Die Tagung Filmkundliches Fernsehen setzt ein Schlaglicht auf die vielfältigen Konvergenzen historischer Fernsehkulturen mit Film- und Kinokulturen.
Aus zirkulationshistorischer wie ästhetischer Hinsicht ist es von Belang, Fernsehsender als (Wieder-)Verwertungsort von Kinofilmen in den Blick zu nehmen, was mitunter erstmalige oder neue Synchronisation, redaktionell angefertigte Untertitelung, Schnittfassungen u. ä. implizieren kann und mit Programmansage oder Reihenprogrammierung eine spezifische Rahmung von Filmen mit sich brachte. Neben Filmausstrahlungen spielen auch filmkundliche Beiträge und Dokumentationen eine gewichtige Rolle, wo sie – unter Verwendung telemedialer Verfahren wie Moderation, Zitation, Voice-Over, Interviews usw. – auf eine spezifische Vermittlung von Film abzielen; dies geschieht nicht nur in einschlägigen cinephilen Sendungen, sondern auch in Kunst- und Kulturmagazinen, Unterhaltungsformaten, regionaler Berichterstattung oder in politischen Reportagen.
Filmkultur ist in allen diesen Fällen dezidiert als Fernsehkultur programmiert. Medienkulturwissenschaftliche Forschung kann hier exemplarisch ansetzen, um entlang von Ästhetiken, Formaten und Praktiken die Verschränkungen von »Film« und »Fernsehen« herauszuarbeiten, um dabei etwa die implizierten Wissens- und Medienkonzepte des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags zu befragen, die Darstellungsmodi und Stile einzelner Filmredaktionen und Sendeanstalten zu präzisieren oder die jeweiligen personellen und institutionellen, lokalen und geopolitischen Schnittpunkte historiografisch produktiv machen. Die Tagung Filmkundliches Fernsehen ist nicht zuletzt auch Anlass, um Forschungsmethoden und -infrastrukturen zu reflektieren und disziplinäre Selbstverständnisse – insbesondere bezogen auf Fernsehwissenschaft und Filmwissenschaft – abermals zu überdenken.
Organisiert von Theodor Frisorger und Dennis Göttel im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts »Frühgeschichte des Making-of-Films: Produktionskulturen des Kinos in Drehberichten des westdeutschen Fernsehens«
Programm:
Donnerstag, 06.02.2025
14.00 Dennis Göttel (Berlin): Filmkunde als Fernsehkunde
14.20 Theodor Frisorger (Berlin/Bochum): Making-Over. Drehberichte in den Dritten Programmen
15:00 Kaffeepause
15:15 Britta Hartmann (Bonn): Zur Form der Filmberichterstattung in Stefan Trollers Pariser Journal
16:00 Luca Schepers (Frankfurt am Main): Tonlagen
16.45 Kaffeepause
17.00 Ulrike Hanstein (Linz): Das bewaffnete Auge (1984, VALIE EXPORT): Experimentieren und Disponieren
17:45 Volker Pantenburg (Zürich): Filmkunde, ca. 1970 – Bitomsky/Farocki über die Sprache des Films
Freitag, 07.02.2025
11:30 Bianka-Isabell Scharmann (Köln/Amsterdam): Dore O. schweigt. Feministische Experimentalfilm- und Fernsehgeschichten aus der Lederfabrik
12:15 Marie Sophie Beckmann (Oldenburg): Downtown on your TV Screen: Experimentelle Formate im Public Access Television der 1970er und 1980er Jahre
13:00 Mittagspause
14:30 David Gaertner (Berlin): Frankenstein im Schützengraben: Die Bedeutung von TV-Mitschnitten für die Rekonstruktion historischer Diskurse
15:15 Cecilia Valenti (Mainz): Für ein drittes Fernsehen – Kontakt- und Konfliktzone ZDF
16:00 Abschlussdiskussion
Zeit & Ort
06.02.2025 - 07.02.2025
Freie Universität Berlin
Seminarzentrum: Raum L116
Otto-von-Simson-Straße 26
14195 Berlin
Weitere Informationen
Um eine Anmeldung unter theodor.frisorger@fu-berlin.de wird gebeten.