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Assessment Centres as a Theatrical Device

Die Fallstudie "Assessment Centres as a Theatrical Device" von Florian Evers ist einer der zwei Forschungsschwerpunkte des Teilprojekts Corporate Theatre des ERC-Projekts The Aesthetics of Applied Theatre.

Selbst im Rahmen der wissenschaftlichen Beschäftigung mit angewandtem Theater ist die Betrachtung des Assessment-Centers unter theaterwissenschaftlichen Vorzeichen ein weitestgehend unerforschtes Feld.

Die Theaterwissenschaft hat sich bereits seit geraumer Zeit auch den Spielarten der "Theatralität" von Alltags- und Medienphänomenen gewidmet und somit ihren Gegenstand um soziologische und psychologische Dimensionen erweitert. Umso erstaunlicher erscheint es, dass ein Phänomen wie das Assessment-Center, das nicht nur in den Termini der "Theatralität" zu beschreiben ist, sondern in dem explizit Theater – wenn auch nicht zum Kant’schen "interesselosen Wohlgefallen" – gespielt wird und großzügig aus betriebswirtschaftlicher und arbeits-, betriebs- und organisationspsychologischer Perspektive beschrieben ist, bis auf wenige Ausnahmen eine Terra Incognita der Theaterwissenschaft darstellt:

Bewerber werden über mehrere Stunden oder sogar Tage in improvisierten Rollenspielen nicht nur auf ihre Eignung für eine ausgeschriebene Position, sondern auch für die Kultur des jeweiligen Unternehmens getestet. Ihre Durchsetzungsfähigkeit, ihr Kommunikationsvermögen und ihre Teamfähigkeit werden in der Theatersituation auf die Probe gestellt.

Dies wirft ästhetische, politische und ethische Fragen auf, die in der Fallstudie sowohl theoretisch, als auch in der beobachtenden Praxis beantwortet werden sollen:

Welche Form von Subjektivität wird von einem Wunschkandidaten eingefordert, der sich im Rollenspiel behaupten kann? Erwartet man enthüllte Authentizität der ureigenen Persönlichkeit, den perfekten, selbstreflektierten Selbstdarsteller oder einen hochadaptiven Schauspieler des Alltags? Gibt es eine kohärente Ästhetik dieser Form des Corporate Theatre?

Die zunehmende Verlagerung der Vorauswahl von Bewerbern in virtuelle "Assessment-Center", das sogenannte Recruitainment, stellt zusätzlich die Frage, ob der Begriff der Gamification und methodologische Ansätze der Ludologie fruchtbar gemacht werden können, um das Rollenspiel des eAssessment zu analysieren.

Die Fallstudie "Assessment Centres as a Theatrical Device" ist auf drei Jahre angelegt und sieht die Kooperation mit multinationalen Konzernen vor.

Schlagwörter

  • Florian Evers, Assessment Center, Theater, Rollenspiel, eAssessment, Recruitainment, Assessment Centres as a Theatrical Device, Corporate Theatre, The Aesthetics of Applied Theatre