„Achill ist ein Löwe.“ In Aufsätzen
von Substitutionstheoretikern dient dieser Satz häufig als Beispiel
zur Erläuterung ihrer Theorie. Im Kern geht diese älteste und
verbreiteste Metapherntheorie auf Aristoteles zurück, da es in seiner
Poetik heisst: „Eine Metapher ist die Übertragung
eines Wortes.“ Dieser Theorie zufolge ersetzt ein fremdes Wort ein
eigentliches Wort. Diese Substitution kann deshalb stattfinden, weil eine
Ähnlichkeit oder Analogie zwischen den beiden Wörtern besteht,
weshalb manchmal die Metapher als verkürzter Vergleich beschrieben
wird (Vergleichstheorie). Für Aristoteles ist der Vergleich jedoch
vielmehr eine entfaltete Metapher, da der Vergleich „dieses ist
wie das“ sagt, während die Metapher sagt: „dieses ist
das“. (siehe Ricœur) Neben der Problematik einer eventuellen
Fehllektüre von Aristoteles gibt es drei Haupteinwände gegen
die Substitutionstheorie:
Erstens: Wenn man behauptet, dass man beim Sprechen oder Schreiben statt
eines fremden Wortes ein eigentliches Wort hätte benutzen können,
impliziert das, dass das fremde Wort eigentlich keine neue Information
bringt. Seine Existenz kann in diesem Sinne nur als Schmuck dienen, was
die Notwendigkeit der Metapher nicht zur Kenntnis nimmt. Denn nach Paul
Ricœur ist die Metapher eine semantische Innovation, die man in der
Not hervorbringt, kein passendes Wort zu haben, um etwas zum Ausdruck
zu bringen.
Zweitens: Wenn man behauptet, dass die Wahl des ersetzenden Wortes unter
der Voraussetzung der Ähnlichkeit getroffen wird, die zwischen dem
fremden Wort und dem eigentlichen Wort besteht, setzt man schon ohne überzeugende
Begründung voraus, dass eine deutliche Ähnlichkeit zwischen
den beiden Wörtern schon vorhanden ist und uns zur Verfügung
steht. Tatsächlich schafft man aber Ähnlichkeiten zwischen zwei
Sachen, deren Vertreter die Wörter sind, indem man eine Metapher
produziert.
Drittens: Wenn man behauptet, dass die Metapher nur ein Substitutionsvorgang
von zwei Wörtern ist, hat man ignoriert, dass ein Wort nur in einem
Kontext oder in einer Situation zu verstehen ist.
Literatur:
ZYMNER, Rüdiger: Ein fremdes Wort Zur Theorie der Metapher. In: POETICA.
25 1993, S.1-33.
RICŒUR, Paul: Die lebendige Metapher. München 1986.
KURZ, Gerhard: Metapher, Allegorie, Symbol. Göttingen 1988.