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Michail Bachtin. Polyphonie und Chronotopos, karnevaleske Lachkultur und Körpergroteske

Michail Bachtin ist ein longseller der Literatur- und Kulturtheorie. Seine Konzepte der Dialogizität und des polyphonen Roman, der karnevalesken Lachkultur und des grotesken Körpers sowie des Chronotopos prägen die literaturwissenschaftlichen Debatten bis heute. Das Spektrum der Anwendungen und Interpretationen umfasst so unterschiedliche Gebiete wie Narratologie und Gattungstheorie, philosophische Anthropologie und Kultursemiotik.

Das Seminar intendiert eine intensive Lektüre sowohl der Bachtin-‚Klassiker’ Probleme der Poetik Dostoevskijs und Rabelais und seine Welt: Volkskultur als Gegenkultur, als auch weiterer Schriften des Früh- und Spätwerks (Autor und Held in der ästhetischen Tätigkeit, Die Ästhetik des Wortes, Formen der Zeit im Roman).

Bestandteil des Seminars ist die Reflexion der kulturgeschichtlichen und politischen Hintergründe des Schaffens von Bachtin, seiner Auseinandersetzung mit dem russischen Formalismus und der marxistischen Sprachphilosophie, mit Phänomenologie und Psychoanalyse.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Rezeptionsgeschichte der Bachtinschen Theorien und Terminologien im 20. und 21. Jahrhundert, insbesondere im Rahmen der Intertextualitätsdebatten (Kristeva, Todorov). Dies umfasst auch kritische Re-Lektüren, beispielsweise von Paul de Man oder Boris Groys, der im Bachtinschen Konzept der Lachkultur einen „Totalitarismus des Karnevals“ zu entdecken vermeintе.