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Butler

Making a Book: Translating and Editing Samuel Butler’s “Notebooks” for German Readers

 

Über zwei Semester lang (WS 03/04-SoSe 04) haben sich 15 Studentinnen und Studenten der Anglistik und der Angewandten Literaturwissenschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Manfred Pfister getroffen, um Samuel Butlers Notebooks ins Deutsche zu übersetzen. Obwohl sie im anglo-amerikanischen Raum längst als sein Schlüsselwerk gelten, waren bislang nur seine Romane  - Erewhon und Der Weg allen Fleisches – auf Deutsch erhältlich. Butlers Notizbücher, die er von 1874 bis zu seinem Tod im Jahre 1902 geführt hat, bestehen hauptsächlich aus Aphorismen, aber auch aus Anekdoten und kleinen Essays. Zunächst einmal mussten wir entscheiden welche seiner Aphorismen wir in unsere 120-seitige Sammlung aufnehmen wollten. Die Auswahl erfolgte in demokratischer Abstimmungsarbeit. Kriterien waren neben literarischer Qualität und Originalität auch die Übersetzbarkeit. Denn manche Aphorismen waren in ihrem Kontext zu speziell, als dass sie für den deutschsprachigen Leser von heute verständlich gewesen wären. Butler war ein sehr vielseitiger Mensch, der Schafe züchte, malte, komponierte und zu den verschiedensten Themen seiner Zeit schrieb, unsere Auswahl sollte diesen Facettenreichtum spiegeln.

Parallel zur Arbeit des Lesens und Auswählens haben wir uns Butler thematisch genähert. Die literarische Form des Aphorismus war für viele von uns eine bisher eher unbekannte Gattung, die wir uns zum Teil auch dadurch erschlossen, indem wir selbst Aphorismen verfassten. Referenten wurden ausgewählt, die die Aufgabe hatten, verschiedene Themen der Zeit aufzubereiten und besonders der Frage der Selbstpositionierung Butlers in der viktorianischen Kultur nachzugehen.

Bei der eigentlichen Übersetzungsarbeit hat sich das „Tandem-Übersetzen“ bewährt. Immer zwei Studentinnen bzw. Studenten haben einen Teil der Aphorismen gemeinsam übersetzt und ihre Übersetzungen dem Kurs vorgestellt. Nach der Besprechung wurden Korrekturen eingefügt und das Seminar erhielt erneut Gelegenheit Verbesserungsvorschläge einzubringen. So entstand in mehreren Schichten eine „vorläufige Endfassung“, die dann am Schluss noch einmal das Lektorat, also uns, passieren musste.

Während der Arbeit am Buch haben wir uns auch Gedanken gemacht, welche zusätzlichen Informationen es enthalten sollte, besonders da es in einer wissenschaftlichen Reihe (Die Bibliothek des kritischen Britanniens) erscheinen sollte. Prof. Dr. Pfister hat sich erboten die Einleitung zu schreiben, eine Bibliographie, ein Glossar mit Butlers engsten Freunden und Familienangehörigen, Textgenese, u. a. wurden von Studentinnen und Studenten erstellt. Beim Titelbild haben wir uns für ein Gemälde Butlers entschieden, das uns in seiner Skurrilität gut zum Inhalt des Buches zu passen schien. Anfang 2005 ist es erschienen: SAMUEL BUTLER: Wollschwein und Tafelsilber. Notizen eines viktorianischen Querdenkers. Passau: Verlag Karl Stutz, 2005.  

Das Buch wurde sowohl in der FAZ als auch in der Süddeutschen besprochen. Am 11.06.2005 fanden darüber hinaus im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaft  Lesungen aus dem Buch statt.