Bewegungen zwischen Hören und Sehen. Denkbewegungen über Bewegungskünste
Von der Überlegung ausgehend, dass in sämtlichen künstlerischen Darstellungsformen, die auf Musik oder Klänge zurückgreifen, akustische und optische Bewegungen miteinander interagieren, dialogisieren oder auch konkurrieren, stellt sich die Herausforderung, diesen Bewegungen in ihren sicht- und hörbaren Gestaltungen ebenso nachzugehen wie den ihnen zugrunde liegenden emotionalen und imaginären Bewegungen. Auf der Basis von Beispielen aus dem Bereich des Musik- und Tanztheaters im weiteren Sinne, der Performance- Art, der Filmkunst und des künstlerischen Umgangs mit Neue Medien sollen daher jenseits eindeutiger Gattungsgrenzen, stattdessen mit Blick auf den grenzüberschreitenden Charakter unterschiedlicher Genres auch wahrnehmungsästhetische Aspekte vielfältigster Bewegungsdimensionen thematisiert werden. Von besonderem Interesse ist dabei, wie sich das Hören von Musik durch das Sehen von Bewegungen verändert (und umgekehrt) und inwiefern bei der Perzeption hör- und sichtbarer Bewegungen neue Bewegungen zwischen dem Hören und Sehen entstehen können. Schließlich drängt sich in diesem Zusammenhang die Frage auf, inwiefern sich neben dem synästhetischen Hören auch ein kinästhetisches Hören nachweisen lässt, das Musik als körperliche, aber nicht zwangsläufig sichtbare Bewegung begreift. Vor diesem Hintergrund eröffnet sich eine Methodendiskussion, die nicht nur den Verkörperungen von Musik durch Interpreten (Musiker, Tänzer, Schauspieler, Performer, Filmregisseure, Medienkünstler etc.), sondern auch der Körperlichkeit von Musik selbst über den Bewegungsaspekt näher zu kommen sucht. Hör- und sichtbare, aber auch kaum noch oder nicht mehr hör- und sichtbare Bewegungen bilden einen idealen Bezugspunkt, um musik-, tanz-, theater-, film- und medienwissenschaftliche Analysemodelle einander gegenüberzustellen und auf ihr Potenzial zur Untersuchung des Wechselspiels akustischer und optischer Bewegungen zu befragen. Über vierzig Wissenschaftler aus dem In- und Ausland referierten hierzu auf einer Konferenz, in deren Zentrum die implizite oder explizite Performativität von Musik stand.