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Workshop: Epistemologien des Restes

Plakat- Epistemologien des Restes

Plakat- Epistemologien des Restes

Bildquelle: FSGS

Bildquelle: FSGS

Datum:19.10.2018
Ort: FU Berlin, Raum JK 33/121
Planung und Organisation: Marion Maurin, Eva Murasov und Elena Stingl

Denkt man an Bilder von Ölkatastrophen, Atommüll, Plastikinseln im Ozean oder andere Phänomene des Anthropozäns, lässt sich kaum bezweifeln, dass moderne Wirtschaftsweisen einen ‚unverbräuchlichen‘ Rest (Vilém Flusser) generieren – etwas, das praktisch nicht wiederverwertet werden kann. Epistemologisch gesehen ist die Rede vom Rest als absolut Heterogenes dagegen nicht unproblematisch: Sie wird herausgefordert von – oft strukturalistisch ansetzenden – Teil-Ganzes-Diskussionen, metabolischen Erklärungsmodellen oder kultursemiotischen und geschichtsphilosophischen Theorien der ‚ewigen Wiederkehr‘.

Lässt sich der Rest in seiner radikalen Negativität überhaupt als etwas denken, das sich nirgendwo integrieren lässt, und als schieres Störmoment, das sich gegen jede Kontinuität sperrt?

Im 20. Jahrhundert entstehen zahlreiche Denkmodelle, literarische Texte und ästhetische Praktiken, die sich Abfall und Müll, dem Überflüssigen und Vernachlässigten, sowie den ‚Rändern‘ der Geschichte widmen. Diese Modelle und Praktiken interessieren sich zunächst für die Geste der Entledigung, die den Rest verbannte, und gehen mit der Absicht einher, die erkenntnistheoretische und ästhetische Funktion des Verworfenen zu entdecken. Man denke nur an die Tagesreste in Sigmund Freuds Traumdeutung (1900), die Figur des Lumpensammlers in Walter Benjamins Passagen-Werk (1927-1940) oder Georges Batailles Verschwendungstheorie Der verfemte Teil (1949). Auch in der Kunst finden sich zahlreiche Beispiele, etwa Joseph Beuys’ Ready Made, die Junk Art der Nachkriegs-USA, oder die Combine Paintings Robert Rauschenbergs, der das Sammeln von Abfall auf der Leinwand kommentiert, „there is no reason not to see the world as one gigantic painting”.

Vor diesem Hintergrund wollen wir an literarischen und theoretischen Texten des 20. und 21. Jahrhunderts untersuchen, wie sie den Rest darstellen, definieren – oder, im Zuge ganzheitlicher Erklärungsansätze, negieren. Der wissenskonstitutive Aspekt des Marginalen und Verdrängten steht im Zentrum der Auseinandersetzung.

Als gemeinsame Lektüregrundlage wird an die TeilnehmerInnen vorab ein Reader mit Textauszügen von u. a. Sigmund Freud, Michel Leiris, Sigfried Kracauer, Vilém Flusser, Katja Petrowskaja (Vielleicht Esther) und Max Blecher (Aus der unmittelbaren Unwirklichkeit) verschickt.

Der Workshop beginnt mit zwei kurzen Vorträgen von Johannes Kleinbeck (LMU München) und Johanna-Charlotte Horst (LMU München), nachmittags ist Zeit für Diskussionen vorgesehen.

Den Workshopbericht finden Sie auf dem Blog Literaturwissenschaft in Berlin.

Programm

19.10.2018

9:30 Uhr Begrüßung

9:45 Uhr JOHANNES KLEINBECK: „…was […] erübrigt.“ – Freuds Sehnsucht nach der “ganzen Befriedigungslust” 

11:00 Uhr Kaffeepause

11:15 Uhr JOHANNA-CHARLOTTE HORST: „Minima Historia. Alltagsgeschichte(n) schreiben.“

12:30 Uhr Mittagspause

14:00 ­Uhr Allgemeine Diskussion einer Auswahl von Texten (Reader)

15:30 Uhr Kaffeepause

16:00 Uhr Diskussionsrunde und Abschluss

Zur Website Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften
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