Im Aus der Kritischen Theorie? Faschismusanalysen von Bataille & Sohn-Rethel
Ort: JK 33/121
Organisation: Elena Stingl, Daniel Burnfin und Noah Zeldin
Anmeldung: bis 15.05.2019 an bataille.sohnrethel@gmail.com
Gegenstand des Workshops sind Georges Batailles und Alfred Sohn-Rethels Erklärungsversuche für die Machtausweitung faschistischer Bewegungen in Europa vor dem Zweiten Weltkrieg. Ihre Analysen fallen inhaltlich wie methodisch unterschiedlich aus, sind jedoch verbunden durch die Stellung der Frankfurter Schule zu ihren Arbeiten: Sowohl Sohn-Rethel, als auch Bataille waren in den Zwischenkriegsjahren Kandidaten zur Aufnahme als Mitarbeiter im Institut für Sozialforschung, wurden dafür aber abgelehnt und in der Folge (insbesondere durch Adorno, Horkheimer und Habermas) mit Vorbehalten rezipiert (Bataille) oder weitestgehend ignoriert (Sohn-Rethel). So blieben beide an der Peripherie der Kritischen Theorie.
Bataille konzentriert sich in seiner Studie zur psychologischen Struktur des Faschismus auf den Anteil affektiver Kräfte in faschistischer Massenmobilisierung. Die Protagonisten der Frankfurter Schule schätzten diese Perspektive als gefährliche Öffnung zum ‚Irrationalismus’ ein. Klasse und Ökonomie bilden den Ausgangspunkt für die Faschismusanalyse von Alfred Sohn-Rethel. Seine materialistische Strenge empfanden sie als unverträglich mit ihren eigenen kulturpolitisch orientierten Studien. Ziel des Workshops ist es, diese ‚peripheren’ Studien zu Entstehung und Charakteristik des Faschismus in den Blick zu rücken und der Frage nachzugehen, warum sie Ausschluss oder Ablehnung provozierten.
Der Workshop ist interdisziplinär angelegt und richtet sich an Promovierende und Interessierte geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer. In Anschluss an die Diskussion von Batailles und Sohn-Rethels Texten soll auch geprüft werden, ob und inwiefern die historischen Analysen zur Untersuchung gegenwärtiger politischer Umbrüche hilfreich sein können. Ein Reader wird rechtzeitig an die TeilnehmerInnen verschickt.
Referenten:
Dr. Marcus Coelen (Columbia University/LMU München, Mitherausgeber der Reihe Neue Subjektile bei Turia + Kant)
Dr. Oliver Schlaudt (Uni Heidelberg, Mitherausgeber von Sohn-Rethels Werk bei ça ira)
Programm
09:30–09:45 Uhr Begrüßung
Teil I – Bataille. Affektpolitik und Sozialpsychologie
09:45–10:15 Uhr Einführung (Elena Stingl)
10:15–11:00 Uhr Vortrag von Marcus Coelen + Diskussion
11:00–11:30 Uhr Kaffeepause
11:30–13:00 Uhr Diskussion der Reader-Texte 1
13:00–14:00 Uhr Mittagspause
Teil II – Sohn-Rethel. Ökonomie und Klasse
14:00–14:30 Uhr Einführung (Daniel Burnfin & Noah Zeldin)
14:30–15:15 Uhr Vortrag von Oliver Schlaudt und Diskussion
15:15–15:30 Uhr Kaffeepause
15:30–16:15 Uhr Diskussion der Reader-Texte 2
16:15–16:45 Uhr Abschlussdiskussion
16:45–17:00 Uhr Kaffeepause
Teil III – Bataille/Sohn-Rethel 2.0
17:00–18:00 Uhr Bataille/Sohn-Rethel 2.0: Gegenwärtige politische Umbrüche
18:00 Uhr Abendessen