Ritual als provoziertes Risiko
Renate Schlesier u. Ulrike Zellmann (Hg.) – 2009
Zu den dominierenden ritualtheoretischen Vorstellungen gehört, daß Rituale soziale Wirklichkeit konstituieren und orientierungssichernde Kohärenz stiften. Solchen Konzepten stellen sich zunehmend Lektüren entgegen, die zugunsten unterschiedlicher kultureller Konstruktionen von einer universalen Ritualgrammatik absehen; sie konfrontieren Regelhaftigkeit und Kalkulierbarkeit mit Erfindung, Aushandlung und Unwägbarkeit, mit Kontrollverlust oder Destabilisierung. Aus historischer, ästhetischer, systematischer und performativitätstheoretischer Perspektive tragen die Aufsätze dieses Tagungsbandes nicht nur den vielfältigen Konstellationen und künstlerischen Transformationen von Ritualen in Literatur, bildender Kunst, Musik, Tanz, Performance-Art und Theater Rechnung, sondern fokussieren vor allem das riskante Potential von Ritualen, den Reiz kalkulierter oder spontaner Provokation von Gefahr und die geplanten oder ungeplanten Effekte riskierten Scheiterns des rituellen Vollzugs. Renate Schlesier ist seit 2002 Professorin für Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Seit 2003 leitet sie das Forschungsprojekt „Ritual und Risiko. Zur Performativität des Spiels zwischen Kulturanthropologie, Religion und Kunst“ am Sonderforschungsbereich „Kulturen des Performativen“. Ulrike Zellmann, promovierte germanistische Mediävistin, ist seit 2003 Mitglied des Sonderforschungsbereichs „Kulturen des Performativen“ an der Freien Universität Berlin.