Transgressive Writing
Two Unorthodox Authors from Tokyo (Workshop)
Datum: 25.05.2016Ort: FU Berlin, Raum JK 33/121
Planung und Organisation: Nakahara Masaya und Chigira Yūko
Nach einer kurzen Einführung in das Leben und Werk von Chigira Yūko und Nakahara Masaya seitens der Organisatorin, Prof. Elena Giannoulis, hielten Chigira und dann Nakahara je einen Vortrag über ihr Leben als Schriftsteller in Japan und das Zusammen- spiel ihres literarischen Schaffens und ihrem Wirken in anderen künstlerischen Ausdrucksformen (Musik, Theater, bildender Kunst, Film). Dabei wurden Themen wie Intermedialität, Transmedialität und Fragen nach Fiktionalität und Faktualität aufgegriffen.
Die Fragerunde wurde von Dr. Till Weingärtner vom University College Cork konsekutiv gedolmetscht. Unter den fünfundzwanzig Teilnehmern des Workshops waren Studenten, Doktoranden, Kollegen sowie auswärtige Gäste aus der Musik- und Kunstszene vertreten.
In Anschluss fand eine Podiums- diskussion statt. Hier wurde an die Vorträge anknüpfend insbesondere der konkrete Arbeitsalltag der Autoren thematisiert und der Einfluss anderer japanischer Autoren auf ihr Werk diskutiert, welcher insbesondere von Nakahara Masaya vehement negiert wurde. Ferner wurde erörtert, inwiefern die Literatur der beiden Gäste als Metafiktion eingeordnet werden kann.
Beide Autoren interessierten sich zudem sehr für die Motivation, sich an der Freien Universität Berlin mit japanischer Gegenwartsliteratur zu befassen.
Nakahara Masaya (geb. 1970) ist Schriftsteller, Musiker, Filmkritiker, Essayist, Illustrator und Schauspieler. Für sein literarisches Werk wurde er mit renommierten japanischen Literaturpreisen (Noma-Preis, Mishima Yukio-Preis, Bunkamura Prix des Deux Magots) ausgezeichnet. Nakahara, der zunächst als Experimentalmusiker unter dem Namen „Violent Onsen Geisha“ bekannt wurde, gilt als Ausnahmeerscheinung in der japanischen Literaturszene. So wurde er Ende der 1990er auf der „Landkarte der japanischen Literatur“ in einer Sondernummer der Literaturzeitschrift Bungei zum Thema „J-literature“ als extremstes Beispiel für eine anarchische Avantgarde-Literatur angeführt. Seine Texte zeichnen sich durch einen skurrilen teils makabren Humor und schlitzohrige Missachtung narrativer und struktureller literarischer Konventionen aus.
Nakaharas vielfältiges Werk umfasst neben Kurzgeschichten, Romane sowie Essays auch ein preisgekröntes Tagebuch und ein Erwachsenenbilderbuch, dessen Titel „IQ niedriger als 84“ Murakami Harukis Bestseller 1Q84 persifliert.
Yūko Chigira (geb. 1978) ist Schriftstellerin und Theaterregisseurin. In den vergangenen zwei Jahren inszenierte sie mit ihrem Theaterensemble „Swanny“ in Tokyo die Stücke „Der Müll, die Stadt und der Tod“ und „Blut am Hals der Katze“ von Rainer Werner Fassbinder. In Japan wird ihr schriftstellerisches Werk als „surreale Popliteratur“ vermarktet. Aus Alltagssituationen heraus spinnt Chigira absurd/groteske Episoden. Dabei spielt sie nicht nur auf inhaltlicher sondern auch formaler Ebene mit metafiktionalen Elementen, setzt inspiriert von konkreter Poesie das Schriftbild bewusst als Stilmittel ein und versieht ihre Erzählungen mit eigenen Illustrationen. Über ihren Berlin-Aufenthalt hat Chigira einen Artikel verfasst, den wir in japanischer Sprache zur Verfügung stellen.
Programm
2.00 Welcome & Introduction
(Elena Giannoulis)
2.15 - 3.15 Language as the Other
(Chigira Yūko)
3.45 - 4.45 No Title (Nakahara Masaya)
5.00 - 6.00 Panel Discussion (Nakahara
Masaya, Chigira Yūko,
Elena Giannoulis, Christoph
Petermann)