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Roman Kuhn: Poésies fugitives: Gebrauch und Wiedergebrauch von ‚flüchtiger‘ Dichtung im langen 18. Jahrhundert

29.11.2023 | 18:00 c.t. - 20:00

Liebe Kolleg:innen und Student:innen,

hiermit laden wir herzlich zum ersten Institutscolloquium in diesem Semester ein. Zu Gast sein wird Dr. Roman Kuhn aus Oxford.
Wir freuen uns über Ihr und Euer Kommen!
Weitere Informationen finden Sie unten in dieser Mail und im Anhang.
Im Anschluss ist in der Luise ein Tisch reserviert.

Herzlich

Susanne Strätling, Julia Weber und Michael Gamper

Roman Kuhn: Poésies fugitives: Gebrauch und Wiedergebrauch von ‚flüchtiger‘ Dichtung im langen 18. Jahrhundert

Kurzbeschreibung: Dass das französische 18. Jahrhundert ein ‚siècle sans poésie‘ gewesen sei, ist mittlerweile ein ebenso häufig widerlegter wie vertretener Topos. Wenig beachtet wurde allerdings der Umstand, dass dem negativen Urteil von Beginn an durchaus ein Bewusstsein über die zentrale Stellung von Versdichtung im Publikationsgeschehen beigemischt war: Das 18. Jahrhundert galt den Kritikern genau genommen nicht als Jahrhundert ohne Dichtung, sondern als Jahrhundert voller Verse aber ohne Dichtung, die den Namen verdiene. Die Zeitgenossen wiederum prägten mit dem Terminus ‚poésie fugitive‘ eine Kategorie, die gerade in ihrer definitorischen Unschärfe die Proliferation von Dichtung in kleinen Formen beschreibt, die als Charakteristikum der eigenen Epoche wahrgenommen wurde. Changierend zwischen Gattungsbegriff, Bezeichnung für Publikationsstrategien, die dem ähneln, was wir heute 'leak' nennen würden, und Lyrikbegriff avant la lettre, handelt es sich dabei auch um den Versuch, die Multiplikation und Fülle terminologisch einzugrenzen. Poésie fugitive erweist sich dabei (auch das trägt zur veritablen Dichtungswelle des 18. Jahrhunderts bei) als wesentlich langlebiger als es der ans Ephemere erinnernde Begriff nahelegt – und dies nicht zuletzt durch die Tendenz zum (Wieder-)Gebrauch von Verstexten in immer neuen sozialen und publizistischen Kontexten.

Biogramm: Roman Kuhn ist Newton International Fellow (British Academy) an der Voltaire Foundation (University of Oxford). Nach dem Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft am Peter Szondi Institut und einer komparatistischen Promotion an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem romanistischen Teilprojekt der Forschungsgruppe 2305 ‚Diskursivierungen von Neuem‘ sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referendar an der Staatsbibliothek zu Berlin. Zu seinen Forschungsinteressen zählen insbesondere die Poetik und Rhetorik des langen 18. Jahrhunderts, Diskurse der Aufklärung, Fiktionstheorien, Digital Humanities sowie die bibliothekarische Provenienzforschung und -erschließung.

Zeit & Ort

29.11.2023 | 18:00 c.t. - 20:00

KL 32/202
Rost- und Silberlaube
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin