Nadja Eckes
Poetologien der Wiederholung
Doctoral Candidate
Room JK 33/106
14195 Berlin
Nadja Eckes studierte an der Freien Universität Berlin Germanistik und Philosophie und schrieb ihre Masterarbeit zur Konfiguration des Eingedenkens bei Walter Benjamin.
Die Studie wird das Phänomen der poetischen Korrespondenzen an Primärquellen verschiedener (hybrider) Genres im Spektrum zwischen «mystischer» und «poetischer» Literatur untersuchen. Als grundlegende Annahmen gelten, 1.) ein Zusammenspiel aus Schrift und (synästhetischer) Wahrnehmung durch Bewegung/Gestalt, Farbe, Geräusch u.a., das ein korrespondierendes Verhältnis zwischen dem Unsinnlichen und dem Sinnlichen, Abwesenheit und Anwesenheit bewirkt. 2.) Die («magischen») Korrespondenzen erscheinen an den Grenzen der menschlichen Sprache (d.i. aber keine Geheimsprache) und tragen zu einem Sprachgeschehen bei, dem paradoxe Entgrenzungen – (differentielle) Epiphanien, Entrückungen, Visionen u.a. – eingeschrieben sind.
Die Lektüre ausgesuchter Texte von MystikerInnen (wie Mechthild von Magdeburg oder Teresa von Avila) geben Beispiele für Korrespondenzen und Visionen einer inneren Sinnlichkeit, wovon Spuren in der post-/modernen Literatur zu erkennen sind. Während beispielsweise in Texten von Baudelaire, Rilke oder Duras die plötzliche und ephemere Erscheinung, das ‹Aus-sich-Heraustreten›, in der (großstädtischen) Außenwelt verortet wird, trägt es in Texten von Ausländer, Bachmann oder Kane wiederum deutlichere Züge einer nach innen gewandten (Traum-) Vision. Im Hinblick auf die Komposition des Materials, auf harmonische oder dissonante Korrespondenzen, kann eine Resonanz mystischer Elemente in der Krise des 20. Jahrhunderts herausgearbeitet werden. Zudem lässt sich in einer Analyse der poetischen Sprache des Nicht-Mitteilbaren – (stilistischer) Merkmale wie Wortdrehungen, Wendungen, Amorphisierung, Mehrstimmigkeit, Repetitionen u.a. – eine raumschaffenden (nicht-lineare) und damit für das Ereignis geöffnete Bewegung der Wiederholung erkennen.