Die Kunst der Wirklichkeit.
Ein Podiumsgespräch mit Svetlana Alexijewitsch und Thomas Heise
Datum: 29.09.2017, 19:00 UhrOrt: Literarisches Colloquium Berlin (LCB)
Moderation: Prof. Dr. Wolfram Ette
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So einleuchtend es auf den ersten Blick erscheinen mag, dokumentarische Kunst von der traditionellen, wie immer vage um einen Begriff von Fiktion angeordneten Kunst zu sondern, so schwierig erscheint es auf den zweiten Blick, dies am einzelnen Werk und im Detail zu tun. Denn auch die traditionelle Kunst ist ›Kunst der Wirklichkeit‹, insofern sie mit Elementen der Realität arbeitet und ihr intentionales Korrelat zwar nicht die nackten Fakten sind, aber eine verallgemeinerbare Tiefenstruktur der Wirklichkeit darstellt. Und die dokumentarische Kunst wiederum begnügt sich keineswegs mit einer reinen unreduzierten Faktizität. Sie wählt aus, sie bringt in eine Form, sie unterwirft das Erlebte einem medialen Wandlungsprozess, durch den es zur symbolischen Darstellung gelangt.
In dieser Linie der Betrachtung liegen fiktionale und dokumentarische Kunst nicht weit auseinander. Dennoch erscheint es wichtig, an ihrem Unterschied festzuhalten, gerade in der aktuellen Situation, in der die Produktion von Fiktionen – Stichwort: fake-news – zum Bestandteil der ›postfaktischen‹ Wirklichkeit geworden ist, und die sogenannte poetische Sprache teilweise von der Werbung usurpiert wurde. Hier auf der Wirklichkeit zu bestehen, erscheint als ein zentrales künstlerisches und politisches Anliegen.
In einem Podiumsgespräch mit der Nobelpreisträgerin für Literatur 2015, Svetlana Alexijewitsch, und dem Dokumentarfilmer Thomas Heise soll der Raum, der durch die Formel ›Die Kunst der Wirklichkeit‹ umschrieben wird, erkundet werden. Die beiden Künstler dieses Abends verbindet überdies ein gemeinsames Lebensthema. Die Wirklichkeit, mit der sie sich vor allem auseinandersetzen, sind die Trümmer der sozialistischen Welt und die Spuren, die der Zerfall dieser Welt in den einzelnen Subjekten hinterlassen hat.
Anmeldung erforderlich unter fsgs@fu-berlin.de