrides Genre erweist, das Allianzen mit dem Thriller, Fantasy oder dem Generationsepos eingeht.
Zeit & Ort
17.05.2011 | 18:15
Freie Universität Berlin, Hörsaal 2, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin