Die Sinnlichkeit der Zeichen - Roland Barthes‘ Aisthetik von Schrift und Bild
News vom 02.09.2012
26.–28. September 2012, Freie Universität Berlin
Roland Barthes wird gemeinhin vor allem als Denker des Zeichens, der Kultur, des Textes oder der Fotografie gewürdigt. Dass das Thema der Schrift in seinem Werk einen zentralen, in verschiedenen Zusammenhängen immer wiederkehrenden Stellenwert besitzt, wird gerade im Kontext der aktuellen Schriftlichkeitsdebatte meist nur unzureichend zur Kenntnis genommen. Besonders in seiner Umbruchsphase vom Strukturalismus zum Poststrukturalismus erweist sich die Auseinandersetzung mit der Schrift als maßgebliche Antriebskraft für Barthes‘ theoretisches Denken und literarisches Schaffen. Wie sich eindrucksvoll in den postum erschienenen »Variations sur l’écriture« zeigt, setzt Barthes die Schrift nicht nur instruktiv ins Verhältnis zu Körper und Bild; auch verbindet er sie mit den Motiven der Lust, der Utopie, der Körperlichkeit und der Affiziertheit der Schreibenden wie Lesenden: Von der Last der bloßen Referenzialität befreit, erscheinen die Zeichen nunmehr vordergründig in ihrer sinnlichen Dimension. Zugleich wird Schrift – etwa in der Beschäftigung mit Twombly, der Fotografie oder in der Begegnung mit der japanischen Schriftkultur – im Kontrast, Zusammenspiel oder Zusammenfall mit Bildern und Bildlichkeit reflektiert. Immer wieder führen Schrift und Bild den Semiologen Barthes so an die Ränder des Semiotischen – sei es als »punctum«, sei es als »jouissance«. Liegt hier der Ausgangs- wie Fluchtpunkt der Semiose? Ist die affektive Energie, die sich mit dem Zeichen verbindet, als aisthetisch fundierte zu konzeptualisieren?
Ziel der Tagung ist es, diesen komplexen Konstellationen von Schrift, Bild und Körper in Barthes‘ Werk nachzugehen, um damit einerseits einen herausragenden, bislang jedoch kaum berücksichtigten Aspekt in dessen Schaffen zu beleuchten. Andererseits sollen daran anschließend neue Perspektiven für die Schrift- und Bildforschung entwickelt werden.
Einen Flyer zu dieser Veranstaltung können Sie hier öffnen.
PROGRAMM
Mittwoch, den 26. September 2012
18.00 Ottmar Ette, Potsdam: Eröffnungsvortrag: LebensBilder. Sinn und Sinnlichkeit bei Roland Barthes
Anschließend Empfang
Donnerstag, den 27. September 2012
10.00 – 10.15 Mark Halawa, Berlin: Begrüßung und Eröffnung der Tagung
10.15 – 11.00 Doris Kolesch, Berlin: Roland Barthes‘ Schriftbilder
11.00 – 11.30 Kaffeepause
11.30 – 12.15 Thorsten Gabler, Berlin: »Qui douterait de la sexualité de l‘écriture?« Überlegungen zu Roland Barthes‘ Begriff des sperme scriptural
12.15 – 13.00 Catherine Marten, Berlin: »mehr, mehr, noch mehr!« Schrift als Fetischobjekt bei Roland Barthes
13.00 – 14.30 Mittagspause
14.30 – 15.15 Bettina Lindorfer, Berlin: »Alla prima«, »d’un seul coup«, »immédiatement«. Zur Kontingenzerfahrung bei Roland Barthes
15.15 – 16.00 Katia Schwerzmann, Berlin: Schrift betrachten statt Schrift lesen. Das Grenzphänomen der Pseudo-Schrift im Ausgang von Roland Barthes
16.00 – 16.30 Kaffeepause
16.30 – 17.15 Dieter Mersch, Potsdam: »d’obliger à dire«. Materialität und Macht
18.00 Richard Shiff, Austin/Texas: Abendvortrag: Chance and Cause in Visual Imagery
Freitag, den 28. September 2012
10.00 – 10.45 Karin Peters, Mainz: Der Strukturalismus entdeckt den barocken Exzess. Barthes und die sinnliche Transmigration der Zeichen bei Arcimboldo
10.45 – 11.30 Ulrich Richtmeyer, Weimar: Barthes über die Produktivität des Bildes in Kontexten der Reproduktion
11.30 – 12.00 Kaffeepause
12.00 – 12.45 Florian Arndtz, Basel: »Es ist nicht das Photo, das man sieht«. Überlegungen zur ikonischen (In)Differenz.
12.45 – 13.30 Abschluss
Ort: DFG-Graduiertenkolleg »Schriftbildlichkeit«, Freie Universität Berlin, Institut für Philosophie, Habelschwerdter Allee 30, 14195 Berlin
Organisatoren: Elisabeth Birk, Mark Halawa, Björn Weyand