Springe direkt zu Inhalt

DFG Graduiertenkolleg "Schriftbildlichkeit": Über Materialität, Wahrnehmbarkeit und Operativität von Notationen

Sprecherin: Prof. Dr. Sybille Krämer

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Graduiertenkolleg "'Schriftbildlichkeit': Über Materialität, Wahrnehmbarkeit und Operativität von Notationen"an der Freien Universität Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Sybille Krämer ist am Institut für Philosophie angesiedelt. Es widmet sich dem geisteswissenschaftlichen Schlüsselthema der Schrift und zielt einen Perspektivenwechsel an von einem phonographisch-sprachzentrierten hin zu einem ikonographisch-lautsprachenneutralen Schriftkonzept.

Während die Schrift zumal im Horizont eines ‚abendländischen Alphabetzentrismus’ vorrangig als aufgeschriebene mündliche Sprache gilt, sollen Schriften in jenen Dimensionen untersucht werden, in denen sie mehr leisten, als ‚nur’ ein Medium zum Aufzeichnen mündlicher Sprachen zu sein. Was wir beim schriftlichen Rechnen, in der korrigierenden Arbeit am Text, beim Umgang mit naturwissenschaftlichen Formeln, im Entwerfen von Diagrammen, beim Erstellen musikalischer Partituren, in der Konkreten Poesie oder beim Programmieren machen, kann sinnvoll nicht durch den Bezug auf die Lautsprache beschrieben werden. Überdies bergen die außereuropäischen, nichtalphabetischen Schriftsysteme immer schon ein bemerkenswertes ikonographisches Potenzial. Das Kolleg möchte also zur Überwindung eines phonographisch reduzierten und eurozentrisch verengten Schriftbegriffes beitragen.

Die zugrundeliegende Hypothese ist, dass Schriften Hybridbildungen sind aus Diskursivem (Sprache) und Ikonischem (Bild); und dies gilt für alphabetische wie für nichtalphabetische Notationen. Die explorative und kreative Leistungskraft von Schriften ist zu Tage zu fördern, indem Zusammenhänge zwischen Sichtbarkeit und Handhabbarkeit in wissenschaftlichen oder künstlerischen, in alltäglichen, spielerischen oder religiösen Schriftpraktiken untersucht werden. Obwohl sich Ansätze zu einer Rekonstruktion sprachübergreifender Aspekte des Schriftgebrauches in verschiedenen Disziplinen bereits finden, gibt es noch keine konzeptuelle Zusammenführung und programmatische, interdisziplinäre Bündelung dieser Forschungsrichtung. Eben diese Zusammenführung und Bündelung möchte das Kolleg in der interdisziplinären Zusammenarbeit von 13 Disziplinen leisten, die im Berlin-Potsdamer Raum zu Schriftphänomenen arbeiten.