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Clavis Pansophiae - Eine Bibliothek der Universalwissenschaften in Renaissance und Barock

Herausgegeben von Charles Lohr und Wilhelm Schmidt-Biggemann, Stuttgart (frommann & holzboog). 

In den universalen Entwürfen der barocken Wissenschaft bei Leibniz, Kircher und Comenius, bei Alsted und Fludd kommt eine Idee von Wissenschaft zum Tragen, deren Herkunft in die neuplatonische und arabische Philosophie zurückreicht. Ihr Charakteristikum ist der Versuch, den gesamten Bereich des Wissens aus einem Prinzip abzuleiten. Die Natur wird hier immer als Schöpfung gefasst; in ihr manifestieren sich die göttliche Herrlichkeit und die göttlichen Attribute, in der Kraft der Natur entfaltet sich das geistige Leben sinnfällig und geheimnisvoll zugleich. Dieses Wissenschaftskonzept wurde durch die mechanistische Naturkonzeption der Neuzeit (Mersenne, Gassendi, Descartes) abgelöst. 

Bd. 1: Sefer Jezirah. Übersetzt und kommentiert von Giulielmus Postellus. Neudruck der Ausgabe Paris 1552, hg., eingeleitet u. erläutert v. Wolf Peter Klein. 1995.

Das Buch Jezirah, ein spätantiker hebräischer Traktat, hat den genauen Ablauf der göttlichen Weltschöpfung zum Thema. Es ist eine der bedeutendsten Quellen der jüdischen Mystik und Philosophie. Im Jahre 1552 erschien das Buch Jezirah erstmals in der Übersetzung und mit dem Kommentar des Philologen Guillaume Postel. Dass er hier in christlich-lateini­schem Kontext herausgegeben wurde, bezeugt, dass sein Echo über jüdische Kreise weit hinaus- ging. Das Werk ist einer der Grundtexte frühneuzeitlicher Schöpfungs- und Wissenschafts- konzeption. Eine Einleitung des Herausgebers bringt u. a. fortlaufenden Erläuterungen des Postelschen Kommentars als Lesehilfe.

Bd. 2: Raimundus Lullus: Opera. Reprint of the Strasbourg 1651 Edition, with an Introduction by Anthony Bonner. Two Volumes. 1996.

Seit Ende des 16. Jahrhunderts lässt sich unter dem nachwirkenden Einfluss Ramon Llulls (1235-1316) ein gemein- samer Zug im europäischen Denken beobachten. In Llulls Ars generalis ultima und in seiner Ars brevis fanden Denker wie Alsted und Leibniz die Methode der Verbindung der verschiedenen Wissenschaften zu einer organischen Enzyklopädie des Wissens. Entscheidend für die Entwicklung war die Darstellung der neuen Methode in Lulls großen Artes und in den Kommentaren dazu von Giordano Bruno und Agrippa von Nettesheim, wie sie von dem Straßburger Verleger Lazarus Zetzner in der Ausgabe von 1651 zusammengestellt wurden. Sie enthält zusätzlich das wichtige Opus aureum von Valerius de Valeriis.

Bd. 3: Erhard Weigel (1625-1699): Werke. Herausgegeben u. eingeleitet von Thomas Behme. In drei Bänden. 2003-2008.

Bd. 3.1: Erhard Weigel: Universi Corporis Pansophici Caput Summum (1673). Das unvollendet gebliebene Werk enthält den Grundriss eines pansophischen Systems, welches alle Seinsbereiche sowie die zugehörigen Disziplinen dem Universalanspruch der mathematischen Methode unterwirft und sich dabei zugleich als ordo rerum begreift. Fußend auf der Lehre von den tres operationes mentis werden Begriffs- und Zahlenbeziehungen zunächst parallel entwickelt. Während aber für die Begriffsbeziehungen der artifizielle, nur eine Ordnungs- und keine Erkenntnisfunktion leistende Charakter herausgestellt wird, vermag nach Weigel allein die aestimative oder quantitative Erkenntnis zum Grund der Dinge vorzustoßen. Ferner wird die repräsentative Rolle der Geometrie für die allgemeine Pantometrie betont, die sich auch an ihrer Modellfunktion für die Strukturierung des Begriffs-, des Zahlen- sowie des moralischen Raums zeigt. Erst in der mathesis, die Weigel als den »genauen Ermessungs-Theil von einer ieden Wissenschafft« versteht, vollendet sich das Projekt der pansophischen Enzyklopädie. – Abgerundet wird der Band durch eine Einleitung, Sachkommentare sowie ausführliche Register. Erschienen 2003.

Bd. 3.2: Erhard Weigel: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen. Die vorliegende Schrift ist die bedeutendste des Jenenser Mathematikers, Astronomen und Philosophen Erhard Weigel zur Sozialphilosophie. Sie enthält eine pansophische Staats- und Gesellschaftslehre, die den Staat als moralischen Raum in Analogie zum Zahlenraum begreift. Der universellen Kompetenz der mathematischen Methode, die für Weigel allein zum Grund der Dinge vorzustoßen vermag, entspricht auch das Bestreben, bestimmte Zahlenschemata wie die Tetraktys als grundlegendes Bauprinzip in allen Seinsbereichen aufzuweisen. Ansätze zum kontraktualistischen Staatsgedanken sowie zu einer tendenziell autonomen Rechts- und Staatslehre bleiben eingebunden in eine Universalkonzeption, die die Analogie aller Seinsbereiche betont und in der Zielvorstellung einer Teilhabe an der göttlichen Sapientia gipfelt. - Eine Einleitung, Sachkommentare sowie ausführliche Register beschließen den Band. Erschienen 2003.

Bd. 3.3: Erhard Weigel: Analysis Aristotelica et Euclide restituta. Die Schrift enthält Weigels erste umfassende Darstellung seiner selbständigen Lehre, die die geometrische Methode in ihrer strengen Folgerichtigkeit als die wahre Philosophie und universell gültige Methode jedweder Wissenschaft begreift. In antischolastischer Stoßrichtung versteht sie sich zugleich als Restitution der unverfälschten Lehre des Aristoteles. Die Schrift ist in Sektionen über Definition und Subjekt des Beweises, Prinzipien des Beweises und Praxis des Beweises oder Methode gegliedert. Letztere entfaltet sich als methodus universalis durch sämtliche philosophischen Disziplinen zu einem umfassenden System der Weltweisheit, das in Gott als höchstem Gut bzw. Ursprung und Ziel der Wissenschaft gipfelt. - Eine Einleitung, Sachkommentare sowie ausführliche Register beschließen den Band. In Vorbereitung.

Bd. 4: Johann Lorenz Schmidlin: Pictura docens. Kritische Edition. Lateinisch und deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Fritz Felgentreu und Widu-Wolfgang Ehlers. 2007.

Der Sindelfinger Pfarrer Johann Lorenz Schmidlin (1626-1692) war Mitglied eines Gelehrtenkreises um Prinzessin Antonia von Württemberg (1613-1679), der - in Form eines 1673 in der Kirche zu Bad Teinach enthüllten Andachtbildes - eine Visualisierung pansophischer Weltdeutung entwarf. Als Pendant schuf Schmidlin eine Bildbeschreibung in lateinischen Versen. Die vorliegende Ausgabe macht die Dichtung Schmidlins erstmals zugänglich und leistet damit einen für Kunsthistoriker, Germanisten, Philosophen und Theologen gleichermaßen wichtigen Beitrag zur Erforschung der geistigen Strömungen des 17. Jahrhunderts.

Bd. 5: Robert Fludd: Utriusque cosmi historia. Faksimile-Ausgabe der Erstausgabe Oppenheim/Frankfurt, Johann Theodor de Bry, 1617-1621. Mit einer Einleitung von Wilhelm Schmidt-Biggemann. 2008. Erscheint in vier Bänden.

Robert Fludds (1574-1637) Utriusque cosmi historia ist ein Schlüsselwerk der mystischen Naturphilosophie der Frühen Neuzeit. Es ist eine Enzyklopädie aller Theorien, die in der Aufklärung als abergläubisch und irrational aus dem Kanon der Wissenschaftlichkeit ausgegrenzt wurden. Der Mediziner, Astrologe, Mathematiker und Naturphilosoph Fludd entwirft darin eine Kosmologie, die den Einfluss der Sterne auf das Weltgeschehen darlegt, die alle menschlichen Künste und Techniken seiner Zeit detailliert abbildet, beschreibt und in der Analogie zu ihren himmlischen Archetypen erläutert. Die Illustrationen machen dieses Buch zur schönsten Enzyklopädie der Frühen Neuzeit.

Bd. 7: Das Corpus Hermeticum. Bearbeitet, übersetzt und herausgegeben von Carsten Colpe und Jens Holzhausen. 1997 ff. Erscheint in drei Bänden.

Bd. 7.1 versammelt die griechischen Traktate und den lateinischen Asclepius. Bd. 7.2 bietet Exzerpte, Nag-Hammadi-Texte, Testimonien. Beide Bände sind 1997 erschienen. Ein Kommentarband mit einer wissenschaftlichen Einleitung und dem Forschungsstand von Carsten Colpe steht noch aus.

Bd. 8: Johann Valentin Andreae und Herzog August zu Braunschweig-Lüneburg. Ihr Briefwechsel und ihr Umfeld. Bearbeitet von Martin Brecht. Erschienen 2002.

Die Edition von Andreaes Gesammelten Schriften sieht keine Edition der Briefe vor, sondern lediglich ein Verzeichnis der Handschriften und Briefe im letzten Band. Es liegt daher nahe, den bisher kaum ausgewerteten Quellen in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel nachzugehen. Der Ertrag dieser Forschungen liegt hier in Gestalt einer Monographie vor.

Bd. 9: Robert Pring-Mill: Der Mikrokosmos Ramon Llulls. Eine Einführung in das mittelalterliche Weltbild, aus dem Katalanischen übersetzt von Ullrich Roth. Erschienen 2001.

Pring-Mills 1960 fertiggestellte Studie beschreibt das herrschende, aber oft vergessene Weltbild des Mittelalters – die Vorstellung vom Makrokosmos als einer Kette des geschaffenen Seins, die von den vier Elementen der materiellen Welt über die Himmelssphären nach numerologischen Strukturen zum Schöpfer selbst aufsteigt. Dabei kann er eine fundamentale Übereinstimmung der drei großen Religionen aufzeigen: Durch die Strukturen des Makrokosmos suchten Christen, Juden und Muslime gleichermaßen, ihre religiösen Überzeugungen darzustellen. Auch die Philosophie Ramon Lulls bedient sich dieser Vorstellung, um die christliche Lehre verständlich zu machen.

Bd. 10: Wilhelm Schmidt-Biggemann: Geschichte der christlichen Kabbala. In Vorbereitung. Erscheint in vier Bänden.

Bd. 10.1.: 1540 - 1600 Januar 2012.

Bd. 10.2.:  1600-1660. Erscheint 1. Halbjahr 2012.

Bd. 10.3.:  1660-1830. In Vorbereitung.

Bd. 10.4.:  Bibliographie. Bearbeitet von Wolfgang Dickhut. In Vorbereitung.

Bd. 11: Saverio Campanini: Lexikon der christlichen Kabbala. In Vorbereitung.

Dieses Lexikon der Hauptbegriffe der christlichen Kabbala präsentiert – ergänzend zur vierbändigen ›Geschichte der christlichen Kabbala‹ (Clavis Pansophiae 10,1-4) – in alphabetischer Ordnung Ideen und Stichworte, die die historische Entwicklung dieser intellektuellen Bewegung charakterisierten. Von »Abraham« bis »Zensur«, über Engelsnamen, hebräische Buchstaben und Begriffe wie »Tod durch Kuss« oder »kabbalistische Anthropologie« – dem Leser wird zum ersten Mal ein Panorama der zentralen Denkfiguren dieser christlichen Umdeutung der jüdischen Mystik angeboten. Zugleich wird jedes Stichwort um eine sorgfältig ausgewählte Textbeilage bereichert, die sich als eine umfangreiche Anthologie der christlichen Kabbala liest. Ein unentbehrliches Hilfsmittel für Historiker der Renaissance, Religions- und Literaturwissenschaftler und interessierte Leser.