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Sprache und Gewalt (1)

12.06.2007 | 18:00 - 20:00

Vorträge im Rahmen der Ringvorlesung "FUnktionen der Sprache - Sprache in Aktion"

  • Prof. Dr. Sybille Krämer "Warum sind wir durch Worte verletzbar?"

Sprache und Gewalt schließen sich nicht aus, vielmehr kann der Sprachgebrauch selbst eine Form von Gewaltausübung sein. 'Mit Gewalt' muss stets eine Verletzung von Menschen (keine Sachbeschädigung), also ein Leiden verbunden sein. Der Adressat von Gewalt ist also immer eine Person. Doch warum haben Worte überhaupt die Kraft zu verletzen? Wir sind Wesen mit einer 'Doppelkörperlichkeit': wir sind sowohl individueller Leib, wie auch ein 'sozialen Körper', sind unvertretbar Einzelne und Teil einer Gemeinschaft. Daher gibt es immer die physische und soziale/symbolische Verletzung. Wir sind durch Sprache konstituiert: Unserem Sprechen geht das Angesprochenwerden voraus. Wir sind angewiesen auf die Anerkennung und die Anrede durch andere; daher kann auch ein Schweigen kränken. Ob und inwieweit eine Äußerung tatsächlich verletzt, hängt auch ab von dem Kontext der Äußerung. Im übrigen ist Gewalt kein Automatismus, sondern kann gebrochen und umgewendet werden (Beispiel: Nigger).

  • Dr. Anita Traninger "Spotten, Drohen, Provozieren: Sprachen der Aggression von Rabelais bis zur World Wrestling Federation"

Rabelais' groteske Körperkonzeption ist Grundlage einer gestischen Sprache, die Gargantua et Pantagruel durchzieht und prägt. Anhand dieses Textmaterials lässt sich die Codierung von Aggression, die Lesbarkeit des Ungesagten, diskutieren. Dem wird in der Vorlesung die moderne fiktionale Kampfkunst des Wrestling gegenübergestellt, wo nicht allein der Körper auf gut trainierte und inszeniert gewaltsame Weise ins Spiel gebracht wird, sondern die Sprache im engen Sinn, die verbale Kommunikation, eine erstaunlich große Rolle spielt.

Zeit & Ort

12.06.2007 | 18:00 - 20:00

Hörsaal 1b, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin