Springe direkt zu Inhalt

Permutation

Die Permutation meint die Umstellung oder Vertauschung von Wörtern oder Satzteilen bzw. eine fortschreitende  Kombination und Neuanordnung von sprachlich-semantischen Elementen eines Gedichtes. Die Ursprünge dieser Technik liegen in der Moderne wohl in den Texten Gertrud Steins, aber auch der Engländer Brion Gysin, einer der Begründer der Beatnik-Bewegung und Erfinder von neuen Formeln wie dem Collagen-Roman, hat seine phonischen Texte nach diesem Prinzip verfasst. "I am" ist ein Beispiel für dieses Verfahren, weil es ausschließlich aus Permutationen der biblischen Worte "I am what I am" besteht. In Deutschland wurde das Prinzip insbesondere durch die konkrete Poesie Eugen Gomringers bekannt, der sie in seinem Essay vom vers zur konstellation am Beispiel seines Gedichtes 'avenidas' erläuterte: "avenidas / avenidas y flores // flores / flores y mujeres // avenidas / avenidas y mujeres // avenidas y flores y mujeres y / un admirador". Dabei gehen in diesem Fall die Prinzipien der Reduktion und der Kombination der Permutation voraus: Zunächst reduziert Gomringer Vokabular - 'avenidas' besteht nur aus sechs verschiedenen Wörtern - und Syntax des Gedichtes, insofern die Wörter nur durch 'y' (= und) verknüpft sind. Zugleich werden die Wörter in jeder Zeile anders als in der vorhergehenden kombiniert, was wiederum die Permutation ausmacht: Die wiederholten Wörter haben stets eine andere Position im Gedicht.

Andere Beispiele für diese Technik sind nach Ulrich Bernd zudem die Anagrammatik, also die "Umstellung der Lettern bzw. Silben eines Wortes, eines Namens, einer Wort- gruppe oder eines Verses zu einer neuen sinnvollen Lautsequenz", wie sie außer bei Eugen Gomringer auch in der Lyrik von Michael Lentz vorkommt; die Simultangedichte etwa von Gerhard Rühm; sowie die Palindromtechnik, die neben dem Ideogramm, der Konstellation, dem Typogramm und dem Piktogramm zu zu den Grundformen der konkreten Poesie zählt, und die insbesondere im Werk Oskar Pastiors eine zentrale Rolle spielt: In seiner Gedichtsammlung Kopfnuß - Januskopf verwendet Pastior vor allem Wörter- und Silbenpalindromtexte. Weitere Beispiele sind die sogenannten Proteusverse, bei denen die Wörter seriell ihre Plätze im Vers tauschen können und dadurch Sinnverschiebungen erzeugt werden, oder die metabolistischen Gedichte aus Pastiors Gedichtband Eine kleine Kunstmaschine.

Literatur:

Ernst, Ulrich: Permutation als Prinzip in der Lyrik. In: Poetica 24 (1992), S. 225–269.