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Synkopen

Die Synkope wurde in der Prosodie der early Jazz Poetry von Dichtern wie Langston Hughes entwickelten und bezeichnet grundsätzlich einen betonten Offbeat, also eine Verschiebung des Akzents, wenn eigentlich unbetonte Schläge betont bzw. Viertelnoten des Taktes durch Einfügen von Achtelnoten verschoben werden. Dies erzeugt rhythmische Spannung, da der Rhythmus auf eine unerwartete Weise variiert wird. Langston Hughes orientierte sich dabei an der synkopischen Struktur zeitgenössischer Jazzmusik, insbesondere am Cool Jazz und Be-Bop. Erste Anzeichen dieser Entwicklung finden sich schon in Hughes' Montage of a Dream Deferred von 1951. In Ask Your Mama. 12 Moods for Jazz von 1961 wird jedes Gedicht entsprechend mit ausführlichen Anleitungen zur musikalischen Begleitung versehen, was Hughes zum eigentlichen Begründer der 'Poetry-to-Jazz'-Bewegung werden ließ. Ein weiteres wichtiges Beispiel ist sicherlich LeRoi Jones, der zweite Gründervater der modernen schwarzen Lyrik, der den Synkopismus schwarzer Musik und die rhythmische bzw. klangliche Qualität des 'Black English' ebenfalls entscheidend prägte.

Das Muster der Synkope kann in der Phrasierung natürlich extrem beschleunigt werden, wie etwa das Werk von Saul Williams zeigt, einem US-amerikanischen Autor, Poeten, Schauspieler, Rapper und HipHop-Sänger, der vor allem wegen seiner Spoken-Word-Alben und dem Film Slam bekannt ist, und der 1996 Titelträger des Nuyorican Poets Cafe Grand Slam Championvon wurde. Williams Raplyrik steigert den Synkopenrhythmus der klassischen Moderne in Achtel- und Sechzehntelnoten, die nun mit weit komplexeren lyrischen Rhythmen unterlegt sind. Zudem ändert sich hier der kulturkritische Blick: Das Gedicht 1987 als dem Band The dead Emcee scrolls verwendet fast ausschließlich Markennamen und Kulturreferenzen - "Acid wash Guess with the leather patches, / sportin the white Diadoras with the hoodie / that matches. I'm wearing two Swatches and / a small Gucci pouch" -, und bedient sich einer weit höheren Silbenzahl, als dies in der Jazzlyrik von Langston Hughes der Fall war. Ähnlich schnelle Rhythmisierungen finden sich auch in der Lyrik des HipHop-Poeten und Poetry Slammers Bas Böttcher, dessen Gedicht Babylon 2.8 vergleichbare Synkopierungen im Sinne des HipHop verwendet. Auch Böttchers Intonation weist eine Nähe zum akzentuierenden Rhythmus des Rap auf, bei dem die erste Silbe und drei weitere betont werden, während beliebig viele (normalerweise zwischen sechs und zwölf) unbetont bleiben. Dabei wird erst in der gesprochenen Version des Hörbuchs deutlich, das in der Regel jeder Vers mit einer betonten Silbe beginnt, die erste betonte Silbe ausbleibt und somit eine in der Rapmusik übliche Synkopierung erzeugt wird (Vgl. dazu: Badger 2008, 240).

Literatur:

Billy Badger: „Gutes Wetter für Rap Poetry: Bastian Böttchers ‚Drei-Jahreszeiten-Trilogie‘“, in: Gert Reifarth (Hrsg.) Das Innerste von Außen: Zur deutschsprachigen Lyrik des 21. Jahrhunderts, Würzburg 2008, S. 231-253.