Prof. Dr. Gyburg Uhlmann (geb. Radke)

Bildquelle: Foto: Bernd Wannenmacher
Institut / Einrichtungen:
Fachgebiet / Arbeitsbereich:
Gräzistik
seit dem 01.04.2023 an der Technischen Universität Nürnberg
14195 Berlin
Sprechstunde
Nach Voranmeldung per Email
Aktuelle Funktionen und Aufgabenbereiche
Neben ihrer Tätigkeit als Professorin für Klassische Philologie mit dem Schwerpunkt Gräzistik am Institut für Griechische und Lateinische Philologie der Freien Universität Berlin ist sie Sprecherin des Sonderforschungsbereichs 980 "Episteme in Bewegung" und Direktorin des Aristotelismuszentrums Berlin.
Vita
Gyburg Uhlmann (geb. Radke) hat Klassische Philologie und Archäologie in Marburg und Heidelberg studiert. Sie wurde 2001 mit einer Arbeit zur wissenschaftssystematischen Bedeutung der Mathematik im Platonismus promoviert und hat sich 2003 mit Forschungen zum spätantiken Platonunterricht habilitiert. 2003-4 war sie als Feodore-Lynen-Stipendiatin der Alexander-von-Humboldt-Stiftung visiting fellow an der Harvard University und erhielt ein William Calder III-Fellowship. Sie wurde 2006 mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibnizpreis der DFG ausgezeichnet. Seit 2007 ist sie Professorin für Klassische Philologie mit dem Schwerpunkt Gräzistik am Institut für Griechische und Lateinische Philologie der Freien Universität Berlin. Sie ist dort außerdem seit 2012 Sprecherin des Sonderforschungsbereichs 980 "Episteme in Bewegung" und seit 2016 Direktorin des Aristotelismuszentrums Berlin und seit 2019 Mitglied im Vorstand des Exzellenzclusters 2020 „Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective“. Ihre Schwerpunkte liegen in der antiken Wissens- und Wissenstransfergeschichte, der antiken Philosophie und insbesondere Platon und Aristoteles, der antiken Bildungsgeschichte sowie der antiken Rhetorik und Rhetoriktheorie, die sie in komparatistischer Perspektive mit gegenwärtigen Kommunikationspraktiken analysiert und betrachtet. Im Bereich der Digital Humanities betreibt sie ein Projekt zur wissensgeschichtlichen Bedeutung aristotelischer Handschriften und ist im Cluster „Temporal Communities“ in der RA 5 „Building Digital Communities“ Co-Leiterin.
Gyburg Uhlmann ist verheiratet und hat fünf Kinder (geb. 2009, 2011, 2012, 2015 und 2019).
Aktuelle Kurse
SoSe 2022
16211 | Kolloquium | Foschungskolloquium Griechisch |
Ausgewählte Lehrveranstaltungen aus vergangenen Semestern:
WiSe 2020/21 Vorlesung: Dichtungstheorie. Poetik in der Antike von Platon bis in die Spätantike
SoSe 2020 E-Learning-Kurs "Antike Philosophie: Platon" (virtuelles Selbstlernangebot mit Präsenzunterricht für philosophische Diskussionen im direkten mündlichen Gespräch) für die Modul-Komponenten Vorlesung und Seminar
SoSe 2017 VL Platon als Philosoph und Dichter + HS Wahrheit oder Fake?: Philosophische Konzepte von Wahrheit und Wahrheitsfindung bei Platon und Aristoteles
WiSe 2017 VL Sappho und die Theorie der Lyrik
SoSe 2016 Ringvorlesung 2400 Jahre Aristoteles und Aristotelismen (Link zu den Audiomitschnitten) + VL Einführung in Aristoteles
WiSe 2015 VL Hellenistische Dichtung – ihre Literaturtheorie und Ästhetik
SoSe 2014 VL Bildungsinstitutionen in der Spätantike
WiSe 2013 VL Literaturgeschichte/Literaturgeschichtsschreibung – Probleme Geschichte, Perspektiven
SoSe 2013 VL Rationalität. Vernunft, Verstand
SoSe 2012 VL Antike Sprachphilosophie
SoSe 2010 VL Theorie der griechischen Geschichtsschreibung
Forschungsorientierte Lehre (im Rahmen des Pilotprojekts Forschungsorientierte Lehre der Freien Universität Berlin)
2014 Forschungskolloquium: Aristoteles-Handschriften in Bewegung, in Kooperation mit dem Projekt CAGB an der BBAW, unter der Leitung von: Prof. Dr. Gyburg Uhlmann und Prof. Dr. Dieter Harlfinger
Vorlesung: Bildungsinstitutionen in der Spätantike
Hauptseminar: Bildung und Schule: Marinos Vita Procli und Damaskios' Vita Isidori
Kooperation mit Berliner Gymnasien
Wir bieten seit 2010 jedes Jahr zwei Propädeutika für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe an. Die Propädeutika bieten Einführungen in geisteswissenschaftliche Kernthemen und Methoden. Im Wechsel werden literaturwissenschaftliche und philosophische Propädeutika angeboten. Themen waren bisher z.B. "Was ist Bildung?", "Was ist Denken? " und "Klassiker der Philosophie: Aristoteles."
Aktuelles Propädeutikum:
Außer dem Propädeutikum haben wir weitere Angebote entwickelt. Z. B. den Studientag Aristoteles, der am 21.04. und 10.05.2016 stattfand.
Gyburg Uhlmann hat zu einer Vielzahl an Themen im Bereich der antiken Philosophie, Rhetorik und Wissens- und Wissenstransfergeschichte sowie der antiken Literatur, ihrer Geschichte und Theorie publiziert, darunter besonders zu den Pragmatien des Aristoteles und ihren unterschiedlichen Argumentationsstrategien und didaktischen Methoden, zur Rhetorik in der Antike und ihrer Geschichte und Aktualität bis heute, zu Platons Dialogen, zur Platonischen Erkenntnistheorie und Methodik, zur Rolle der mathematischen Disziplinen bei Platon, zur Dialoghermeneutik, zu den spätantiken Platon- und Aristoteleskommentatoren, zur Geschichte der höheren Bildung in der Antike und ihren Institutionen.
Literaturwissenschaftliche Schwerpunkte bilden Studien zu den Homerischen Epen und ihren narrativen Techniken, zur attischen Tragödie, zu Aristoteles' Poetik und zu den literaturgeschichtlichen Konzepten alexandrinischer Dichtung, ihren wissensgeschichtlichen Kontexten und ihrer Obsession für die Frühzeit der griechischen Kultur.
Ihr neuestes Buch ‟Rhetorik und Wahrheit. Ein prekäres Verhältnis von Sokrates bis Trump‟ (erschienen im J. B. Metzler Verlag 2019) bringt die antike Rhetorik in aktuelle Diskussionen um populistische Reden, politische Kommunikation und Fake News ein und präsentiert dabei neue Interpretationen der wichtigsten Stationen der Geschichte der Rhetorik in der Antike und gibt Ausblicke auf die Geschichte der Rhetorik in der Moderne.
In den letzten Jahren hat sie eine neue Perspektive auf die Schriften des Aristoteles entwickelt, die beschreibt, wie adressatenorientiert Aristoteles arbeitet und welchen Einfluss seine Zuhörer und Leser auf die Genese und Überarbeitungen seiner im Kontext seines Unterrichts entstandenen Texte nehmen (s. z.B. den Beitrag "Aristotle’s Arguments and His Audiences in Metaphysics Z 4 – Preliminary Studies on Audience-Driven Dynamics in Aristotle", in: Working Paper des SFB Episteme in Bewegung, Working Paper No. 9/2017, 1-46).
In ihrem aktuellen Buchprojekt „Ein dritter Weg in der Aristoteles-Forschung: Aristoteles und seine Adressaten‟ (Arbeitstitel) geht es um eben diese Rolle der Hörer und Leser für die Genese und Dynamiken im Corpus der Schriften des Aristoteles und also um eine bildungs- und sozialgeschichtliche Perspektive auf ausgewählte Pragmatien des Aristoteles und ihre Argumentationsstrategien.
Ihre aktuellen Projekte befassen sich mit der spätantiken Kommentierung der Aristotelischen Schrift de interpretatione im Kontext der Organon-Schriften (mit Schwerpunkt auf den argumentativen und didaktischen Strategien der Kommentatoren und den Prozessen der Traditionsbildung ausgehend von Akademie und Peripatos), mit den Institutionen und kulturellen Kontexten der spätantiken Philosophenschulen und -gemeinschaften. Sie ist ausserdem Co-Leiterin des im Bereich der Digital Humanities angesiedelten Teilprojekts "Bücher auf Reisen", in dem sie die Ortsbewegungen von Aristoteles-Handschriften und Veränderungsprozesse innerhalb von Handschriften untersucht, die ihre eigene dynamische Geschichte des Schreibens, Wiederschreibens, der Hinzufügung von Scholien und Glossen und anderer Praktiken des Lesens und Schreibens über einen Zeitraum von Jahrzehnten und Jahrhunderten besitzen. Ziel des Projekts ist die digitale Analyse der Manuskriptgestaltung und -entwicklung von Aristoteleshandschriften und die Erforschung und Beschreibung der wissensgeschichtlichen Bedeutung der Genese eines Scholiencorpusses.
Beide Projekte leisten Beiträge zum Sonderforschungsbereich 980 "Episteme in Bewegung", der interdisziplinäre Forschungen im Bereich der vormodernen Wissensgeschichte betreibt und anregt.
Weitere Informationen finden Sie auf folgenden Webseiten:
- Aristotelismus-Zentrum
- Forschungsprojekt zu Traditionsbildungsprozessen in der spätantiken Aristoteles-Kommentierung
- Forschungsprojekt zu Digitalen Methoden in der Handschriftenforschung
- Sonderforschungsbereich "Episteme in Bewegung"
News
vergangene Termine:
25.11.2019, 18 Uhr | "Sophistik: Bildung und Erfolg", Vortrag im Zuge des 11. Philosophischen Propädeutikums der Klassischen Gräzistik, Thema: Bildung und Kommunikation. Hörsaal 1a, Freie Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin |
15.09.2018 | "Rhetorik und Manipulation von Gorgias bis Donald Trump", Vortrag im Rahmen der Dialogi Berolinenses 2018, FU Berlin |
26.-28.09.2018 | Vortrag im Zuge der Tagung “Philosophers, Goddesses and Principles – Women and the Female in Neoplatonism” in Bochum: "All but rational? Wise women, female philosophers und discursive practices in late ancient philosophical communities" |
29.06.2018 | Vortrag im Zuge der Jahrestagung des Sonderforschungsbereichs 980 "Episteme in Bewegung":
"The economics of philosophy in 4th century Greece" |
15.05.2018 | Vortrag im Deutsch-Amerikanischen Institut Tübingen: "Donald Trumps Rhetorik und die Wahrheit: eine Analyse" |
23.04.2018 | Vortrag in der Akademie für Politische Bildung Tutzing: Ist Donald Trump ein Demagoge? Analysen mit Platon und Isokrates |
21.11.2017 | Vortrag im Carl-SchurzHaus/Deutsch-Amerikanisches Institut e.V. in Freiburg: "Trommelfeuer, Nebelkerzen: Donald Trumps Rhetorik" |
26.-28.10.2017 |
Vortrag im Zuge der Tagung "Aristoteles-Kommentare und ihre Überlieferung in Spätantike, Mittelalter und Renaissace" an der Universität Hamburg, Thema: "Programmatische Anfangssätze in Aristotelischen Pragmatien und ihre Auslegung durch die spätantiken Kommentatoren" |
16.+17.10.2017 |
Forschungsreise und Projektvorstellung mit dem Sonderforschungsbereich 980 Episteme in Bewegung zur New York University (Facebook-Link) |
(in Auswahl)
- "Die Theorie der Zahl im Platonismus – ein systematisches Lehrbuch", Tübingen/Basel: A. Francke 2003.
- "Das Lächeln des Parmenides – Proklos’ Interpretationen zur Platonischen Dialogform" (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte (UaLG), 78), Berlin: De Gruyter 2006.
- "Die Kindheit des Mythos – die Erfindung der Literaturgeschichte in der Antike", München: C. H. Beck 2007.
- "Rhetorik und Wahrheit: Ein prekäres Verhältnis von Sokrates bis Trump", Stuttgart: J.B. Metzler 2019.
(in Auswahl)
- "Anschaulichkeit in Kunst und Literatur. Wege bildlicher Visualisierung in der europäischen Geistesgeschichte", (Colloquium Rauricum XI), hg. von Arbogast Schmitt und Gyburg Radke-Uhlmann, München/Leipzig: De Gruyter 2011.
- "Phronesis – Die Tugend der Geisteswissenschaften", (Studien zur Literatur und Erkenntnis, Band 3), hg. von Gyburg Radke-Uhlmann, Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2012.
- "Tragik vor der Moderne", hg. von Regina Toepfer und Gyburg Radke-Uhlmann, Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2015.
(in Auswahl)
Aktuelle Publikationen
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„Homologiestil und Elliptik, Oder: Sind Aristoteles' Pragmatien Literatur?“, in: Eva Geulen, Melanie Möller (Hg.) Stil und Rhetorik. Ein prekäres Paar und seine Geschichten, Interjekte 14, Berlin 2022, 41-55.
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„Wie wird Wissen beschleunigt? “, in: Logbuch Wissensgeschichte des SFB Episteme in Bewegung, Freie Universität Berlin, 04.04.2022.
- "Die richtige Lehrerwahl. Einige Überlegungen zu Mythos und Logos im Platonischen Protagoras", in: Latein und Griechisch in Berlin und Brandenburg. Jahrgang 64. Heft 2 (2020), 81-106.
- "Emotionen in der Rhetorik der neuen Rechten", in: Politikum. Analysen, Kontroversen, Bildung, Heft 1 (2020), 33-38.
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"Rhetorik", in: Melanie Möller (Hg.), in: Ovid-Handbuch, Stuttgart: Metzler 2020, 149-153.
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"Nachfolge griechischer Dichtung", in: Melanie Möller (Hg.), Ovid-Handbuch, Stuttgart: Metzler 2020, 35-45.
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"Die rhetorischen Strategien von @realDonaldTrump und die Verweigerung diskursiver Argumentation", in: Lars Koch, Tobias Nanz, Christina Rogers (Hgg.), The Great Disruptor. Über Trump, die Medien und die Politik der Herabsetzung, J. B. Metzler 2020, 147-168.
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"Akkumulation – Ordnen als kommunikative Praxis, in: Melanie Möller (Hg.), Von ›Allusion‹ bis ›Metonymie‹. Interdisziplinäre Perspektiven auf die Wirkmacht rhetorischer Tropen und Figuren, Universitätsverlag Winter 2019, 43-66.
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(in Vorbereitung) "Programmatische Anfangssätze in Aristotelischen Pragmatien und ihre Auslegung durch die spätantiken Kommentatoren", in: Christian Brockmann, Stefano Valente und Daniel Deckers (Hgg.), Aristoteles- Kommentare und ihre Überlieferung in Spätantike, Mittelalter und Renaissance. Akten der Tagung der Karl und Gertrud Abel-Stiftung vom 26.–28. Oktober 2017 in Hamburg.
- "Were Platonic Dialogues Read in Late Antique School Lessons on Aristotelian Logic? On Ancient Commentators on Aristotle and Their Teaching Practices", in: Working Paper des SFB 980 Episteme in Bewegung, Working Paper No. 20/2019, 1-22.
- "Fallstudien zur Genese der Erzählung von Zwietracht und Harmonie zwischen Platon und Aristoteles in der Frühen Neuzeit: Georgios Gemistos Plethon und Giovanni Pico della Mirandola", in: Working Paper des SFB 980 Episteme in Bewegung, Working Paper No. 19/2019, 1-23.
- "Poetik in der Antike", in: Grundthemen der Literaturwissenschaft: Poetik und Poetizität, Hrsg. v. Ralf Simon, Berlin/Boston: Walter de Gruyter 2018, 61-85.
- "Die Banalität rhetorischer Manipulation", in: Merkur, November 2018, 72. Jahrgang, Heft 834, 77-81.
- "Wie kommt man zu einer begründeten Meinung? Über Filterblasen und Echokammern in einer Zeit des Postfaktischenaus der Perspektive der antiken Wissenskultur", in: Deutscher Hochschulverband (Hg.), Glanzlichter der Wissenschaft. Ein Almanach, Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2017, 123-128.
- "Der Text und seine Kontexte. Prozesse der antiken Wissensgenese bei Hans Blumenberg und in den spätantiken Aristoteles-Kommentaren", in: M. Möller (Hg.), Prometheus gibt nicht auf - Antike Welt und modernes Leben in Hans Blumenbergs Philosophie, Wilhelm Fink Verlag 2015, 91-110.
- "On the Function of Platonic Doctrines in Late Antique Commentaries on Metaphysics A 9, A 6 and M 4 – an Example of Late Antique Knowledge Transfer", in: Working Papers des SFB Episteme in Bewegung, Working Paper No. 1/2014, 1-37.
Weitere ausgewählte Aufsätze:
- „Ist die Vernunft trivial? Studien zum Wandel der Wissenschaften vom menschlichen Geist“, in: Phronesis – Die Tugend der Geisteswissenschaften, hg. v. ders., Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2012, 195–219.
- „Kriteriengeleitete Empirie – Überlegungen zum Zusammenhang von Hören und Begreifen von Musik bei Platon“, in: Platon und die Mousiké, hg. v. D. Koch, I. Männlein-Robert und N. Weidtmann (Tübinger Phänomenologische Bibliothek, Antike-Studien Band 2), Tübingen: Attempto 2012, 195–226.
- „Odysseus bei den Phäaken. Studien zur Heimkehrerhandlung in den Apologoi der Odyssee“, in: Homer, gedeutet durch ein großes Lexikon, hg. v. M. Meier-Brügger, Berlin/Boston: De Gruyter 2012, 215–238.
- „Über eine vergessene Form der Anschaulichkeit in der griechischen Dichtung“, in: Antike und Abendland 55 (2009), 1–22.
- „Am Grab der literarischen Vergangenheit. Elegische Totenklagen im 20. Jahrhundert und die Konstruktion einer poetischen Frühzeit im Hellenismus“, in: Poetica 40 (2008), 73–96.