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Katia Schwerzmann

E-Mail: schwerzmann[at]schriftbildlichkeit.de

 

Dissertationsvorhaben

Titel: „Der Drang zur Schrift in der zeitgenössischen Kunst“

Untertitel: „Grenzphänomene der Schrift als Herausforderung für die jüngeren Schrift- und die Bildtheorien“

 

Projektbeschreibung

Die bildende Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts steht im Mittelpunkt eines veränderten Umgangs mit Schrift, der im 19. Jahrhundert von Mallarmés Coup de Dés initiiert wurde. Seitdem entwickelt sich Schrift sowohl in der Poesie als auch in der bildenden Kunst in Richtung eines bewussten Sichtbar- und Bildwerdens und wird nunmehr als ein visuelles Material, wie etwa Farbe, verwendet. Mit seiner zunehmenden Entfaltung findet dieses Paradigma der Schrift im poststrukturalistischen Denken Jacques Derridas, Roland Barthes und François Lyotards großen Widerhall, das seinerseits an Walter Benjamin und Gottfried Benn anschließt.

Meine Forschung fokussiert auf die materielle Seite der Schrift in der zeitgenössischen Kunst. Dabei untersuche ich, was am »Rand« der Schrift, an der Grenze zwischen Schrift und Zeichnung geschieht. Die Arbeit bezieht sich auf graphische Grenzphänomene wie die Schraffur, die in den Text eingreifende Durchstreichung und Schwärzung, die Pseudo-Schrift und die Schriftlinie, die zum Zeichnen dient und erkundet somit ein konzeptuell noch schwach strukturiertes Gebiet des Graphischen. Die Grenzphänomene sind dadurch charakterisiert, dass sie unter bestimmten Aspekten sowohl an »Schrift« als auch an »Zeichnung« teilhaben, ohne in einer dieser Ordnungen völlig aufzugehen. Die untersuchten Zeichnungen stammen von Franz Erhard Walther, Hanne Darboven, Alain Huck und Alex Hanimann.

Die Grenzphänomene erlauben es, den zu entwickelnden Leitbegriff des »Graphischen Feldes« zu kartographieren und die prägnantesten Spannungsverhältnisse zwischen Bild und Schrift innerhalb dieses Feldes zu reflektieren. Es soll sich im Lauf der Arbeit erweisen, dass die Grenzphänomene Eigenschaften besitzen (bzw. nicht besitzen, im Vergleich mit Schrift und Zeichnung), die sie zu Unruhefaktoren innerhalb des Graphischen Feldes machen und die die Grenze von Zeichnung und Schrift verschieben bzw. ihr Verhältnis anders denken lassen. Die Entwicklung des Begriffs des Graphischen Feldes soll dazu führen, die Spannungsverhältnisse zwischen Bild und Sprache, sowie ihre üblichen Dichotomien – Ikonizität und Diskursivität, »zeigen« und »sagen«, Simultaneität und Sukzession – in einem gemeinsamen, konkreten Boden zu verankern und sie von diesem Grund aus zu hinterfragen.

Der theoretische Ansatz der Arbeit ist kunstphilosophisch. Sie geht davon aus, dass die Untersuchung der Visualität, Materialität und Ikonizität von Schrift anhand oben genannter Grenzphänomene einen Beitrag zu den aktuellen Bildtheorien leisten kann. Die Untersuchung der Grenzphänomene dient als Ausgangspunkt, um Begriffe der Bild- und Schrifttheorien, der Phänomenologie und der Semiotik kritisch zu erproben und weiterzuentwickeln.

 

Curriculum Vitae

Seit 10.2011

DFG-Stipendiatin des Graduiertenkollegs »Schriftbildlichkeit« an der FU Berlin (Institut für Philosophie)

10.2010 – 10.2011

Stipendium der Universität Lausanne für einen zweisemestrigen Forschungsaufenthalt im Ausland. Assoziierte im Graduiertenkolleg »Schriftbildlichkeit«

10.2010

Auszeichnung mit dem „Prix d’excellence“ der Universität Lausanne

03.2010 – 08.2010

Assistentin im Institut für Philosophie der Universität Lausanne

2002-2009

Licence ès Lettres in Philosophie, Französisch und Germanistik (Master of Arts). Abschlussarbeit: »Autour de L’origine de l’œuvre d’art. Le surmontement de l’esthétique, la fin de l’art et l’œuvre d’art à l’autre commencement.«

10.2005 – 08.2006

Studium an der Universität Wuppertal

 

Publikationen

September 2012

»Dimensionen des Graphismus: Die drei Pole der Linie«, in Driesen, Christian, Köppel, Rea, Meyer-Krahmer, Benjamin und Wittrock, Eike (Hg.): Über Kritzeln. Graphismen zwischen Schrift, Bild, Text und Zeichen. Diaphanes Berlin.

2012

Thomas Huber: Mesdames et Messieurs. Conférences 1982 – 2010. Deutsch-Französische Übersetzung von Katia Schwerzmann u.a. Editions du Mamco. Genève 2012. (656 S.)

2011

 »Franz Erhard Walther. Die Zeichnungen«, in: Ambulanz. Nr. 3.

2008

 »Balcons. Déguisements et cérémonies dans le théâtre de Jean Genet«, in: Sang Bleu, Nr. 3/4.