Polymodalität
Polymodalität |
Polymodalität ist im Film ein Bereich, der im Gegensatz zur Literatur
wesentlich komplexer ausfällt: Denn erst einmal ist der filmische Code
per se polymodal. Durch die Gleichzeitigkeit, mit der der visuelle Kanal und
der auditive Kanal erzählen, konkurrieren oder harmonieren immer gleichzeitig
verschiedene Erzählperspektiven. So kann es sein, dass z. B. die VON etwas
ganz anderes erzählt, als im Film sichtbar ist, oder dass, wie es bei unserem
Beispielfilm der Fall ist, die VON die Perspektive der Kamera unterstützt.
Aber auch ohne VON wird polymodal erzählt: sei es durch den stetigen Wechsel
von internem POV und der Nullfokalisierung oder durch den Einsatz sämtlicher
kinematographischer Mittel, die jeweils einen Teil der narrativen Instanz übernehmen
können.
Im Folgenden werden darüber hinaus einige Beispiele gegeben, in denen die
Polymodalität im Film besonders auffällig ist. Diese Beispiele betreffen
das Zusammenspiel von einem ‚normalen‘ POV und dem, was wir in der
obigen Analyse den ‚digitalen POV‘ genannt haben. Durch die Koexistenz
dieser beiden visuellen und gestalterischen Elemente (es wurde im Beispiel Nummer
1 der Kameraanalyse schon auf das Element der Ausstattung verwiesen, zu der
die Digitalkamera von Rick gehört) entsteht ein besonders hoher Grad von
Polymodalität. Als Beispiele dienen die Szenen, in denen die Digitalkamera
zum Einsatz kommt und gleichzeitig die Mitsicht durch die Kamera außerhalb
der Diegese erfolgt:
1. Das erste Beispiel erfolgt nach dem großen Familienstreit bei den Burnhams. Carolyn hat Jane eine Ohrfeige verpasst und Jane steht nun am Fenster und winkt Rick zu. Sie sieht, dass er sie filmt und fängt an, sich vor dem Fenster auszuziehen. Dabei sieht sie sich gleichzeitig in Ricks Fernseher, der an seine Digitalkamera angeschlossen ist. Auf diese Weise kann sowohl die interne Mitsicht Ricks auf Jane gezeigt werden (digitaler POV) als auch die interne Mitsicht Janes auf Ricks Sicht und Rick selbst (normaler POV).