Springe direkt zu Inhalt

Theatre as a Tool for Communication Management

Seit Anfang der 90er Jahre hat sich in Deutschland eine besondere Annäherung von Wirtschaft und Theater vollzogen. Neu gegründete, professionelle Unternehmenstheater wurden zunehmend von Firmen und Wirtschaftsorganisationen beauftragt, mit den ihnen eigenen theatralen Methoden und im Rahmen von speziellen Veranstaltungen zur Verbesserung der Mitarbeiterkommunikation, der Vermittlung von verschiedensten Informationsinhalten oder zur Steigerung des Motivations- bzw. Stimmungsniveaus beizutragen. Hierbei griffen diese Theateranbieter insbesondere auf Ideen und Konzepte der Avantgarde (Moreno, Brecht, Boal, Johnstone) zurück oder kombinierten sie miteinander. Dem traditionell für den Kunstbereich reserviert scheinenden Theater wurde auf diese Weise eine neue Funktionsdimension hinzugefügt, die in einer pragmatischen Aufwertung des Theatralen für das ökonomische Change-Management bestand.

Seinen Höhepunkt erlebte die Etablierung dieser Theaterbranche um die Jahrtausendwende, was sich an der großen Publikationsvielfalt innerhalb des wirtschaftswissenschaftlichen Diskurses zeigte, der das Phänomen vor allem aus wirkungstheoretischer Perspektive zu umreißen versuchte. Eine theaterwissenschaftliche Auseinandersetzung ist dagegen bis heute nur recht spärlich betrieben worden.

Die vom ERC geförderte Fallstudie "Theatre as a Tool for Communication Management" von Fabian Lempa stößt in diese diskursive Leerstelle. Dabei wird ein Ansatz gewählt, der sich nur am Rande mit Fragen der Wirksamkeit beschäftigt. Vielmehr rücken Fragestellungen in den Blick, die sich aus dem Spannungsverhältnis von Ökonomie und theatraler Situation ergeben und sowohl theoretisch als auch anhand langfristiger praxisnaher Beobachtungen untersucht werden: ästhetische, ethische und politische.

Inwiefern lässt sich bei Unternehmenstheater von einem Kunstprodukt sprechen? Welche avantgardistischen Theaterformen verbergen sich hinter den im Unternehmen eingesetzten Methoden? Wie wird mit möglichen, unkontrollierbaren Prozessen umgegangen? Wie berücksichtigen Schauspielerinnen und Schauspieler sowie die Teilnehmenden die Tatsache, dass solche Interventionen immer an die Interessen des Managements gebunden sind? Und welche Auswirkungen hat die Einbettung von Theater in einen ökonomischen Rahmen?

Das Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt und wird in enger Kooperation mit multinationalen Unternehmen durchgeführt werden.

Schlagwörter

  • Fabian Lempa, Unternehmenstheater, Kommunikation, Steigerung, Motivation, Ökonomie, Avantgarde, Change-Management, Corporate Theatre, The Aesthetics of Applied Theatre, Theatre as a Tool for Communication Management